Es herrscht eine grosse Unwissenheit über die Wirkung von Güllemittelzusatzstoffen. Studien zur eindeutigen Reduktion von Ammoniak – beispielsweise von Bakterienpräparaten – sind aufwendig und sehr teuer. «Viele Betriebe berichten von positiven Erfahrungen, aber nur die wenigsten aktuell auf dem Markt erhält­lichen Produkte wurden auch wissenschaftlich untersucht», schreibt Daniel Nyfeler, Berater Futterbau vom Kompetenzzentrum Arenenberg, in einer Publikation zu Güllezusätzen.

Viel Potenzial vorhanden

Laut einem vom Arenenberg durchgeführten Versuch waren die Resultate beim Einsatz eines Bakterienpräparats in der Gülle nicht eindeutig. In einer Diskussionsrunde am Arenenberg, an der unter anderem Vertreter des kantonalen Amts für Umwelt teilnahmen, zeigte sich aber, dass für eine seriöse Prüfung der Wirksamkeit wesentlich aufwendigere Versuche gemacht werden müssten. Jedoch waren sich alle Diskussionsteilnehmer einig, dass der Hofdünger ein grosses Potenzial bezüglich Verminderung der Verluste und Nutzen im Pflanzenbau aufweist.

Effektive Mikroorganismen 

Es gibt verschiedene Güllezusatzpräparate wie beispielsweise diejenigen von der Firma EM Schweiz. Geschäftsführer Ueli Rothenbühler erklärt, wie Landwirte und Landwirtinnen die Effektiven Mikroorganismen (EM) anwenden können. 

Die Präparate beinhalten Mikroorganismen, die unter Luftzufuhr und Luftabschluss arbeiten. Dies habe den Vorteil, dass die Gülle nicht immer wieder gerührt werden müsse. Die wertvollen Stickstoffverbindungen in der Gülle würden durch das Präparat zu mikrobiellem Eiweiss verstoffwechselt. Das Gas – Ammoniak – solle somit über die Lagerzeit bis zur Ausbringung gebunden werden. Bei intensiver Tierhaltung, beispielsweise von Schweinen, müsse der Anwender die Präparate höher dosieren. Die alte Restgülle im Lager soll mit einem Liter pro Kubikmeter behandelt und anschliessend eingerührt werden. Bei anfallender Frischgülle wird empfohlen, das Präparat einfach in den Querkanal oder Schwemmkanal zu leiten. 

Bio Suisse hat die Güllemittelzusatzstoffe auf der Positivliste, somit sind die Präparate auch für Biobetriebe anwendbar. Auf dem Markt existieren sehr viele Güllemittelzusatzstoffe. Selbst Ueli Rothenbühler sagt: «Ich bin erstaunt über die Vielfalt der Präparate.» Der Unterschied zu EM sei, dass eher der Prozess die Wirkung erziele als ein zusätzlicher Stoff. 

Waschwasser schadet den Effektiven Mikroorganismen

Ein hoher Antibiotikagehalt sowie Waschwasser in der Gülle, zum Beispiel von der Melkan­lage, würden die EM hemmen. Als Kosten für die Güllepräparate rechnet er mit zirka 15 Franken pro GVE und Jahr.

«Jeder Betrieb ist anders, so auch die Gülle.»

Armin Gwerder, Betriebsleiter eines Milchviehbetriebes aus Muotathal SZ.

Armin Gwerder aus dem Muotathal SZ setzt die EM zusammen mit Pflanzenkohle auf seinem Milchviehbetrieb ein. «Alle zwei Wochen gebe ich etwas in den Mist und in die Gülle zusammen mit Pflanzenkohle.» Im Winter sei es weniger, da die Bakterien zum Arbeiten mehr Wärme bräuchten.

Seit der Hofübernahme 2017 setzt er die EM gesamtbetrieblich ein, auch zum Beispiel in der Kälbertränke und beim Silieren. Vor zwei Jahren begann Armin Gwerder zusätzlich mit Pflanzenkohle in der Gülle.

Vorteil im Schleppschlauch

Er arbeite schon relativ lange mit einem Schleppschlauch-Verteiler und habe dort Probleme am Schneidkopf mit der Fliessfähigkeit gehabt. Seit dem Einsatz der EM und der Pflanzenkohle würde alles sauber fliessen. «Wenn ich den Schlauch abhänge, läuft die Gülle fliessend durch.» Auch könne er diesen Effekt im Schauglas beobachten.

Er arbeitet viel auf anderen ­Betrieben und fährt dort die ­Gülle aus. «Kein Betrieb ist gleich, es gibt beim Einsatz nur individuelle Lösungen.» Den Einsatz von Güllepräparaten würde er jedem empfehlen, einmal auszuprobieren, da der personelle und finanzielle Aufwand sich in annehmbaren Grenzen halte.