Es ist kaum vorzustellen. Das Eingrasen soll wieder modern sein. Das Mähen, Aufladen und anschliessende Verfüttern von frischem Gras an die Kühe im Stall wurde auf vielen Betrieben aufgegeben. Der Aufwand ist für viele schlichtweg zu gross. So ist diese Fütterungstechnik etwas aus der Mode geraten. Doch dies soll sich nun ändern.
Kreislaufwirtschaft fördern
Die Firma Lely will das verfüttern von Frischgras wieder attraktiv machen. Sie präsentierte den Eingrasroboter mit dem Namen «Exos» an den «Lely Future Farm Days». Der Exos ist ein Teil von Lelys Vision in der Kreislaufwirtschaft.
Der Lely Exos ist ein elektrisches Konzeptfahrzeug, welches automatisch mäht, auflädt und das Gras im Stall wieder ablädt.
Er arbeitet 24 Stunden am Tag und im Tandem mit dem automatischen Fütterungssystem «Lely Vector». Beide Systeme stellen abwechselnd frisches Gras und andere Futterkomponenten zur Verfügung. Der Exos zeigt ständig den Anteil von Frischgras in der Ration an.
Das System sammelt auch Daten im Feld, so dass der Landwirt jederzeit direkt auf die Grasversorgung reagieren kann. Die autonome Frischgrasverfütterung sei eine gute Ergänzung zur Weide, beschreibt die Firma. Sie nennt das Frischgraskonzept eine Revolution im Nutzen von Raufutter.
Frischgras statt Silage verfüttern
Mit der autonomen Ernte und Fütterung von Frischgras produziere die Landwirtin mehr Milch aus Futter von ihrem eigenen Land, propagiert Lely. Die Kombination aus Weide und Frischgras im Stall stelle auf vielen Betrieben eine höhere Grasaufnahme sicher. Lely spricht von drei bis vier Kilogramm mehr Trockensubstanz, die ein Tier aufnehmen könnte. Das Konzept sieht vor, dass der Landwirt die Kühe in Stallnähe weiden lässt und der Exos das Gras von weiter entfernten Wiesen bringt.
Kosten und Arbeit einsparen
Durch den Eingrasroboter spare die Tierhalterin Arbeitsaufwand sowie Mechanisierungs- und Futterkosten ein. In vielen Betrieben besteht die Futterration meist aus Silage. Auch während der Vegetationszeit. Die Futterernte, Konservierung und anschliessende Verfütterung stellen einen grossen Aufwand dar. Zudem ist es schade, den Kühen Silage zu verfüttern, wenn stattdessen frisches Gras zur Verfügung steht. Frischgras enthält nämlich 10 bis 20 % mehr Nährstoffe als Grassilage. Also bräuchten die Kühe auch weniger Kraftfutter.
Auf Betrieben im Einsatz
Der Lely Exos ist aber nicht nur eine Vision, die einzig in den Köpfen der Entwickler schwebt. Nein, es gibt ihn schon. Er ist in Holland bereits auf mehreren Betrieben getestet worden, gibt Marcel Schwager, Verkaufsleiter vom Lely Center Härkingen, Auskunft. «Aktuell sind mindestens fünf Lely Exos auf holländischen Betrieben im Einsatz», sagt Schwager. Das Leergewicht des Eingrasroboters ist etwa drei Tonnen und er kann durchschnittlich rund 1000 kg Futter auf einmal transportieren. «Das Mähen und Einbringen funktionieren bereits ziemlich gut», sagt Marcel Schwager. Und kann der Eingrasroboter auch auf allen Bodentypen fahren? Mit einem Bodendruck von 0,8 Bar, sowie vier angetriebenen und gelenkten Rädern sei die Verdichtung im Boden nur gering, erklärt Lely. Auch könne sich das selbstständige Fahrzeug gut auf öffentlichen Wegen orientieren.
Fragezeichen Strassenfahrt
«Das Ziel ist es, das Projekt bis 2022 marktfähig weiterzuentwickeln», sagt Marcel Schwager. Falls alles nach Plan verlaufe, wäre eine Markteinführung 2022 in Holland möglich. Erfahrungsgemäss erfolgt zwei bis drei Jahre später die internationale Markteinführung. «Da in der Schweiz Frischgras ein grosses Thema ist, stehen die Chancen gut, dass wir zu den ersten gehören, die den Exos ausserhalb der Niederlanden in den Markt einführen dürfen», sagt Schwager.
Das grösste Problem bei der Einführung in die Praxis wird wohl das autonome Fahren auf öffentlichen Strassen darstellen. Vorerst werde der Exos nicht auf öffentlichen Strassen fahren. Also ist er nur für Betriebe geeignet, die gut arrondiertes Wiesland um den Hof herum haben. In Abhängigkeit der Entwicklung der Technik, sei das autonome Fahren auf öffentlichen Strassen auch eine Langzeitvision, sagt Schwager.
Aktuell sind in der Schweiz, keine intelligenten Fahrzeuge im Strassenverkehr zugelassen. Das Bundesamt für Strassen (Astra) sieht in seiner Teilstrategie intelligente Mobilität vor, dass bis im Jahr 2030 die rechtlichen Grundlagen die Einführung solcher Fahrzeuge ermöglichen.
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