Video Maschinenvergleich Mechanische Unkrautbekämpfung mit Zinkenstriegel, Rollstriegel oder Rollhacke? Thursday, 22. February 2024 «Gerade ist die Situation schwierig», sagt Stephan Wernli. «Das Unkraut wäre bereit und wir sollten raus zum Striegeln, aber der Boden ist zu nass», erklärt der Landwirt und Lohnunternehmer aus Gebenstorf AG. Für die mechanische Unkrautbekämpfung gilt: je früher, desto besser. «Im Keimblattstadium erwischt man 90 Prozent des Unkrauts und der Erfolg ist somit vergleichbar mit dem Herbizideinsatz», so Wernli. Schwierig werde es, sobald die Wurzelunkräuter grösser sind.

Aggressiv genug

Er sei seit sieben Jahren «im Striegel-Geschäft», bemerkt Stephan Wernli. Im Lohn hackt er mit einem Einböck-Scharhackgerät Rüben, Sonnenblumen, Bohnen und Mais, mit einem Rollstriegel fährt er durch alle Getreidearten, Bohnen, Mais und Sonnenblumen. «Ich habe einen Roll- statt eines Zinkenstriegels, weil man damit schneller fahren kann und eine höhere Flächenleistung erzielt», erklärt er. Auch sei das Gerät aggressiver, breche verkrustete oder harte Böden besser auf und bewähre sich bei Mulchsaaten ebenso wie bei grossen Mengen Erntereste. «Mit dem Rollstriegel kann ich auch direktgesäten ­Winterweizen mit lauter Sonnenblumenrückständen striegeln», schildert Wernli. Diesen Vorteil betont auch das Inforama in einem Vergleich verschiedener Geräte für die mechanische Unkrautbekämpfung (siehe Kästen). Die Aggressivität regelt Wernli via Zinkendruck vom Traktor aus, aber auch über die Fahrgeschwindigkeit. Vor allem beim vorsichtigen Blindstriegeln bewähre sich ein langsames Tempo. Wie aggressiv der Striegel sein sollte, bemisst Wernli in erster Linie daran, wie hart der Boden ist. Bei Bedarf wird während der Fahrt nachjustiert.

«Die Erträge sind absolut vergleichbar.»

Landwirt und Lohnunternehmer Stephan Wernli über herbizidfreies Getreide.

«Das Striegeln muss beim Zurückschauen weh tun, das ist so», bestätigt Wernli die Redensart. Das gelte jedenfalls fürs Getreide im Gegensatz zu Sonnenblumen, Bohnen und Mais, schränkt er ein: «Jene Pflanzen, die dort verloren gehen, fehlen bei der Ernte.» Getreide sei durchs Striegeln – mit Ausnahme von zu rabiatem Blindstriegeln – kaum ernsthaft zu schädigen und gleichzeitig rege die mechanische Unkrautbekämpfung die Bestockung an. «Daher säe ich auch nie eine grös­sere Menge, als wenn Herbizid zum Einsatz kommt», ergänzt der Aargauer. Neben der Bestockung unterstützen Striegel und Hacken die Mineralisierung und öffnen den Boden, was nach Wernlis Erfahrung auch positive Effekte auf Reihenkulturen habe.

[IMG 2]

Finanziell sinnvoll

Stephan Wernli ist sicher, dass viele Landwirte Getreideparzellen hätten, die für den herbizidfreien Anbau geeignet wären. Auch finanziell mache es Sinn, wie der Lohnunternehmer vorrechnet: «Zweimal Striegeln kostet etwa Fr. 160.–. Dem steht eine Herbizidbehandlung für – alles in allem – Fr. 140.– bis Fr. 170.– gegenüber.» Die Erträge seien bei Herbizidverzicht absolut vergleichbar und Wernli sieht darin eine gute Möglichkeit, Pflanzenschutzmittel einzusparen. Dies auch im Zusammenhang mit dem Aktionsplan des Bundes, der dieses Ziel verfolgt. Die rote Linie zieht er bei Problemunkräutern wie Klebern oder Blacken. Ein grosses Hindernis sei daher, dass für den Beitrag für Herbizidverzicht (Fr. 250.–/ha) nicht mehr einzelne Parzellen, sondern alle Flächen einer Kultur herbizidfrei geführt werden müssen. «Das hat den Hype gebrochen, was schade ist», findet er.

Trocken, nicht staubig

Als Erfolgsfaktoren für eine gelungene mechanische Unkrautbekämpfung nennt Stephan Wernli neben einem frühen Start ein ebenes Saatbett. Der Boden sollte trocken sein, aber nicht nur noch stauben, da sonst die Verschüttwirkung entfällt. Zwei Durchgänge im Wintergetreide seien genug, so seine Erfahrung. «Wenn wir jetzt striegeln, reissen wir das Unkraut vom Herbst aus und verschütten es. Gleichzeitig werden neue Samen zum Keimen angeregt.» Diese zweite Welle gelte es mit dem zweiten Durchgang zu brechen, bevor das Getreide dicht genug steht, um Unkraut selbst zu unterdrücken. «Im Normalfall ist das Wintergetreide Mitte März fertig gestriegelt», sagt Wernli. In diesem Fall dürfte auch die Gefahr für Bodenbrüter oder Feldhasen gering sein.

Beim ersten Mal Striegeln müsse man sich getrauen, aggressiv genug zu fahren. «Sonst streichelt man am Ende dreimal und regt das Unkraut zum Keimen an, ohne etwas zu verschütten oder auszureissen», gibt Wernli zu bedenken.