Wer kennt es nicht: bei längerem Traktorfahren ein Getränk in Reichweite des Fahrersitzes. Und wenn es leer ist, wird es irgendwo in der Fahrerkabine lose hingestellt. Ist es auch nur eine leere Glasflasche, kann diese durch den Schlag an die Frontscheibe dazu führen, dass die Scheibe gleich zersplittert.

«Wenn wir von Ladungssicherung sprechen, sprechen wir nicht nur von Tausenden von Kilogramm. Es fängt schon damit an, dass man eine Tasche anständig in der Kabine verstaut und ein Werkzeug, wie zum Beispiel einen Hammer, nicht nur in die Kabine legt», erklärte Natanael Burgherr bei seinem Referat über Ladungssicherung vom 6. Dezember anlässlich der Generalversammlung des Bernischen Verbandes für Landtechnik.

Das Gewicht in der Nähe der Achsen

Dabei ist nicht nur das Festbinden mit geeignetem Material wichtig, sondern auch die Verteilung des Gewichts und die Art der Unterlage spielen eine wichtige Rolle.

Bei der Ladungssicherung ist der erste Entscheid die Wahl passender Transportmittel und die Gewichtsverteilung der Ladung. Der Schwerpunkt sollte bei Anhängern möglichst auf der Achse liegen und die Ladung gleichmässig verteilt sein. Falsche Gewichtsverteilung führe zu unkontrolliertem Fahren, da sich das Fahrzeug bereits bei leichten Lenkungen nicht mehr sauber steuern liesse.

Bei der Unterlage etwas nachhelfen

Weiter spielt die Unterlage eine wichtige Rolle, besonders beim Niederzurren. Es sollte eine hohe Reibung entstehen, damit die Ladung möglichst spät anfängt zu rutschen. Um die Reibung zu erhöhen, kann eine Antirutschmatte zwischen Ladung und Ladefläche gelegt werden. Laut dem Hersteller Span Set sollen aber nur originale Antirutschmatten eingesetzt werden, da nicht jeder Gummi den gleichen Reibwert hätte. Auf dreckigem oder nassem Untergrund hingegen komme die Last schneller ins Rutschen.

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Sicherungsarten

Die Ladungssicherung kann auf drei Arten erfolgen – in der Praxis existieren aber oft auch Kombinationen dieser Bindungsarten.

Formschluss: Dies ist die einfachste Art der Ladungssicherung. Auf einer Ladefläche mit Seitenwänden wird die Last so verteilt, dass keine Leerräume entstehen. Dadurch kann die Last gar nie ins Rutschen kommen. Die Seitenwände müssen dabei aber auch für die entsprechenden Kräfte ausgelegt sein.

Niederzurren: Mit der kraftschlüssigen Ladungssicherung wird die Fracht auf die Ladefläche gepresst. Aufgrund der erhöhten Reibung kann die Ladung nicht mehr verrutschen. Dazu werden mindestens zwei Spanngurte benötigt. Die Vorspannkraft (STF) der Zurrgurte, der Zurrwinkel, der Reibwert und das Gewicht der Ladung bestimmen die Anzahl und Art der Spanngurte. Das Niederzurren ist umso effektiver, je steiler der Zurrwinkel ist. Diese Methode eignet sich nur bei formstabilen Gütern.

Direktzurren: Die Ladung wird durch Spanngurte in Position gehalten. Oft werden vier Zurrgurte verwendet, die jeweils an einer Ecke der Ladung sowie einer Ecke der Ladefläche befestigt werden. Durch das diagonale Spannen kann die Ladung seitlich nicht verrutschen. Im Gegensatz zum Niederzurren müssen Spanngurte hier nicht unter hohen Kräften angezogen werden. Relevant für das Direktzurren ist die Zurrkraft (LC), die aussagt, für welche Kraft ein Spanngurt ausgelegt ist.

Digital App der Woche: Ladung einfach sichern Wednesday, 1. January 2025 Um bei einer Fracht die benötigte Anzahl oder Art der Spanngurte zu berechnen, kann auch eine App auf dem Smartphone helfen.

«Die Sicherung muss auch leichten Unfällen standhalten können.»

Natanael Burgherr, Technischer Dienst, Landtechnik Schweiz

Geeignetes Material verwenden

  • Die Spanngurte müssen in gutem Zustand sein. Dies heisst konkret:
  • Ratschen und Haken dürfen nicht verbogen sein.
  • Der Spanngurt darf nicht zusammengeknüpft sein.
  • Ein Riss darf maximal 10 Prozent der Breite ausmachen.
  • Der Spanngurt darf nicht mit Chemikalien in Kontakt gewesen sein, die das Material angreifen.
  • Kettenglieder dürfen nicht verbogen, überdehnt oder überstreckt sein.
  • Das Etikett muss intakt und komplett lesbar sein.

Übrigens: Das Datum auf einem Spanngurtetikett ist kein «Ablaufdatum», sondern das Produktionsdatum. Das Etikett muss komplett lesbar sein, da alleine anhand der Farbe oder der Breite keine Rückschlüsse auf die Stärke des Spanngurts gezogen werden können. Auf dem Etikett finden sich unter anderem Angaben zur Vorspannkraft (STF) und zur Zurrkraft (LC).

Wie gut muss gesichert werden?

«Die Ladung muss nicht nur für die Fahrt genügend gesichert sein, sondern muss auch leichten Unfällen standhalten können. Beispielsweise bei einem leichten Auffahrunfall oder wenn Sie plötzlich ausweichen müssen, sollte die Ladung nicht rutschen», erklärte Natanael Burgherr ein Urteil des Bundesgerichts. Ausserdem kann das Verlieren von Ladung gebüsst werden.

Wer haftet bei einem Unfall?

Verantwortlich für das Fahrverhalten und die Ladungssicherung ist der Fahrer. Wenn dieser jedoch vom Auftraggeber explizit dazu aufgefordert wurde, nicht gesetzeskonform zu handeln, haftet auch der Auftraggeber mit. In diesem Fall haften also Auftraggeber und Fahrer.

Burgherr schloss sein Referat mit der Botschaft: «Die Ladungssicherheit ist ein Gesamtkonzept. Und nicht einfach eine ‹Pfästerlipolitik›.»

Die wichtigsten Punkte:
Fahrzeugwahl
Gewichtsverteilung
Reibwert (µ): Kann durch saubere, trockene Ladefläche und Antirutschmatten erhöht werden
Art der Ladungssicherung
Intakte Zurrgurte und -kette