Corona habe mit dazu beigetragen, dass sich viele Leute mit der Energiewende befassen und bei ihren Liegenschaften energetische Massnahmen prüfen würden, stellt Josef-Urs Grüter von der Firma Alectron in Ruswil LU fest. Er rät grundsätzlich zu einer vorgängigen umfassenden Energieberatung, damit sinnvoll investiert wird. Das gelte auch für Solaranlagen, wo die Nachfrage steige. Es sollte vorerst ein betriebseigenes Energiekonzept für ein massgeschneidertes Solarkraftwerk ausgearbeitet werden, das auch optimal betrieben werden kann. Im Fokus stehe auch in der Landwirtschaft Solarstrom für den Eigenverbrauch.
Speicher vermehrt gefragt
Je nach Situation seien auch Speicherlösungen denkbar, um die Eigenverbrauchsquote zu erhöhen. So, um Spitzen zu brechen bei hohen Energiebezugspreisen. Oder in abgelegenen Gebieten, wo ein Ausbau der Zuleitung zu teuer sei oder um auf teuren Strom vom Generator zu verzichten. Alectron bietet auch Kochsalzspeicher an. Die sind gemäss Josef-Urs Grüter zwar grösser, schwerer und teurer als herkömmliche Batterien, dafür vielseitiger nutzbar, besser rezyklierbar und viel ökologischer.
Speicher für Unabhängigkeit
«Wenn schon Solarstrom produzieren, dann soll dieser auch optimal selber genutzt werden können», sagt Josef Küng aus Alpnach OW. Der pensionierte Spengler hat auf dem ehemaligen elterlichen Bauernhof in der Grossrüti das alte Ökonomiegebäude diesen Frühling mit einem PV-Dach versehen. Und zwar als dichte, hinter-lüftete Dachhaut. So konnte er sich die Dachsanierung sparen. 140 m² Module mit 26 kWp Leistung liess er formschön installieren.
Im Sommer eingespeist
Der eigene Strom kann für die Werkstatt darunter genutzt werden, speist die Geräte im nahen vermieteten Mehrfamilienhaus und seines eigenen Wohnhauses und liefert Energie für die ergänzende Beheizung des 4-m³-Warmwasserspeichers, der auch an eine thermische Solaranlage angehängt ist. Der nicht zeitgleich benötigte Strom kann für die Beladung des E-Autos per Wallbox genutzt werden. Im Keller ist auch ein grosser Batteriespeicher samt Steuerung von Quatroporte installiert. Mit ein Grund für den Speicher war die Limitierung der Einspeisung durch das Elektrizitätswerk. Gleichwohl konnte Küng aufgrund der gross dimensionierten Anlage in den Sommermonaten einigen Strom einspeisen. Im Winter wird es weniger sein, dann kann er den grössten Teil der Produktion selber nutzen. In den ersten Monaten konnte er die Eigenverbrauchsquote auf bis zu 75 Prozent steigern, im Winter wird sie tiefer sein.
Gewaltiger Fortschritt
Schon lange habe er mit einer PV-Anlage geliebäugelt, schon zu Zeiten als es noch die kostendeckende Einspeisevergütung gab. Er ist aber froh, dass er bis jetzt mit der Realisierung zuwartete, denn die Technik habe in den letzten Jahren gewaltige Fortschritte gemacht im Bereich Solarmodule und Energiemanagementsysteme. «Was hier installiert wurde, hat Zukunft.» Küng schätzt und nutzt auch rege die Angaben von Produktion und Verbrauch sowie die Steuerungsmöglichkeiten auf dem Smartphone. Das wecke Interesse und Neugier, auch wer wann wofür Strom verbrauche.
Mit Apps aktiv steuern
Auch Landwirt Werner Wicki aus Sörenberg LU, der für die Firma Helion als Berater tätig ist, bestätigt das wachsende Interesse vieler Bauern für die Solarenergie. Er hat nach der frühen Übergabe des 25-ha-Betriebes mit Lammfleischproduktion sowie Rinder- und Schafsömmerung an seinen Sohn Anfang Jahr als gelernter Elektromonteur eine neue Herausforderung gesucht. Erneuerbare Energien hätten ihn schon immer interessiert.
Seit ein bis zwei Jahren habe die Nachfrage für PV-Anlagen in der Landwirtschaft kräftig angezogen. Die Technologie habe sich leistungsmässig und qualitativ weiterentwickelt und sei günstiger geworden. Auch er stellt fest, dass vor allem auf Eigenverbrauch gesetzt wird, mit individuellen Lösungen. Wirtschaftlichkeit und Amortisationsdauer könnten vorgängig transparent aufgezeigt werden. Und mit Apps liessen sich das System und die Verbraucher einfach überwachen und aktiv steuern.
Junge wollen Solarstrom
Vor allem Junglandwirte würden grosses Interesse für Solaranlagen zeigen, da bei Betriebsübernahmen der Betrieb oft neu ausgerichtet werde.
Auch eine Dachsanierung sei der ideale Zeitpunkt für den Aufbau einer PV-Anlage. «Zielsetzung ist vielfach nicht nur die reine Rentabilität, sondern auch die Nachhaltigkeit und der ökologische Nutzen», stellt Wicki fest. Im Übrigen sei die Einmalvergütung finanziell interessant. Mit wachsenden Betrieben steige der Stromverbrauch, oft sei ein Ausbau der Zuleitung aber zu teuer. So würden der Eigenverbrauch optimiert und die Einspeisung limitiert. Grosse Stromverbraucher und ideal für die Nutzung von Solarstrom seien die Heutrocknung, die Warmwasserbereitung, Geschirrspüler und Waschmaschinen, Lüftungen, Elektroheizungen auf Schweine- oder Geflügelbetrieben. Und künftig wohl auch Elektro-Hoflader und E-Traktoren.