Die Wälder leiden. Auch wegen der Corona-Massnahmen. Das Virus sorgt dafür, dass die Verarbeitung von Holz erschwert, der Verkauf für den Export teilweise eingebrochen ist, die Sägereien die Annahme stoppten, die Abfuhr von geschlagenem Rundholz aus dem Wald nicht mehr gewährleistet ist und deshalb auch kein Holz mehr geschlagen wird – und vor allem kein Frischholz.

Bauen mit Holz im Trend

Diese Krise dürfte aber vorübergehend sein, der Baustoff Holz liegt im Trend. So lässt Schilliger Holz, einer der grössten Schweizer Holzverarbeiter, im aktuellen «Wald und Holz» verlauten, dass die Auslastung im Werk Haltikon bei Küssnacht nach wie vor recht hoch sei, das Geschäft mit Schweizer Kunden gut laufe und wohl Mitte Mai die Einschränkungen bei der Holzannahme wieder gelockert werden könnten.

Immer mehr Energieholz

Weniger optimistisch sind die Prognosen für Energieholz. Die schwächelnden Wälder sorgen für eine deutliche Zunahme von schwachem Holz. Gründe sind die Trockenheit der letzten Jahre, die vielen Stürme und die gerade dieses Jahr wieder zu erwartende Explosion an Borkenkäfern.

Der Klimawandel wird dazu beitragen, dass sich die Waldbestände verändern. Daher werden viele Baumarten nicht mehr Standortgerecht sein und könnten als Energieholz anfallen. Das bestätigen Waldfachleute und warnen vor dem zunehmenden Überangebot an Energieholz. Vor allem der ­Anteil Fichten und Buchen werde in den nächsten Jahrzehnten ­wegen des Klimawandels markant zurückgehen. Dazu kommt das Eschentriebsterben. In den Schweizer Wäldern werde der Anteil Laubbäume zunehmen, was den Anteil Energieholz weiter erhöhe. Dies, weil Laubholz sich weniger für Bau- und Möbelholz eigne, erläuterte Holzenergie Schweiz an einer Medienorientierung zum Wandel im Wald im Januar.

Waldpflege ist nötig

Zwar könnte mehr Schwachholz einfach in den Wäldern liegen gelassen werden, so dort, wo der Anteil Totholz ohnehin gering ist. Das könnte auch der geforderte Erhöhung der Biodiversität nachkommen. Allerdings kann fehlende Waldbewirtschaftung und -pflege diverse Waldfunktionen gefährden, so die Schutz- und Erholungsfunktion. Vergessen wird oft auch, dass Waldeigentümer – der Wald ist zu einem grossen Teil in bäuerlicher Hand – keine Bewirtschaftungspflicht haben. Anderseits erwartet die Gesellschaft vor allem nahe von Siedlungsgebieten gepflegte und sicher ­zugängliche Wälder. Waldbewirtschaftung muss somit kostendeckend sein, das ist derzeit in den meisten Fällen jedoch nicht gewährleistet. Vor allem die zunehmende Menge von Energieholz erzielt oft nur geringe Preise.

Gemeinden sind gefordert

Die Branche fordert deshalb auch ein Engagement von Gemeinden. «Holzenergieanlagen mit Wärmeverbünden wären eine wertvolle Absatzmöglichkeit und könnten einen wichtigen Beitrag an die Waldpflege leisten», betont beispielsweise Wald Luzern im Argumentarium für die Holzenergie. Regionale Grossabnehmer von Holzschnitzeln werden deshalb künftig stark an Bedeutung gewinnen.

Im Aufwind und von Bund und einigen Kantonen gefördert werden Wärmeverbünde, beziehungsweise thermische Netze, weil auch Kälte produziert werden kann. Derzeit würden lediglich fünf Prozent des Gebäudeparks mit Fernwärme versorgt. Das Potenzial sei aber gross. In der Energiestrategie könnten 40 Prozent des Energiebedarfs durch Netze übertragen werden, heisst es bei Energie Schweiz. Einen grossen Anteil daran kann neben Abwärme auch Biomasse und vor allem Holz haben.

 

Energieholz in Zahlen

Holzenergie hat heute einen Anteil von rund 5 Prozent am Gesamtenergieverbrauch, bei der Wärme sind es über 11 Prozent. Zwar hat seit 1990 der Energieholzverbrauch schon um über 50 Prozent zugenommen. 2018 wurden rund 5,1 Mio m3 Energieholz genutzt, das zusätzliche Potenzial beträgt aber weitere rund 2,7 Mio m3. Somit wären fast 8 Mio m3 nutzbar, 50 Prozent mehr als heute. Dieses Potenzial sei nutzbar ohne Übernutzung der Wälder und ohne Konkurrenzierung höherwertiger Verwendungszwecke von Holz, informiert Holzenergie Schweiz. Die zusätzliche Brennholzmenge entspricht 500 00 t Heizöl und könnte 1,5 Mio t CO2 einsparen.

Der Holzverbrauch in Stückholzheizungen hat sich seit 1990 auf 1,2 Mio m3 halbiert, jener in Schnitzelheizungen hingegen auf 2,1 Mio m3 vervierfacht. Zugelegt hat in den letzten 30 Jahren auch der Energieholzverbrauch in Pellet- und Altholzfeuerungen sowie in Kehrichtverbrennungsanlagen, zusammen sind dies heute 1,69 Mio m3. Rund 2000 dieser Anlagen sind an Fernwärmenetze angebunden.

Bis 2035 sollen dank Effizienzsteigerung und sofort verfügbarem Zusatzpotenzial an Energieholz 15 Prozent des Wärme- und Strombedarfes der Schweiz mit Holzenergie gedeckt werden. Zunehmend interessant wird die Holzvergasung zur Stromerzeugung. So kann in Holzheizwerken durch Wärmkraftkoppelung auch Strom produziert werden. Holzvergaseranlagen gibt es beispielsweise bereits bei Sägereien in Ettiswil LU und Escholzmatt LU oder bei einer Möbelfabrik im schwyzerischen Muotathal. Grossanlagen, welche Waldholz verbrennen und mit Dampfturbinen Strom erzeugen, gibt es schweizweit bereits rund ein Dutzend.