Nachdem die Agrama Corona-bedingt mehrfach verschoben werden musste, warten die Organisatoren dieses Jahr mit verschiedenen Neuerungen auf. Im Interview spricht Jürg Minger über das attraktive Programm der Agrama, über die Herausforderungen für die Branche und über die Bedeutung landwirtschaftlicher Fachmessen.

Herr Minger, heuer findet die Agrama endlich wieder statt. Worauf freuen Sie sich als Präsident besonders?

Jürg Minger: Besonders freue ich mich, dass die Agrama dieses Jahr wieder stattfinden kann, denn sie hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten als wichtigste Fachmesse für Forst- und Landwirtschaft in der Schweiz etabliert. Die Besucherzahl von stets über 50'000 Personen belegt dies eindrücklich. Ich bin überzeugt, dass die Agrama als Fachmesse ihre Bedeutung behalten hat und sämtlichen Interessenten ein Gesamtbild über Geräte, Maschinen und technischen Fortschritt bietet sowie eine Plattform für Vergleich und Austausch ist. Die Bedeutung der Agrama zeigt sich auch darin, dass die Ausstellungsfläche trotz Pandemie zwar leicht abgenommen hat, aber nicht in dem Ausmass, wie man es vielleicht befürchtete. Dasselbe gilt für die Anzahl Aussteller.

Was darf das Publikum von der Agrama 2022 erwarten?

Die Agrama bietet die neuesten Informationen zu den technischen Entwicklungen in sämtlichen Bereichen. Themen wie «Robotik», «Digitalisierung», «Führerloses Fahren» und «Alternative Energien» werden ganz bestimmt auch im Mittelpunkt stehen. Gleichzeitig wird es an der Agrama 2022 erstmals Foren zu spannenden Themen wie «Vom Landwirt zum Energiewirt», «Bodenverdichtung» oder «Digitaler Marktplatz» geben.

Die Agrama bietet einen Gesamtüberblick und ist eine Plattform für Vergleich und Austausch.

Jürg Minger streicht die Vorzüge einer Fachmesse hervor.

Womit überraschen Sie die Branche?

Neben den «SLV-Spezialpreisen», die der SLV im Rahmen der Agropreis-Verleihung vergibt, werden wir dieses Jahr erstmals mit der Zeitschrift «Schweizer Landtechnik» an der Agrama beim «Swiss Innovation Award» beteiligt sein. Die Aussteller hatten die Möglichkeit, ihre innovativen Entwicklungen mit Bezug zur Schweiz für diesen Wettbewerb anzumelden. An der Agrama werden die von der Jury ausgewählten nominierten Geräte speziell gekennzeichnet sein und die Besucher haben dann die Möglichkeit, den Gewinner dieses «Swiss Innovation Award» zu wählen und dabei attraktive Preise zu gewinnen.

Worin lagen die Herausforderungen im Vorfeld der diesjährigen Durchführung?

Im laufenden Jahr hat uns, aber auch die Aussteller, vor allem die nicht einschätzbare Covid-19-Situation verunsichert.

Das Thema Corona ist inzwischen ein wenig in den Hintergrund gerückt und bleibt dennoch aktuell. Wie sieht die Lage an der Agrama im Hinblick auf die Pandemie aus?

Zurzeit sind in der Schweiz sämtliche sanitären Massnahmen im Zusammenhang mit Covid-19 aufgehoben und es sind daher im Moment keine weiteren Massnahmen notwendig. Selbstverständlich sind wir aber für den Fall vorbereitet, dass die Bestimmungen verschärft werden. Natürlich hoffen wir aber, keine Massnahmen ergreifen zu müssen.

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Wie hat die Agrama die Corona-bedingten Verschiebungen finanziell verkraften können?

Dank der frühzeitigen und weisen Entscheide des SLV-Vorstandes und der partnerschaftlichen Zusammenarbeit mit der Bernexpo und vielen anderen Zulieferanten konnte der finanzielle Aufwand gering und verkraftbar gehalten werden.

Mehrere grössere Händler bzw. Importeure haben verlauten lassen, dass sie nicht an der Agrama vertreten sind. Was steht hinter diesen Entwicklungen?

Durch die Unsicherheit der nicht vorhersehbaren Weiterentwicklung der Pandemie und der schwierigen wirtschaftlichen Situation, beeinflusst durch die weltpolitische Lage, sind solche Entscheide nachvollziehbar. Trotzdem kann generell gesehen gesagt werden, dass das Interesse der Aussteller gross und die Anzahl an Ausstellern nur unwesentlich kleiner ist gegenüber 2018. Es ist aber tatsächlich so, dass gewisse grosse Aussteller auf die Teilnahme an der Agrama verzichten. Das will aber nicht heissen, dass diese Marken an der Agrama nicht vertreten sein werden, da andere Ausstellungsinteressenten sehr gerne in diese Lücke eingesprungen sind.

Wie wollen Sie diesen zumindest bei einigen Ausstellern spürbaren Trend zur Abwesenheit brechen?

Die Ausstellungskommission und der Vorstand werden nach der Agrama eine Beurteilung der Lage machen und, wenn nötig, Veränderungen oder Umstellungen vornehmen. Trotz allem hat sich die Agrama in den letzten Jahren und Jahrzehnten als wichtigste Fachmesse für Forst- und Landwirtschaft in der Schweiz etabliert. Die Besucherzahl von 50'000 Personen belegt dies eindrücklich.

Ich bin überzeugt, dass die Agrama nach wie vor als schweizerische Landtechnik-Hauptmesse ihre Bedeutung behalten wird und sämtlichen Interessenten ein Gesamtbild über Geräte, Maschinen und technischen Fortschritt bietet sowie eine Plattform für den Vergleich und Austausch sein wird.

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Wie wird die Agrama in Zukunft aussehen?

Wir sind keine Hellseher. Was in zehn Jahren sein wird, ist extrem schwer abschätzbar. Die ganzen Entwicklungen der letzten zwölf Monate in Bereichen, in denen wir nie gedacht hatten, dass Probleme entstehen könnten – ich nenne hier nur einige Beispiele wie Lieferkettenprobleme, Energieengpässe, die geopolitische Situation und viele andere Faktoren – zeigen, dass der Blick in die Zukunft sehr unscharf ist. Ich bin aber überzeugt, dass Ausstellungen, insbesondere auch Fachausstellungen in physischer Ausgabe, auch in Zukunft ihre Berechtigung haben und von den Besuchern gewünscht werden. Nur dort ist ein echter zwischenmenschlicher Austausch möglich, nur dort können die Produkte angefasst und allenfalls auch getestet werden und nur dort ist der direkte Vergleich richtig möglich. Sicherlich wird es auch noch in zehn Jahren eine Grossausstellung zu Landwirtschaft und Forstwirtschaft geben.

Vor welchen Herausforderungen steht die Landtechnik-Branche aktuell?

Der Landtechnikindustrie machen zurzeit die langen Lieferketten und die nicht voraussehbaren Lieferfristen von Komponenten und endverkauften Maschinen zu schaffen. Eine weitere grosse Herausforderung ist die Weiterentwicklung und Vereinigung der Smart-Farming-Applikationen. Diese mechanische, hydraulische oder elektronische Verbindung von Traktor und Gerät wird heute bereits tausendfach praktiziert. Nun geht es darum, Mensch, Maschine und Prozessketten miteinander zu verknüpfen. Somit werden alle Landtechnikakteure befähigt, ganze Geschäftsprozesse und Datenpakete miteinander zu vernetzen und vollständig digital abzubilden.

Was wünschen Sie sich für die Besucherinnen und Besucher der diesjährigen Agrama?

An der diesjährigen Agrama haben die Besucherinnen und Besucher die Möglichkeit, noch viel mehr dieser digitalisierten Landtechnik-Trends, speziell an die Gegebenheiten der Schweizer Landwirtschaft angepasst, kennen zu lernen und sich von deren Möglichkeiten inspirieren zu lassen. Aber auch altbewährte Landtechnik kann hier in neuer Form erlebt und begutachtet werden. Die Aussteller freuen sich darauf, ihre Produkte den Besuchern präsentieren zu dürfen.

Das Interview wurde schriftlich geführt.