Hansueli Keiser, Präsident des Bauernverbands Nidwalden, ist verärgert über das Vorgehen des Landschaftsschutzverbands Vierwaldstättersee (LSVV). Dieser hat für nächsten Mittwoch, 15. Januar, in Hergiswil NW zu einer Informationsveranstaltung eingeladen. Thema «Strukturwandel in der Landwirtschaft – landschaftliche Herausforderungen und Lösungsansätze».
Ohne Einbezug der Bauern
Der Strukturwandel führe zu einer Spezialisierung und grösseren Bauten in der Landwirtschaft. Damit verbunden seien landschaftliche Veränderungen, mit denen sich auch der Schutzverband konfrontiert sehe. In der einzelbetrieblichen Betrachtung seien die Grenzen schnell erreicht. Deshalb sollen Wege gesucht werden, «um eine umfassendere Perspektive zu eröffnen, die landschaftlich verträgliche Lösungen ermöglicht», wie es in der Einladung heisst.
Was der Bauernpräsident besonders kritisiert: Von dieser Veranstaltung, und dann noch in seiner Wohngemeinde, habe er überhaupt keine Kenntnis gehabt, am Montagabend nur durch Zufall davon erfahren. Eingeladen sind auch keine Bauernvertreter, hingegen richtet sich der Anlass an Gemeinden und Bezirke im Einzugsgebiet des Vierwaldstättersees, an Korporationen und an Tourismusvertreter wie Bergbahnen sowie Berg- und Seehotels.
Es sei eine Frechheit, dass die Bauern als Direktbetroffene da nicht mitinvolviert wurden, nervt sich Keiser. Er werde dafür besorgt sein, dass an der Veranstaltung vom Mittwoch nun auch einige Bauernvertreter teilnehmen, damit auch der bäuerliche Standpunkt aufgezeigt werden könne.
Anbinde- statt Laufstall
Überhaupt hinterfragt Keiser die Haltung der Schutzverbände, welche ihr Verbandsbeschwerderecht nutzen und in letzter Zeit vermehrt Einsprachen gegen landwirtschaftliche Bauprojekte machen. Keiser erwähnt ein Beispiel aus Ennetbürgen.
Im Jahresbericht 2018 brüste sich der Verband damit, dass bei einem Stallneubauprojekt im Holzeli erreicht werden konnte, «dass der Bauherr ein neues, im Bauvolumen um mehr als einen Drittel reduziertes Neubauprojekt eingereicht hat, das der LSVV mit einigen kleineren Anpassungen akzeptieren konnte».
«Es ist eine Frechheit, die direkt Betroffenen nicht zu involvieren.»
Hansueli Keiser, Präsident Bauernverband Nidwalden
Zusammenarbeit verhindert
Was nicht erwähnt wurde: Statt des vorgesehenen Laufstalls baute Landwirt Marco Gabriel vom Holzeli am steilen Bürgenberg einen deutlich kleineren Anbindestall, wie er gegenüber der BauernZeitung bestätigt. Eigentlich wollte er mit einem Berufskollegen zusammenarbeiten und deshalb einen grösseren Stall neu bauen, auf dem einen Betrieb 50 Milchkühe, auf dem anderen das Jungvieh halten, erzählt Jungbauer Gabriel. Das Projekt kam nicht zustande, drei Jahre habe er gekämpft, von mehreren Instanzen zwar Recht bekommen. Als der LSVV aber drohte, bis vor Bundesgericht zu gehen, gab er schliesslich nach. Weil er die möglichen Kosten scheute, aber auch, weil die Zeit für einen Ersatzbau drängte. So baute er nun allein einen kleineren Stall, noch für 36 Kühe. «Die Einsprecher hatten von Tierwohl keine Ahnung, drängten auf unsinnige Lösungen, wie: ich könne ja in den Hang hinein bauen. Die wollten einfach nur verhindern», nervt sich Gabriel noch heute. Mit dem Anbindestall hat er sich schliesslich abgefunden, zumal er den Sommer über vier Monate mit den Kühen z Alp geht.
Er ärgert sich gleichwohl über die Schutzverbände. Die würden in Nidwalden inzwischen fast jedes landwirtschaftliche Bauprojekt mit Einsprachen bekämpfen, sagt Gabriel.
«Die wollen einfach nur verhindern.»
Landwirt Marco Gabriel über die Einsprachen der Landschaftsschützer
Häufige Einsprachen
Wenn nicht der LSVV, dann Pro Natura, und dahinter stünden eben auch Anwaltsbüros, die sich wohl auch über zusätzliche Aufträge freuen, meint Marco Gabriel.
In der Tat sind im Jahresbericht 2018 des LSVV auch weitere Bauprojekte ausserhalb der Bauzone erwähnt, bei denen interveniert werde. So bei einem Stallneubauprojekt in Buochs, wo es als Begründung heisst: «Zu gross dimensionierter Neubau ohne Reduktion des bisher verwendeten Stalles.»