2003 baute Landwirt André Windlin von der Herrschwand einen Laufstall und stellte auf ein Vollgüllesystem um. In die Hochliegeboxen für die Mutterkühe wird viel Strohmehl eingestreut, entmistet wird mit einem Schieber. Schon bald habe er gemerkt, dass die Gülle so aber einfach zu dick ist, selbst die Güllepumpen hatten Mühe. Und auf den Wiesen störten beim Ausbringen mit dem Schleppschlauch die dicken Streifen mit den vielen Feststoffen. Die waren selbst beim späteren Mähen noch sichtbar, so dass gerade bei häufiger Mahd das Futter nicht sauber war.
Dicke Gülle problematisch
So dicke Gülle kann nicht gut sein für das Futter, vor allem nicht für Silage, sagte sich Windlin, der sowohl in Ballen wie auch ins Fahrsilo einlagert.
Gerade in höheren Lagen wie hier auf gegen 1000 Meter über Meer sei eine intensive Bewirtschaftung von nicht raigrasfähigen Wiesen sehr heikel, erklärt Windlin. Da müsse auch die Güllewirtschaft angepasst werden, damit die Pflanzenbestände nicht leiden.
Selber Separator gekauft
So kaufte er nach einer Vorführung der Firma Fankhauser Malters LU, schon vor bald 15 Jahren, selber einen kleinen ein-fachen Separator, um wieder dünnere Gülle zur Verfügung zu haben. Dünne Gülle fliesse sofort ins Wurzelwerk, stehe Pflanzen viel besser zur Verfügung, als wenn diese noch viele organische Stoffe beinhalte. Die grünen und noch Mitte November schönen Wiesenbestände beweisen dies. «Der Stickstoff wirkt besser, und die Geruchsimmissionen sind geringer bei dünner Gülle.» Auch der separierte Festmist lasse sich viel besser ausbringen, und dringe viel besser in die Böden ein. Das sei gerade im Frühjahr vorteilhaft, wenn die Wiesen später geheut werden, erklärt Windlin.
Seit bald einem Jahr mietet Windlin nun ein damals neu konstruiertes System von Hans Flück, Flück Landmaschinen, Kerns OW, ein. Der Separator ist auf einem kleinen Anhänger platziert und wird samt allem Zubehör und Förderband an Kunden ausgeliehen. Inzwischen wurden bereits während über 500 Betriebsstunden die Gülle von rund 20 Nid- und Obwaldner Bauern so separiert. «Wir zahlten anfänglich schon etwas Lehrgeld, denn Gülle ist nicht gleich Gülle», erklärt Hans Flück bei der Vorführung auf dem Betrieb Windlin. Nun seien die Erfahrungen aber sehr positiv. Rund dreimal jährlich setzt Windlin den Separator von Flück ein.
Drucksensor reguliert
Konstruiert wurde das System von Martin Krummenacher, der schon die Lehre bei Flück Landmaschinen absolvierte. Ziel sei es gewesen für die Region angepasst einen kleinen kompakten Separator zu bauen, der überall einsatzfähig sei. Das sei kein Standardseparator, sondern er werde mit einem Frequenzumformer auf der Schneckenpumpe betrieben, erklärt der Mechaniker. Der Separator ist mit einem Drucksensor ausgerüstet, die Elektronik berechnet die Drehzahl des Motors und kann den Druck auf das Separatorsieb anpassen. So werden je nach Gülle unterschiedlich Feststoffe abgetrennt, so dass das System mit angepasstem Druck stets optimal funktioniert.
Gülle gut aufrühren
Wenn es ideal laufe, können 15 m3 Gülle pro Stunde separiert werden. 2,5 bis 3 m3 Feststoffe könnten so abgetrennt werden. Wichtig sei, dass die Gülle vorher gut aufgerührt sei. «Wenn die Gülle zu dick ist oder einen dicken Deckel hat, funktioniert es nicht», betont Krummenacher. Bisher wurde fast ausschliesslich Rindergülle separiert, der Separator wäre aber sicher auch bei Schweinegülle mit Stroh einsetzbar.
Gerät selber bedienen
Wer als Kunde etwas Routine habe, könne den Anhänger mit dem Auto selber holen, das System einrichten und einsetzen. Abgerechnet wird nach Einsatzstunden, eine kostet 30 Franken. Bei erstmaligem Einsatz werden für das Installieren, in Betrieb Nehmen, Erklären und Abholen noch einmalig 50 Franken verrechnet. Die Erfahrungen bisher seien sehr gut, betont Hans Flück. Ein nächstes Projekt, auch auf Wunsch von André Windlin, sei die Möglichkeit, die Dünngülle in separate Gruben fliessen zu lassen. Heute werde meist aus der gleichen Grube angesaugt und die separierte Gülle wieder eingelassen, so dass die Trennung irgendwann nicht mehr effizient sei.
Interesse steigt
Das Interesse am Gülle Separieren wachse in der Region, vorteilhaft sei das kompakte kleine System, findet Krummenacher. Mit anderen grossen Systemen auf Lastwagen könnten eben viele Betriebe in der Region gar nicht angefahren werden. Das mietbare Angebot spreche sich herum, und vor allem wenn für das Güllen der Schleppschlauch bald obligatorisch würde, dürfte das Interesse für das Separieren auch im Berggebiet weiter zunehmen.
Betrieb Herrschwand
Betriebsleiter: André Windlin
Ort: Herrschwand, Melchtal OW
Flächen: 27 ha, Bergzone III, zudem Alpbetrieb im Melchtal
Tierbestand: Angus-Mutterkuhbetrieb, 35 GVE davon 27 Kühe und 20 Stück Jungvieh
Nebenerwerb: Landwirtschaftsamt Obwalden, sowie politisch tätig