Die Swiss Future Farm in Tänikon lädt ein zur Agri Emotion. In der Werbung wird der Anlass mit grossen Traktoren beworben, die schwere Maschinen über den Acker ziehen, davor steht, mit dem Rücken zum Betrachter, eine staunende Menschenmenge. Schaut man dann auch den Werbetrailer im Internet, welcher die Veranstaltung im Internet bewirbt, wähnt man sich im Trailer für einen Hollywood-Actionfilm.
Untermalt mit martialischer Musik und schnellen Schnitten werden glänzende Traktoren und strahlende Maschinen präsentiert, die verschiedenste Feldarbeiten erledigen. Dem Betrachter wird klar; hier wird gearbeitet. So wird unter anderem gesät, geeggt und gedüngt, was das Zeug hält. Und das Ganze schnell, effizient, schlagkräftig mit PS und Leistung.
Die Aufmachung wirkt also, die Neugier ist geweckt. Ein Blick in das Programm verspricht eine Auswahl verschiedener Traktormarken und Maschinenhersteller.
Ein Heimspiel der GVS Agrar
Aber Obacht, die Veranstaltung ist ein Heimspiel der Firma GVS Agrar. Wer darum etwa hofft, auf röhrende grüne Hirsche oder blaue Holländer zu stossen (vielleicht sind ja einige an der Schlager-Party), wird leider bitter enttäuscht. Fans von Fendt, Valtra und Massey Ferguson kommen jedoch nicht zu kurz. Auch weitere bekannte Maschinenhersteller locken im Programm. So wird zum Beispiel ein bekannter Burgdorfer Hersteller von Zweiachsmähern und Transportern auf Platz sein.
Zurückgeholt in die Realität wird man durch den Programmauftritt eines Finanzierungsdienstleisters. «Stimmt, grosse, neue Maschinen kosten Geld. Möglicherweise mehr Geld, als mein Betrieb zu stemmen vermag?», sind Gedanken, die einem durch den Kopf gehen.
Das Werbevideo auf der Website des Dienstleisters spricht nun eine andere Sprache. Bei beruhigender und sanfter Musik erzählen Betriebsleiter, welche die Dienstleistung in Anspruch genommen haben, von den Vorzügen ebenjener. Hier lautet die Botschaft, die dem Betrachter vermittelt wird: «Keine Angst. Andere haben unsere Dienste auch in Anspruch genommen. Wir unterstützen dich, sind für dich da, flexibel und individuell. Wir halten dir den Rücken frei.» Man oder frau ist also möglicherweise beruhigt – oder eben nicht.
Brauchen wir solche Maschinen?
Weitere Fragen tauchen auf. «Ja, brauchen wir in unserer kleinstrukturierten Schweizer Landwirtschaft solche Maschinen? Ist das nicht wieder mal ein typisches Wettrüsten auf dem Lande? Bin ich plötzlich nicht mehr vorne dabei, wenn der Michi und der Simon mit einem 290-PS-‹Chlapf› an mir vorbeiziehen – muss ich mir jetzt auch so einen Traktor zulegen – und einen neuen Stall, in den er hineinpasst, obendrauf auch noch?»
Beim Durchstöbern der Website trifft der Besucher auf weitere Videos, die zeigen, was ihn am Anlass erwartet. Hier ist das Tempo nun etwas langsamer. Zu sehen sind wendige Frontmäher, handlich wirkende Ballenpressen und Traktoren, mit welchen man durchaus auch in ältere Ställe reinkommt. Es wird also etwas für den durchschnittlichen Schweizer Landwirtschaftsbetrieb geboten. Man bleibt somit neugierig, was die Veranstaltung den Landwirten und dem landwirtschaftlich interessiertem Publikum zu bieten hat.
Werbung mit grossen Maschinen spricht an
Werbung mit grossen Traktoren und Maschinen spricht an. Ob negativ oder positiv – das muss jede oder jeder selber entscheiden. Sie weckt auf alle Fälle Emotionen, was ja auch ihre Aufgabe ist.
Dass man dafür gerne auf solche Fahrzeuge zurückgreift, ist irgendwie logisch. Der Genfer Autosalon – falls es ihn denn wieder einmal geben wird – wirbt ja auch lieber mit kraftvollen, spritzigen und durchzugsstarken Sportwagen als mit einem Kleinwagen eines Billigherstellers.
Ob die Veranstaltung nun für einen selbst etwas bietet, kann nur auf eine Art herausgefunden werden. Man muss selber hingehen. Das hilft bestimmt, die Neugier zu stillen. Und vielleicht wird so auch die eine oder andere Emotion geweckt.