Bauen mit Holz bietet zahlreiche Vorteile. So etwa Langlebigkeit oder gute Wärmedämmeigenschaften. Wenn dazu Schweizer Holz verwendet wird, ist das noch besser. Dass aus Holz durchaus schöne Objekte entstehen können, zeigt das neu eröffnete Hotel Revier in Adelboden BE eindrücklich. Die Vollholz-Zimmer sind in Holzmodulbauweise entstanden. Die Module wurden von der Firma Künzi und Knutti AG mit den beiden Partnerfirmen Holzbau Burn AG und Pieren & Cie AG, alle Adelboden, bis auf einige wenige Details in den Betrieben hergestellt und funktionstüchtig und bezugsbereit auf die Baustelle geliefert. Dies teilt Aaron Zurbrügg, Geschäftsführer der Künzi und Knutti AG auf Anfrage mit. Diese Art zu bauen, werde Zukunft haben, ist er sich sicher. Die Vorteile seien hohe Planungssicherheit, gleichbleibend hohe Qualität, wetterunabhängige Produktion und kurze Montagezeiten.

Fichte aus Österreich

Das Hotel Revier – aus Holz und von örtlichen Handwerkern gefertigt – könnte als Vorzeigeobjekt bezeichnet werden. Wäre da nicht der Umstand, dass das verwendete Fichtenholz aus Österreich stammt. Eine Tatsache, auf welche die ausführenden Holzbaufirmen keinen Einfluss hatten. Der Lieferant ist durch die Bauherrschaft, die Fortimo AG, ein Immobiliengeschäft aus St. Gallen, bestimmt worden. Diese erklärt auf Anfrage: «Das Holz stammt aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern. Der Blockholzplattenlieferant war die Firma Binder aus Österreich. Die stabförmigen Bolzbauteile stammen ebenfalls aus der genannten Region. Die Verfügbarkeit der Menge, die Lieferfristen, beziehungsweise die Verfügbarkeit und Formate haben mitgeholfen den Entscheid so zu fällen.» Durch den Neubau des Hotels ist nicht nur der Ferienort Adelboden attraktiver geworden, es wurde und wird Einkommen für die einheimische Bevölkerung generiert, was mithelfe, die Region nachhaltig zu stärken und die einsetzende Abwanderung zu bremsen», betont Fortimo AG.

Von Siebenthal ist sprachlos

«Das tut mir weh», ist die Reaktion von Erich von Siebenthal, Nationalrat und Präsident der Berner Waldbesitzer (BWB), als er vom Holzhotel mit ausländischem Rohstoff erfährt. Er, sonst in jeder Situation wortgewandt, ist kurz sprachlos. Auch für Adelboden ist der Schutzwald überlebenswichtig, fährt von Siebenthal fort. Um den gesund zu erhalten, müsse jedes Jahr viel Holz geschlagen werden. Dass Bauherren da nicht solidarisch handeln würden, ist für ihn nicht nachvollziehbar. Von Siebenthal richtet einen dringenden Appell an alle Bauherren, Planer und Zuständigen, die Vorteile von heimischem Holz zu nutzen (kurze Transportwege, Arbeitsplätze, CO2). Die Verantwortung, den Kunden die Vorteile von Schweizer Holz aufzuzeigen, liege bei allen Akteuren, die direkt Kontakt zu den Bauherren haben. Beim Einsatz von Schweizer Holz empfiehlt von Siebenthal, früh genug zu planen und bestellen.

Wer nur Schweizer Holz will, muss dies früh kommunizieren

Dies bestätigt Daniel Weibel, stellvertretender Leiter der Zimmereiabteilung bei der GLB Genossenschaft. Auf deren Website ist die Deklaration von verwendetem Holz und Holzprodukten mit den Herkunftsländern zu finden. Die Schweiz ist bei vielen Hölzern und Holzprodukten aufgeführt. Daneben gibt es auch andere Ländercodes. Auf Nachfrage erklärt Weibel, dass meist objektspezifisch entschieden wird, ob Schweizer oder ausländisches Holz eingesetzt werde. Bei Ökonomiegebäuden verwendet die GLB oft Schweizer Holz. «Wir verfügen in der Schweiz über Brettschichtholzhersteller, welche ihre Produktion auf Schweizer Holz eingestellt haben. Somit ist für die grossen Querschnitte ebenfalls eine Lösung in Schweizer Holz möglich», so Weibel. Im Grundsatz sei das auch für Privatbauten kein Problem, sofern die Bauherrschaft den Wunsch frühzeitig äussere. Denn der Trend, auf moderne Bearbeitung und kurze Vorbereitungszeiten zu setzen, ist in der gesamten Holzbranche aktuell. Die sehr kurzen Lieferfristen von Stangenwahre in grossen ausländischen Sägewerken führt zur Verwendung von Importholz. Für Schweizer Massanfertigungen sind längere Lieferfristen einzuplanen. Zudem sei die Kundschaft etwas in der Produkt- und Qualitätsauswahl eingeschränkt. «Der Trend, Schweizer Holz zu verwenden nimmt wieder etwas zu, was uns als Schweizer Holzbaubranche sehr freut», betont Daniel Weibel.

Schwierige Zeiten für Waldbesitzer

Trotzdem leiden die Schweizer Waldbesitzer. Der schwierige Absatz von Holz, besonders in minderen Qualitäten, hat sich durch die Corona-Pandemie noch verschärft. Dazu kommt, dass der Borkenkäfer im zweiten Jahr nach dem Sturm Burglind so früh wie noch nie aktiv wurde, erklärt Erich von Siebenthal. Er fürchtet gar, dass das Käferproblem vor allem in tieferen Lagen eskalieren wird. «Die Schweizer Waldbesitzer könnten ihr Holz verschenken, es wäre gegenüber ausländischem Holz immer noch zu teuer. Für Waldbesitzer ist die Situation tragisch», bedauert der Nationalrat. Und: «Somit ist absolut inakzeptabel, was auf dem Holzmarkt abgeht.»

 

Der gesetzliche Verhinderer

Immer wieder bemängeln Berner Politiker, dass der Kanton selbst zu wenig heimisches Holz einsetze. Die BauernZeitung fragte nach, wie sichergestellt wird, dass nur Schweizer Holz verwendet werde. Hugo Fuhrer, Abteilungsleiter im Amt für Grundstücke und Gebäude des Kantons Bern erklärt, dass dies nicht möglich sei. Es müssen die Grundsätze für öffentliche Beschaffungen berücksichtigt werden. Das schweizerische Beschaffungsrecht sei im Lichte des internationalen Übereinkommens über das öffentliche Beschaffungswesen zu sehen. Dieses verbietet inländische Waren, Dienstleistungen oder Anbieter generell zu bevorzugen und so ausländische Waren oder Dienstleistungen zu diskriminieren.

Eine Ausschreibung, die ausschliesslich Schweizer Holz verlangt, wäre daher unzulässig. Ausserdem schreibe der Kanton etwa einen Zimmereiauftrag aus, er kaufe nicht nur das Holz dazu. Das liefert die Firma, welche den Zuschlag für den Auftrag bekommt. Ob diese die Offerte mit Schweizer Holz berechnet hat oder nicht, ist für den Kanton nicht ersichtlich, er hat also keine Kenntnis von der Holzherkunft bei der Auftragsvergabe. Die Firmen müssen jedoch belegen, dass sie Holz aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern einsetzen. 

 

Die Politik ist gefordert

Erich von Siebenthal sorgt sich, wohin das führen werde. Eines weiss er jedoch genau: «Ein Umbau der heimischen Wälder von der Fichte zu anderen Baumarten muss etappiert erfolgen.» Dabei sei auch die Politik gefordert. Er setzt sich dafür ein, dass Bund und Kantone mehr Mittel für den Forstschutz zur Verfügung stellen. Von Siebenthal glaubt nach wie vor an den Rohstoff Holz. Er und andere Akteure, darunter der Kanton Bern, machen immer wieder darauf aufmerksam, Schweizer Holz zu verwenden. Sei es zum Bauen oder zur Energiegewinnung.