«Separieren ergibt eine schöne dünne Gülle», sagt Walter Haas jun. Auf seinem Betrieb Krummbaum war soeben der mobile Güllesparator im Einsatz, eine der neueren Anschaffungen der Maschinengenossenschaft im luzernischen Hellbühl (MGH). Schon im ersten Jahr leistete er 250 Stunden auf mehreren Betrieben. 40 Franken kostet der Einsatz pro Stunde.
Separierte Gülle wirkt besser
Gerade aufs Frühjahr hin sei Gülle ja eher dick und wegen der vollen Lager kaum mehr verdünnbar. Separieren schaffe diesbezüglich etwas «Luft», und der Mist könne ideal im Ackerbau, so im Silomais, eingesetzt werden, erklärt Walter Haas. Und im Futterbau wirke die Gülle auch besser, es entstünden keine «Mistmadli» – das Futter sei sauberer.
Es gehe also nicht um Nährstoffwegfuhr, wie das noch vor Jahrzehnten mit dem Separieren angestrebt worden sei, zumal die separierten Feststoffe gar nicht so nährstoffreich seien. Heute stünden die agronomischen Vorteile im Vordergrund. Separierte Gülle infiltriere schneller in den Boden, dadurch werde die Düngewirkung verbessert. Eine kleinere Schwimmschicht im Endlager reduziere den Energieaufwand beim Rühren und verhindere Verstopfen beim Ausbringen von separierter Dünngülle mit dem Schleppschlauch, ergänzt Arthur Koch, Geschäftsführer der MGH.
«Der Traktor würde sich sonst nicht rechnen.»
Landwirt Walter Haas jun. fährt für die Genossenschaft mit der Siloballenpresse.
Walter Haas jun. bewirtschaftet einen 23 ha grossen Bio-Betrieb und produziert mit 36 Kühen jährlich rund 180 000 kg Milch für Aldi im Rahmen des Programms «Retour aux Sources», antibiotikafrei. Auch alle Kälber werden abgetränkt. Die Ochsen und Mastrinder gehen weiter in die Weidemast und danach unter dem gleichen Label zu Aldi. Die Aufzucht ist aber ausgelagert. Von der Nutzfläche werden drei Hektaren ackerbaulich genutzt, mit Silomais, Speisehafer, Lein und Weizen.
Lediglich die Hälfte des FAT-Tarifs
Als Mitglied der Maschinengenossenschaft sehe er nur Vorteile. Schliesslich gebe es ein Abendessen jährlich, das sei eine gute Verzinsung des einmalig geleisteten Genossenschaftskapitals von 100 Franken, das man bei einem Austritt ohnehin wieder zurückerstattet bekäme, witzelt Walter Haas. Und als Mitglied seien die Tarife der Maschinen 10 Prozent günstiger, betont er nun ernster. Die seien grundsätzlich tief angesetzt, würden teils lediglich die Hälfte des FAT-Tarifes betragen, ergänzt Geschäftsführer Koch. «Wir müssen ja keinen Gewinn machen.»
Landwirt Haas hat so seit Jahren nur noch einen kleinen Maschinenpark, lediglich für den Futterbau, und braucht so auch keine grosse Maschinenremise. Er fährt aber für die Genossenschaft mit einer Siloballenpresse und nur deshalb habe er auch selber einen grösseren und nun gut ausgelasteten Traktor angeschafft. «Sonst würde sich so einer auf unserem Betrieb nie rechnen.» 500 Stunden sei der jährlich im Einsatz, davon auf dem eigenen Betrieb aber nur 200 Stunden. Den Sommer über ist Haas auch als Fahrer mit dem Mähdrescher der Genossenschaft unterwegs. Und er leiht Zetter, Druckfass, Sägerät und Grubber von dieser aus, und eben wie letzte Woche den neuen Separator.
Start mit einem Mähdrescher
Die Genossenschaft wurde im Januar 1969 gegründet. Auslöser war, dass während der Erntezeit des Getreides jeweils zu lange auf den Mähdrescher von auswärts gewartet werden musste. So entschlossen sich die Bauern um Hellbühl, gemeinsam selber einen anzuschaffen. Inzwischen drischt Walter Haas jährlich über 100 ha, das sei eine gute Auslastung. Und vorteilhaft sei, dass er nur kurze Wegfahrten habe, weil fast alle Bauern diesen Service nutzen. «Ich kreuze selten mit einem fremden Drescher.» Und auch die Parzellen seien grösser geworden, im Schnitt dresche er zwei Hektaren, sagt Haas.
«Wir müssen keinen Gewinn machen.»
Geschäftsführer Arthur Koch begründet die tiefen Tarife der Genossenschaft.
Konkurrenz mit Lohnunternehmern gebe es kaum, «wir reden und arbeiten zusammen, und gehen auch nicht hausieren. Im Vordergrund steht der Service für die Bauern», betont Arthur Koch, seit 30 Jahren Geschäftsführer bei der MGH. Er bewirtschaftet im Nebenerwerb einen Bauernhof in Geitigen, Hellbühl. Auf den 9 ha werden Futterbau, Aufzucht und Weidemast betrieben.
Der finanzielle Nutzen von geteilten Maschinen sei offensichtlich, kann Koch mit vielen Zahlen belegen. Jede Maschine, die vermietet werden könne, stehe nicht herum, sondern sei noch besser ausgelastet. Bei der MGH werde auf neueste Technik und guten Unterhalt geachtet. Viele komplizierte Maschinen könnten heute von ungeübten Fahrern kaum mehr bedient werden, deshalb werden viele mit Fahrer und Traktor ausgeliehen. Das brauche schon noch ein paar Absprachen, und für diesen Service werde auch noch nicht digital, sondern mit dem Rapportblock abgerechnet.
Personal ist eine Herausforderung
Arthur Koch erwähnt die Säkombination oder auch Ballenpressen und den Mähdrescher. «Die Genossenschaft besitzt aber keinen einzigen Traktor.» Die Genossenschaft zahlt Traktor und Fahrer und verrechnet den Landwirten die Tarife, beispielsweise pro Balle. Die kostet 16 Franken pro Stück, dazu kommen der Traktor und Bedienung, 98 Franken pro Stunde. Geräte wie Mistzetter oder Güllefässer würden hingegen von den Bauern selber ausgeliehen, über die App FarmX online reserviert und digital abgerechnet.
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Über Neuanschaffungen beschliesst die Generalversammlung. In letzter Zeit kamen ein kameragesteuertes Maishackgerät und ein Präzisionsstriegel dazu, um den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln reduzieren zu können. Zur Erhöhung der Schlagkraft wurde ein drittes Güllefass gekauft, mit neuem Luftdruck-Bremssystem.
Eine der grossen Herausforderungen für die Genossenschaft sei es, genügend Fahrer aufbieten zu können. So musste beispielsweise vor drei Jahren die Pflanzenschutzspritze verkauft werden, weil die niemand mehr bedienen wollte. Auch die Zeitfenster für den Einsatz von Maschinen würden immer kleiner. «Alle wollen miteinander pressen.» Deshalb wurde kürzlich eine vierte Ballenpresse angeschafft, um die Schlagkraft zu erhöhen. Letztes Jahr presste die MGH über 8000 Rundballen.
Koch weist auf genügenden Versicherungsschutz für Maschinen und Personal hin. «Vor vielen Jahren wäre die Genossenschaft fast Konkurs gegangen, weil bei einem Unfall mit dem Mähdrescher keine Vollkaskodeckung mehr bestand.»
Noch viel Potenzial
Mit gutem Willen und einer gewissen Flexibilität könnte in der Landwirtschaft noch sehr viel mehr zusammen gearbeitet und Maschinen gespart werden, ist Arthur Koch überzeugt. Sicher stosse man bei der Futterernte in der Region schon an Grenzen des gemeinsamen Maschineneinsatzes. Aber es gebe auf Bauernhöfen noch viele nur selten genutzte Geräte, die besser gemeinsam genutzt werden sollten. Koch erwähnt als Beispiele Viehanhänger oder Kipper. Das seien zwar keine Kostentreiber, aber auch die müssten Verkehrsvorschriften erfüllen und würden immer teurer.
MGH in Zahlen
Das versicherte Maschinenkapital der Genossenschaft liege bei über einer Million Franken, erklärt Geschäftsführer Arthur Koch. Der Maschinenpark umfasst neben dem Separator mehrere Ballenpressen und Druckfässer, Mistzetter mit Ladekran, Kipper, Grubber, Säkombination, ein kameragelenktes Hackgerät, Schlegelmulcher und Striegel sowie einen Mähdrescher. Der jährliche Umsatz liegt bei rund 350 000 Franken. 135 Mitglieder sind dabei. Über die Jahre sei nicht nur das Kapital, sondern auch die Mitgliederzahl und das Gebiet gewachsen. «Die meisten Bauern der Region machen bei uns mit.»