«Ziel der Versuche an der Swiss Future Farm in Tänikon ist es, der Thurgauer Landwirtschaft Wege aufzuzeigen, wie sie den klimatischen und politischen Herausforderungen begegnen kann», sagte Christian Eggenberger, der durch die Jahresmedienkonferenz der Swiss Future Farm (SFF) führte. Eggenberger vom Arenenberg ist auch SFF-Betriebsleiter.
Neue Lenksystemgeneration
Christian Eggenberger betonte, dass der Standort in Tänikon immer mehr für Schulungen und Tagungen genutzt werde. Dem pflichtete auch der Zusammenarbeitspartner Nico Helmstetter von GVS Agrar bei und sagte: «Eine steigende Anzahl an Smartfarming-fähigen Maschinen erhöht die Nachfrage für kompetente Beratungen und Schulungen.» So machte er auf die neueste Generation der Lenksystemtechnologie aufmerksam. Am Ende der Spur kann dieses die Maschine selbstständig im Vorgewende wenden lassen.
Verstärkt befasse man sich auf der Swiss Future Farm auch mit Strip-Till, Direktsaat und Bandspritzung, sagte Helmstetter. Auch wenn diese Technologien schon länger im Einsatz sind, brauche es dafür Know-how und ein Feintuning auf dem Feld.
Spot-Spraying gegen Disteln
Noch nicht praxisreif ist die Spot-Spraying-Technologie im Ackerbau. Florian Bachmann (Arenenberg) und Roman Gambirasio (GVS Agrar AG) setzten sie zur Bekämpfung der Ackerkratzdistel ein. Sie mussten übers Feld laufen und die Koordinaten der Disteln von Hand aufnehmen.
In Zukunft werde aber eine automatisierte, kamerabasierte Erkennung durch Drohnen oder traktormontierte Systeme angestrebt, kündigte Bachmann an. Die Koordinaten der Ackerkratzdisteln wurden in eine Applikationskarte umgewandelt und diese ins Traktorterminal geladen. Die moderne Feldspritze mit Einzeldüsenschaltung applizierte die Sprühbrühe nur über den Distelnestern. «Wir mussten mit Spot-Spraying nur 10 % der Fläche behandeln», sagte Florian Bachmann und betonte dabei die grosse Schlagkraft der 21 m breiten Feldspritze.
Die Schlüsseltechnologie hinter dem Spot-Spraying ist die kamerabasierte Einzelpflanzenerkennung, die derzeit nur bei wenigen Unkräutern anwendbar ist. «Wenn die Kartierung der Unkräuter mit einer Drohne erfolgt, kann zudem eine deutlich höhere Flächenleistung erreicht werden», fügte Bachmann bei. Auch können die Applikationskarten bereits zum Voraus bereitgestellt werden, sodass man bei optimalen Wetterbedingungen spritzen könne.
«Unsere Horsch-Leeb-CS-Spritze in Tänikon wird aber nicht nur Spot-Spraying eingesetzt, sondern vor allem auch für Bandbehandlungen, wo präzise maximal 50 Prozent der Fläche mit einem Herbizid behandelt wird», sagte Gambirasio.
Versuche mit Sommerraps
Im Pflanzenbau liegt Christian Eggenberger der Raps am Herzen. «Auf dem Markt ist Winterraps gefragt, aber im Anbau wird es immer schwieriger, sodass viele Landwirte darauf verzichten», stellte er fest. Auf der Swiss Future Farm läuft nun ein Anbauversuch mit Sommerraps. «Das ist allenfalls eine Alternative, um dem Schädlingsdruck und dem Wirkstoffmangel zu entgehen», meinte er. Ein erster Demoversuch hätte ergeben, dass im Sommerraps deutlich weniger Pflanzenschutzmittel und weniger Dünger eingesetzt werden musste. Zu bedenken sei aber, dass die Erträge mit Sommerraps deutlich tiefer ausfallen als beim Winterraps.
Wasser statt Biostimulanz
Nils Zehnder von Agco International GmbH erwähnte den 2024 erstmals durchgeführten Versuch mit Biostimulanzien (Irys von Timac Agro), die bei der Aussaat von Mais und Zuckerrüben appliziert wurden. Verglichen wurde dieser Streifenversuch mit einer reinen Wasserapplikation. Die Ergebnisse im ersten Versuchsjahr zeigten, dass sowohl die Anwendung von Wasser als auch von Biostimulanzien zum Zeitpunkt der Aussaat zu einer signifikanten Steigerung der Rüben- und Zuckererträge führte – wobei die Wasserapplikation deutlich günstiger ist.
Die Detailergebnisse des Versuchs sind im Geschäftsbericht 2024 zu finden. Dieser ist auf www.swissfuturefarm.ch aufgeschaltet. «Zudem werden wir zur Absicherung der Ergebnisse den Versuch mehrjährig durchführen», sagte Zehnder.
Mit Hochdruck gegen Blacken
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Die acht Mitarbeiter des Instituts für Intelligente Systeme und Smart Farming (ISF) an der Ostschweizer Fachhochschule entwickeln zusammen mit Agroscope und der Swiss Future Farm in Tänikon Roboter für den Einsatz in der Landwirtschaft. «Wir haben eine super und sehr gute Zusammenarbeit», betonte Dejan Šeatovic.
Der Professer und Chef des Instituts führte mit Luis Meier den Prototyp eines Blackenroboters vor. Die Blacken werden mit Drohnen und KI-basierter Bildanalyse lokalisiert. In Echtzeit werden die Koordinaten auf den Roboter übertragen, wie Dejan Šeatovic erklärte. Der Roboter besteht aus einem autonomen Trägerfahrzeug, einem Scara-Arm sowie einem Wassersprühgerät. Damit geht er mit Heisswasser und Hochdruck auf die Blacken los.