Wie beurteilen Sie die Situation beim Energieholz?

Christoph Rutschmann:Die Menge wird in den nächsten Jahren noch deutlich zunehmen, auch wegen des klimabedingten Wandels in den Wäldern. Der Wald wird allerdings nicht überall gleich intensiv genutzt. Besonders grosse ungenutzte Potenziale befinden sich in den Vor-alpen und Alpen sowie auf der Alpensüdseite. Der Föderalismus hat zudem dazu geführt, dass nicht in allen Kantonen die Holzenergie gleich stark genutzt wird.

Wie soll die zunehmende Energieholzmenge genutzt werden?

Das Schaffen von Energieholznutzungskapazitäten in Form kleinerer bis grosser Wärmeverbünde ist ein sehr wichtiges Instrument zur Bewältigung des Waldumbaus in den nächsten Jahrzehnten. Die Landwirtschaft, vor allem die Bauern als Waldbesitzer, sollen sich als wichtige Akteure in Korporationen, Waldbesitzerverbänden usw. für den Bau kommunaler Wärmenetze stark machen.

Bisher verzeichnet Holzenergie noch nicht die Zunahme, welche gemäss Energiestrategie des Bundes eigentlich angestrebt wird, wieso?

Der Anteil der Holzenergie am Wärmemarkt hat zwar auf über elf Prozent zugenommen. Das ist durchaus eine beachtliche Entwicklung. Die in jüngster Zeit eher abgeflachte Entwicklung hat folgende Ursachen: Es fehlt der starke politische Wille zur Nutzung des vorhandenen Potenzials. Der Föderalismus hemmt die Entwicklung ebenfalls. Druck gegen die Holzenergie stellen wir im Bereich der kleineren Anlagen fest, Stichwort Feinstaub. Eine breit angelegte Informationskampagne fehlt heute leider, um das Wissen, die Sensibilisierung und Bereitschaft für Holzenergieprojekte zu erhöhen.

Gegen grössere Anlagen gibt es seitens der meisten Behörden wenig Widerstand. Ein substanzielles und einheitliches Förderprogramm mit klaren Konditionen und langfristiger Rechtssicherheit betreffend Unterstützungs-beiträgen könnte ein sehr wirkungsvolles Instrument zur beschleunigten Realisierung von Projekten sein. Holzenergie Schweiz fordert ein solches Programm seit Langem.

Haben kleinere Holzheizungen ausgedient?

Keineswegs. Kleinere Holzheizungen, auch Schwedenöfen sind sicher nicht der grosse Hebel der Holzenergieförderung. Sie haben aber in energie-effizienten Bauten durchaus ihre Berechtigung. Momentan gibt es aber auch im Bereich der kleineren Anlagen eine fast stürmische Entwicklung dank Pelletfeuerungen.

Was wäre aber der Hebel für deutlich mehr Energie aus Holz?

Wenn wir den Anteil der Holzenergie am Wärmemarkt schnell steigern wollen, was aus energie- und klimapolitischer Sicht sehr sinnvoll ist, braucht es eine klare Vorwärtsstrategie beim Bau von Wärmeverbünden. Um schneller vorwärtsmachen zu können, braucht es mehr Information und niederschwellig zugängliche Beratungsleistungen, sozusagen als «positives Grundrauschen» für die Holzenergie. Als besonders effektvoll hat sich des Weiteren das Instrument der Machbarkeitsstudien erwiesen, mit dem ganz konkret die Realisierungschancen und Sinn­haftigkeit konkreter Projekte dargestellt werden können. Holzenergie Schweiz bietet die Erstellung von Machbarkeits-studien als Dienstleistung an und kann dabei auf eine grosse Erfahrung zurückgreifen. Vermehrt sollten die Gemeinden und Korporationen zudem direkt mit Informationsveranstaltungen angesprochen werden, bei denen konkrete Referenzobjekte vorgestellt und besichtigt werden.