Den Munimastbetrieb der Familie Aregger in Leutmerken im Kanton Thurgau würde man wahrscheinlich auch ohne genaue Adressangabe finden. Schon von weitem sieht man die Hochsilo-Skyline. Aber die Silos sind nicht das einzige Auffällige am Hof. «Mein Grossvater stammte aus der Innerschweiz. Wir wohnen deshalb in einem Holzchalet, das nicht sehr typisch für unsere Gegend ist», erklärt Betriebsleiter Roman Aregger (57) der Besucherin.
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Gesunde Tränker bestimmen die Qualität bei der Mast
Roman Aregger ist Munimäster und Lohnunternehmer, ausserdem hat er Freude an innovativen technischen Lösungen. «Das liegt bei uns in der Familie. Bereits mein Vater war sehr fortschrittlich unterwegs.» Nach einem Stallbrand Ende der 1960er-Jahre sattelte die Familie von Milchwirtschaft auf Munimast um. «Wir produzieren ohne Label und sehr intensiv», erklärt der Meisterlandwirt sein Konzept.
«Bereits mein Vater war fortschrittlich.»
Roman Aregger mästet seine Munis mit einem Fütterungsroboter.
Der Betriebsrundgang beginnt im Kälberstall. «Was wir hier machen, ist das A und O. Nur gesunde Tränker ergeben Tiere mit hoher Qualität und Leistung in der Mast», erzählt Aregger. Dementsprechend viel Zeit investiert seine Ehefrau, Claudia Aregger, zusammen mit einem Mitarbeiter in die Pflege der Kälber: «Wir messen täglich bei jedem Tier die Temperatur. So können wir früh erkennen, wenn etwas nicht stimmt», erläutert der Betriebsleiter.
Alle vier Wochen stallt Aregger 22 neue Tränker ein, alles nur Mastrassentiere. Ein Drittel der Kälber kauft er selber zu, die restlichen bezieht er von einem Händler in der Ostschweiz. Dieser weiss genau, was sein Kunde sucht. Nebst der Milch am Tränkeautomat bekommen die Kleinen einen Mix aus Kraftfutter, Müsli und Luzerne. Je mehr ein Kalb davon frisst, desto weniger Milch bekommt es. «Das ist sehr gut für die Pansenentwicklung und fördert somit die Gewichtszunahme.»
Viele einzelne Futter-Komponenten ergeben eine gezielte Fütterung
Sobald die Tiere zirka 210 kg erreicht haben, wechseln sie den Stall und Roman Aregger übernimmt. Sie sind in Gruppen von acht bis neun Tieren in den Gewichtsklassen 250 kg, 350 kg und 450 kg unterteilt. Ihr Futter bekommen sie vom Lely Vector, einem Fütterungsroboter mit einem maximalen Fassungsvermögen von 500 kg, der über Rohre aus diversen Hochsilos bestückt wird.
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Wenn Aregger auf seine Hochsilos zu sprechen kommt, glänzen seine Augen. Die grössten zwei sind mit Mais gefüllt, zwei weitere mit Grassilage und je eines mit Zuckerrübenschnitzel und Feuchtkörnermais. «Letzterer ist Energie pur!», schwärmt der Munimäster. Die Silos sind mit Oberentnahmefräsen ausgestattet. In vier weiteren lagern Kraftfutter, ein anderer enthält Melasse. In einem zusätzlichen Behälter befinden sich die Mineralstoffe. Durch die vielen einzelnen Futterkomponenten können die Tiere je nach Gewichtsklasse sehr gezielt gefüttert werden. Zirka alle 50 Tage fährt ein Lastwagen mit 22 Tonnen Kraftfutter und Mineralstoffe beladen auf den Hof.
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Feuchtkörnermais ist Energie pur.
Roman Aregger setzt auf viele verschiedene Futterkomponenten.
Der Fütterungsroboter ersetzt seit zwei Jahren einen Mischwagen samt Traktor und den Seniorchef. Kostenpunkt 125'000 Franken. Zeitgleich erneuerte Aregger das Gebläse der Silofräsen und machte einen kleinen Anbau für die «Futterküche», wie er sein Fütterungssystem nennt. «Insgesamt investierte ich 200'000 Franken.» Die scheinen gut investiert: «Ich habe Freude am System und wir konnten sogar die Tageszunahmen noch steigern.» Sollte es einmal einen Stromausfall geben, hat Aregger ein Notstromaggregat. Auf dem Stalldach befindet sich zudem eine Photovoltaikanlage.
«Zwei aufmerksame Sekunden pro Tier am Morgen und am Abend»
Zwischen 6 Uhr und 21 Uhr zieht der Roboter ungefähr alle 75 Minuten los und scannt mittels Laser die Futterhöhe. Im System hat Roman Aregger für jede Gewichtsklasse Richtwerte hinterlegt, die nicht unterschritten werden dürfen. Der Lely Vector orientiert sich bei seinen «Ausflügen» seitlich an einem Band. Die Wegstrecke ist mittels Schrittzähler hinterlegt. Ebenfalls ist im System erfasst, wo die Gewichtsklassen der Tiere ändern.
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Zurück in der Futterküche mischt der Roboter die Ration für die Tiere, die Futter benötigen. «Die Systeme des Roboters und der Silofräsen kommunizieren hierfür miteinander», erzählt Roman Aregger. Die Feineinstellung für die Entnahmemengen sei zu Beginn gar nicht so einfach gewesen. Man müsse das Nachrieseln berücksichtigen. «Auch bei Kleinstmengen wird es schwierig mit dem genauen Gewicht.» Anschliessend fährt der Lely Vector erneut los und legt die Ration am richtigen Ort ab.
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«Durch diese Art der Fütterung sind die Tiere sehr ruhig, weil sie wissen, dass sie immer genügend Futter haben», erklärt Aregger. Die Tierbeobachtung sei deshalb umso wichtiger, und sie sei sehr anspruchsvoll. Wenn er die Munis kontrolliert, mache er nichts nebenher. «Meine Faustregel lautet: zwei aufmerksame Sekunden pro Tier am Morgen und am Abend.»
Das System ist wenig störungsanfällig
Das System sei wenig störungsanfällig. Die zweimalige Wartung des Roboters pro Jahr und die regelmässige Kontrolle der Entnahmefräsen seien aber wichtig. An verschiedenen Orten auf dem Hofgelände sind Kontrolllampen montiert. Stehen die auf Grün oder Orange, ist in der Futterküche alles in Ordnung. Rot steht für Störung.
Roman Aregger hätte gerne noch ein, zwei Hochsilos mehr. «Das würde mir mehr Spielraum beim Entleeren der Silos geben.» Mindestens jedes zweite Mal will er diese nämlich komplett leeren und reinigen. Ebenfalls möchte er in der Ration Strohintegrieren. Dafür braucht er aber erst noch ein Gerät, das ihm ermöglicht, Grossballenautomatisch in den Roboter einzuspeisen.
Ich weiss Ende Jahr genau,was ein Kilo Fleisch an Futterkosten verursachte.
Roman Aregger hat seine Betriebs-Zahlen im Griff.
Das Fleisch gelangt in den Gastrokanal. «Zu Beginn der Corona-Pandemie war der Preis für zwei Wochen im Keller, aber danach erholte sich der Markt schnell wieder», erzählt der Landwirt. Geschlachtet wird im Schlachthof St. Gallen. Aregger oder einer der Angestellten transportiert die Tiere selber dorthin. Der grösste Teil der Munis erreichen in der Fleischigkeit ein C oder H mit Fettklasse 3. «Ich weiss Ende Jahr genau, was ein Kilo Fleisch an Futterkosten verursachte», erzählt Roman Aregger mit Stolz. «Das war schon bei meinem Vater so. Nebst der Freude an Innovation muss wohl der Umgang mit Zahlen ebenfalls in der Familie liegen», meint er mit einem Grinsen im Gesicht.
Betriebsspiegel Neuhof
Name: Claudia und Roman Aregger
Ort: Leutmerken, Amlikon-Bissegg TG
LN: 35 ha, davon 32 ha Ackerland (Mais, Winterweizen, Wintergerste, Raps)
Viehbestand: 230 Muniplätze, zirka 250 Tiere pro Jahr für Verkauf, zirka 30 Remonten
Maststrategie: Produktionsstandard QM, automatische Fütterung mit Lely Vector, 1578 g Tageszunahme über die ganze Mastdauer
Arbeitskräfte: Betriebsleiterpaar, zwei Angestellte
Besonderes: Lohnunternehmen (häckseln, dreschen, Pflanzenschutzmassnahmen, Gülle ausbringen), Photovoltaikanlage (30 kW)