Um smarte Lösungen für die nachhaltige Lebensmittelproduktion, ging es schwerpunktmässig beim diesjährigen Innovationsforum Ernährungswirtschaft, das auf der Swiss Future Farm (SFF) im thurgauischen Tänikon durchgeführt wurde. Dabei sind smarte Technologien nicht erst bei der Verarbeitung weit hinten in der Wertschöpfungskette zu finden, sondern immer häufiger bereits auf dem Acker.

Jetzt gerät auch die Einzelpflanze in den Fokus

So zeigte SFF-Projektleiter Nico Helmstetter auf, wohin sich der Weg der digitalen Landtechnik derzeit entwickelt. «Eine wesentliche neue Lösung der letzten 20 Jahre war es, Traktoren mit einer Klimaanlage auszurüsten», stellte er fest. «Sie hilft, bei der Arbeit gegen Müdigkeit anzukommen.» Als weitere wichtige Lösung nannte er die Einführung des Lenksystems. Dieses ermöglicht laut Helmstetter mit Hilfe von GPS eine Präzision von zwei bis drei Zentimetern, die jederzeit verlässlich ist. Die Technik ist heute so weit, dass Traktoren nicht nur autonom fahren können, sondern mit zusätzlichen Funktionen wie beispielsweise «Section Control» ausgerüstet sind. Diese erlaubt es, definierte Teilflächen zu bearbeiten, wie etwa Saatgut und Pflanzenschutzmittel auszubringen.

In einem nächsten Schritt verschiebt sich nun der Fokus von der Teilfläche weiter auf die Einzelpflanze, die mit Hilfe von Kameratechnik erkannt werden kann. Um eine Weiterentwicklung handelt es sich zudem bei der TIM-Technologien (Tractor Implement Management). Diese erlauben es, dass angeschlossene Geräte Traktorfunktionen steuern können. Beispielsweise lässt sich der Scharendruck einstellen, um die Ablagetiefe je nach situativem Bedarf zu verändern. Kommunikationssysteme ermöglichen es zudem, Daten zu sammeln und an einen Server zu schicken, um diese für spätere Anwendungen zu nutzen. Bei der Telemetrie etwa werden mittels Sensoren verschiedene Maschinendaten wie Standort, Geschwindigkeit oder Kraftstoffverbrauch gesammelt, ausgewertet und auf das Handy oder den Computer geschickt. Dies dient der Dokumentation und als Entscheidungshilfe für weitere Arbeitsgänge.

Fahrzeuge, die sich selbst steuern

«Bei modernen Landmaschinen zeigt sich immer deutlicher ein Trend zur Robotik mit einer Unterscheidung in zwei Typen, die Spezialisten und die Geräteträger», sagte Nico Helmstetter. Beide seien mit digitalen Technologien ausgerüstet. Doch während ein «Spezialist» für bestimmte Funktionen zuständig ist, etwa zum chemischen Pflanzenschutz oder zum Hacken, handelt es sich bei Letzterem um einen Roboter, der den Traktor auf dem Feld ersetzt. Dieser kann mit Hilfe von GPS autonom über das Feld fahren und führt, mit entsprechenden Geräten gekoppelt, Aufgaben wie Düngen oder Säen aus und sendet die dabei erhobenen Daten an eine Cloud (Speicher) weiter.

Das Modell «Robotti» der dänischen Firma Agrointelli beispielsweise ist mit 3 Tonnen bei 150 PS deutlich leichter ist als ein vergleichbarer Traktor, womit er bodenschonend eingesetzt werden kann. Helmstetter sieht in solchen Geräteträgern einige Vorteile: «Sie lassen sich vielseitig und flexibel anwenden. Zudem lässt sich damit die Präzision steigern und der Arbeitsaufwand verringern. » Die Entwicklung gehe dahin, dass Standardtraktoren auch immer autonomer und vielseitiger werden. Gleichzeitig bleiben diese aber die Referenz im Einsatz bei schweren Zugarbeiten.

Die Entwicklung macht grosse Schritte

All diese Technologien seien Werkzeuge. Sie würden den Landwirt nicht ersetzen, sondern es ihm ermöglichen, vermehrt kontrollierende Aufgaben zu übernehmen. «Wie die Swiss Future Farm bei ihren Versuchen zeigt, machen neue Smart Farming Technologien nicht aus einem schlechten Landwirt einen guten, sondern aus einem guten einen besseren», resümierte Nico Helmstetter. Die technologische Entwicklung gehe schnell voran und man könne heute nicht sagen, welche Möglichkeiten es in fünf oder zehn Jahren gebe.

Stichworte der Digitalisierung

Cloud:
Datenspeicher auf einem Server, auf den man vom Handy oder Computer Zugriff hat.
GPS: Mit dem Geografischen Positionierungssystem (GPS) lässt sich via Satellitennavigation der Standort bestimmen.
Section Control: Bearbeitung von definierten Teilflächen.
Smart Farming: Landwirtschaft, die neue Technologien wie GPS, Drohnen oder Sensoren einbezieht.
Telemetrie: Vor Ort (z.B. auf dem Acker) werden Maschinendaten wie Standort, Geschwindigkeit oder Kraftstoffverbrauch gesammelt, ausgewertet und an das Handy oder den Computer gesendet.
TIM-Technologien: Mittels Tractor Implement Management (TIM) lassen sich Traktorfunktionen durch angeschlossene Geräte steuern (z.B. Geschwindigkeit oder Scharendruck verändern.)