In den Medien häufen sich Berichte über das teurer gewordene Bauen. Die Preise für zahlreiche Baumaterialien sind in den letzten Monaten markant gestiegen, so für Stahl, Kunststoffprodukte, Dämmungen, aber auch Holzprodukte. Davon betroffen sind auch landwirtschaftliche Ökonomie- und Wohnbauten.
Den Kostenschub bestätigt Adrian Käser von der Genossenschaft Landwirtschaftliches Bauen Aargau. Vor allem betroffen seien Produkte auf Erdölbasis wie Kunststoffrohre oder auch geschäumte Dämmungen, die teils 30 bis 50 Prozent mehr kosten. Mit ein Grund sei die starke Nachfrage aus China, das die Produktion nach Corona wieder schneller hochfährt als die übrige Welt. Zudem gebe es für viele Produkte keine Hersteller mehr in der Schweiz, was die Abhängigkeit erhöhe. «Das sind eben die Konsequenzen der Globalisierung.» Käser weist darauf hin, dass es für viele Produkte nicht nur Preissteigerungen, sondern auch Lieferschwierigkeiten gebe.
Projektverzögerung denkbar
Auch für die Landwirtschaftlichen Kreditkassen (LK) sei die Bauteuerung eine Herausforderung, sagt Samuel Brunner, Geschäftsführer für die Luzerner LK. Da die Agrarkredite pauschaliert seien, reduziere sich der Anteil der Agrarkredite innerhalb der Finanzierung. Die Tragbarkeit stelle eine noch grössere Hürde dar. Die von Architektin und Bauherren zu unterzeichnende «Einhaltung der Baukosten» erlange noch mehr Bedeutung. Die Bauern müssten entscheiden, ob und wann sie aufgrund der veränderten Kosten mit Bauen starten wollen.
Geringe Auswirkungen
Im Fokus für die landwirtschaftlichen Bauherren und Waldeigentümer stehen auch die höheren Kosten für Bauteile aus Holz. Pirmin Jung, Präsident Lignum Holzwirtschaft Zentralschweiz, geht davon aus, dass verleimte Holzprodukte aus der Schweiz rund 20 bis 30 Prozent teurer geworden sind, solche aus dem Ausland hingegen 100 und mehr Prozent. Bauen mit Holz boome weltweit. Einige Holzverarbeitungsbetriebe seien wegen der steigenden Preise nervös geworden und hätten mehr eingekauft, um Reserven zu schaffen. Er geht davon aus, dass sich die Marktlage im Herbst wieder etwas beruhigt. Und die Auswirkungen der teureren Materialien sollten nicht überschätzt werden. Wer beispielsweise ein Mehrfamilienhaus in Holz baue, müsse bei 50 Prozent höheren Preisen für die Holzbauteile lediglich mit einer Erhöhung der gesamten Baukosten um 0,7 bis 1,5 Prozent rechnen, hat der Holzbauingenieur kalkuliert.
Zu wenig Kapazitäten
Auch Pirmin Jung erwähnt die in den letzten 20 Jahren stark zurückgegangenen Verarbeitungskapazitäten für Holz in der Schweiz. Inzwischen wird rund 60 bis 70 Prozent allen Bauholzes importiert. Grosse Abnehmer wie China würden künftig vermehrt Rundholz statt Schnittholz in Europa kaufen, das erhöhe den Druck weiter. «Ich wette, dass schon nächstes Jahr chinesische Container bei uns in den Wäldern stehen und mit Rundholz gefüllt werden.» Weil die Preise der hiesigen Abnehmer so schlecht sind? Jung ist überzeugt, dass die Schweizer Rundholzpreise im Herbst etwas angehoben werden müssen. In Deutschland würden bereits 100 Franken pro m3 Rundholz bezahlt.
Mehrpreis liegt drin
[IMG 2]
Bisher zögerten die Schweizer Abnehmer allerdings, die seit Langem nicht mehr kostendeckenden Preise um viel mehr als fünf bis zehn Franken zu heben. Die Waldeigentümer fordern Erhöhungen um rund 30 Franken, um wieder kostendeckend wirtschaften zu können. Bei den aktuell hochgeschnellten Preisen für Schnittholz sollte diese Erhöhung auch drinliegen, finden Branchenkenner. Und dies trotz ab Juli steigender Transportkosten wegen höherer LSVA-Gebühren.
Ruedi Bachmann, Betriebsleiter Forst bei der Korporation Zug findet auch, dass die Säger ein klares Signal für deutlich bessere Preise an die Waldeigentümer senden müssten. Schliesslich hätten diese seit 2014 30 Franken verloren. Es brauche wieder Preisverhandlungen, nicht wie bisher ein Preisdiktat. Zumal derzeit von einer Verknappung des Rundholzangebotes keineswegs die Rede sein könne. «Das Manko liegt nicht beim Rundholz, sondern bei den Verarbeitungskapazitäten.»