Warum bauen Bauern und Waldeigentümer nicht selten neue Häuser in Beton und Backstein bis unters Dach, obwohl sie doch selber meist in Holzhäusern aufgewachsen sind? Liegt es am vermeintlichen höheren Komfort, dass man endlich mehr helle, hohe und wärmere Räume will? Oder am vermeintlich höheren Preis von Holzbauten? Oder an der Empfehlung des Architekten, weil der keine Erfahrung mit Holz hat? Oder am Baumeister, selbst landwirtschaftliche Baugenossenschaften, die eben lieber selber auf Backsteine und Beton setzen, statt mit regionalen Holzbauern zusammenzuarbeiten?

 

Bauern bauen mit Holz

Wir bringen in einer losen Folge Beispiele von Bauern, die beim Bauen auf Holz setzen. Auch solche, die kein Holz vom eigenen Wald verwenden konnten. Und gleichwohl überzeugt sind, dass dieser einheimische Rohstoff aufgrund der vielen Vorteile wieder mehr verwendet werden sollte. Wie das früher und über Jahrhunderte der Fall war und sich bewährt hat. Gerade in der Landwirtschaft.​

 

Vordach als Wetterschutz

Was er von Berufskollegen oft höre, sei die Angst vor der Verwitterung, wenn mit Holz gebaut werde, sagt Landwirt Josef Weingartner, Unterarig, Buttisholz. Da sei doch bald wieder nachzumalen oder die Fassade schon nach Jahren zu ersetzen, werde befürchtet. Er habe deshalb bei seinem Neubau auf eine sägerohe Fassade und einen grauen Anstrich geachtet, der komme der farblichen Verwitterung ähnlich. Und vor allem sei ein grosses Vordach wichtig. «So werden wir sehr lange Ruhe haben», ist er überzeugt.

«Wir verlangten ganz klar Schweizer Holz, auch wenn das etwas teurer war.»

Josef Weingartner aus Buttisholz insistierte beim Holzbauer, dass dieser einheimische, nachwachsende Rohstoff verwendet wird.

Holz ist wieder mehr gefragt

Wie Josef Weingartner setzen derzeit erfreulicherweise wieder mehr Bauherren und Bauern auf Holz, zumal mit diesem einheimischen und nachwachsenden Baustoff in den letzten Jahren enorme technische Fortschritte erzielt wurden. Er konnte kürzlich einen Ersatzneubau für ein älteres, nicht mehr zeitgemässes Stöckli-Wohnhaus aus den 70er-Jahren, noch in Beton und Backstein gebaut, realisieren. Früher war der Hof verpachtet, Weingartners Schwiegervater behielt die Schweinescheune und konnte so dieses zusätzliche Wohnhaus bauen. «Damals lebten somit noch zwei Familien auf dem Hof», erzählt Charlotte Weingartner. Sie setzten beim Neubau auf Holz, zumindest für den Teil, der neu gebaut wurde. Das betonierte Untergeschoss und das gemauerte Treppenhaus blieben bestehen.

Schweizer Holz verlangen

Holz sei ein nachwachsender Rohstoff und er habe ja selber auch Wald und lege Wert auf eine fachgerechte Pflege, vermittle die Freude am Wald auch dem Lehrling, begründet Weingartner diese Materialwahl. Zudem würden jährlich 120 m3 Holzschnitzel produziert und damit vier Wohnungen auf dem Betrieb beheizt. Auch der Neubau ist an dieser Schnitzelheizung angeschlossen. Es war für sie deshalb selbstverständlich, mit Holz zu bauen, denn das ermögliche ein viel behaglicheres Wohnen. Sepp selbst wohnt mit Frau Charlotte noch im nahen Bauernhaus, mit viel Holz innen und auch beim Mobiliar. Es sei aber vorgesehen, dass sie bei der Betriebsübergabe mal ins Stöckli zügeln, derzeit wohnt dort noch ein Sohn, eine weitere Wohnung ist fremdvermietet. Eigenes Holz zu verwenden, sei zwar nicht möglich gewesen, der Vorrat im Wald sei nicht gross gewesen und viel brauche er als Energieholz. Zudem würden heutige Zimmereien häufig nicht mehr selber abbinden, sondern bestellen die Holzelemente extern bei grossen Werken. «Aber wir verlangten ganz klar Schweizer Holz, und die Firma Schilliger konnte dies liefern», betont Weingartner. Der Mehrpreis von 7000 Franken gegenüber ausländischem Holz für die verbauten rund 60 m3 sei ihm die hiesige Herkunft Wert gewesen.

Im Neubau konnten wieder zwei Wohnungen, allerdings grössere als vorher, realisiert werden. Eine 4,5- mit 125 m2 und 5,5-Zimmerwohnung mit 144 m2. Dies, weil es sich um einen altrechtlichen Bau handelte und das Wohnvolumen mit Bonus vergrössert werden konnte. «Die Mieterschaft hat heute Ansprüche, und wir legten Wert auf einen guten Standard, so mit Zentralstaubsauger, zwei Nasszellen und Eichenparkett in Massivholz», erklärt Josef Weingartner.

Viele Eigenleistungen

Mit den Raumplanungsbehörden gab es schon einige Diskussionen, so wegen der Hausform und der Umgebungsgestaltung, Wesensgleichheit wurde vorausgesetzt. Weingartner stellt fest, dass offenbar die Baubehörden nicht immer mit gleichen Ellen messen. Was in der einen Gemeinde möglich ist, scheint anderswo nicht zu gehen. Eine einheitliche Praxis würde er sehr begrüssen.

Die Bewilligung Ende 2016 sei aber schlank durch. Im Frühjahr 2017 wurde das bisherige Haus rückgebaut, weitgehend von Josef Weingartner selber, zusammen mit dem Lehrling. Im Sommer wurde mit dem Neubau begonnen. Ende 2017 konnten die Wohnungen schliesslich bezogen werden.

Geschätzt hat er die finanzielle Unterstützung durch die landwirtschaftliche Kreditkasse. Dank viel Eigenleistungen und weil er bei den Unternehmern auf gute Bekannte setzen durfte, konnte verhältnismässig preisgünstig gebaut werden. So arbeitet der jüngere Sohn bei einer Sanitär-Heizungsfirma und konnte so Unterstützung leisten. Der ältere Sohn und voraussichtliche Hofnachfolger half beim Umbau mit seinem eigenen Bagger ebenfalls viel mit, vor allem bei den Umgebungsarbeiten. Und Sepps Bruder sorgte mit der Firma Weingartner Meier aus Oberkirch für den Holzbau. Diese besorgte auch die ganze Planung bis zur Baueingabe, ein Architekt war nicht nötig. Auch dank den tiefen Bankzinsen leisteten sie sich eher grosszügige Wohnungen.

Speditive Bauweise

Die Konstruktion erfolgte mit einem Holzrahmenbau, das vertikale Traggerippe wurde ausgedämmt und je mit einer Beplankung versehen. Konkret besteht der Wandaufbau von innen nach aussen aus einer verputzten Fermacell-Platte, einem mit Saglan ausgedämmten Installationsrost 60 mm, einer luftdicht verklebten OSB-Platte, einem ausgedämmten Ständer 60 /160 mm, einer Weichfaserplatte 35 mm, einer stehenden Hinterlüftungslatte, einem liegenden Lattenrost, und schliesslich einer ­vertikalen sägerohen Fassadenschalung mit Nut und Kamm. Diese wurde zweimal grau lasiert und sei dank dem stark auskragenden Vordach gut witterungsgeschützt, ist Weingartner überzeugt.

Zumindest einen Teil des Hauses in Holz zu bauen, würde er jedem Bauherrn empfehlen. Dank den vorgefertigten Elementen könne sehr speditiv gebaut werden, und die Behaglichkeit sei einfach viel besser. «Zudem sind Holzhäuser viel langlebiger, nachhaltiger und passen besser in die Landschaft.»Josef Scherer

 

Betrieb Unterarig

Betriebsleiter: Josef und Charlotte Weingartner
Ort: Unterarig, Buttisholz
Flächen: 22 ha LN, 7 ha offene Ackerfläche mit Getreide und Mais; 0,7 ha Weihnachtsbäume, alle ab Hof vermarktet; 3,3 ha Waldfläche.
Tiere: 30 Milchkühe, Milch geht an ZMP; 300 Mastschweineplätze nach BTS und RAUS, Schweine über IP-Suisse vermarktet
Arbeitskräfte: Betriebsleiterpaar, ein Lehrling. Sohn Melchior arbeitet derzeit noch auswärts, wird aber ­demnächst im Betrieb einsteigen.