Neue Technologien halten immer mehr Einzug in unseren Alltag, auch in den Alltag von Landwirten. Drohnen, die Schlupfwespen zur Bekämpfung von Maiszünslern abwerfen, sind allen sicher bekannt. Oder auch Technologien zur Steuerung der Bewässerung, wodurch 30 Prozent Wasser eingespart werden kann. Sie erleichtern Arbeitsschritte und helfen das Landwirtschaften effizienter und nachhaltiger zu gestalten. 

In einem Innosuisse-Projekt soll die Drohnentechnologie auf die Unkrautbekämpfung ausgebaut werden. Dies verkündeten am gestrigen Nachmittag die Fenaco Genossenschaft zusammen mit ihren Forschungspartnern Agroscope, der Fachhochschule OST sowie Sunrise UPC und Huawei in einer Video-Konferenz im Joint Innovation Center von Sunrise UPC.

5G-Netz ermöglicht die Interaktion zwischen Maschinen

«Für eine zukunftsfähige Landwirtschaft braucht es technologische Innovationen», sind sich die Expertinnen und Experten des Projektes einig. Mit 2G-, 3G- und 4G-Netzwerken ist man bisher an technische Grenzen gestossen. Das 5G-Netz ermögliche nun eine massive Konnektivität und mobile Bandbreite. Grössere Datenvolumina können transportiert werden. 5G sei deshalb ein «Game Changer»: «Nicht nur die Kommunikation zwischen Menschen ist möglich, sondern auch die Interaktion zwischen Maschinen», sagt Alexander Lehrmann von Sunrice UPC.

Am Beispiel eines Innosuisse-Projekts zur Unkrauterkennung und -bekämpfung wollen die fünf Partner die Kombination von 5G, Cloud-Technologie, Big Data, Künstliche Intelligenz, Bilderkennung, Sensor- und Drohnentechnik sowie Robotik und autonome Fahrzeuge erproben. 

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«Neue Technologien sollen Landwirte nicht ersetzen!»

Thomas Anken, Agroscope Tänikon

«Primär geht es darum, Landwirte zu ergänzen, nicht zu ersetzen!», betont Thomas Anken. Er ist international anerkannter Experte für Technologien in der Landwirtschaft und Leiter der Forschungsgruppe «Digitale Produktion» bei der Agroscope Tänikon. Vor allem in heutigen Zeiten, wo Landwirte unter einem immensen Druck stehen, die hohen Erwartungen der Gesellschaft und Konsumenten zu erfüllen, können neue Technologien das Management verbessern und die Effizient erhöhen.

Drohne lokalisiert das zu bekämpfende Unkraut

Bisher musste der Landwirt die ganze Fläche spritzen, wenn er das Unkraut bekämpfen wollte. «Das ist zwar einfach und schnell. Es wird aber viel Herbizid eingesetzt», so Thomas Anken. Eine andere Möglichkeit besteht, wenn der Landwirt das Unkraut von Hand aussticht. Dies ist aber wiederum mit viel Arbeit, aber weniger Herbizideinsatz verbunden. Im Innosuisse-Projekt steht die Blackenbekämpfung im Fokus.

«Die Pflanze wird durch eine Drohne eindeutig erkannt und lokalisiert. Die Rohdaten werden über eine 5G-Datenverbindung in die Cloud geladen. Dort werden sie in Echtzeit analysiert und identifiziert. Die Ergebnisse werden zurück auf den Acker gespielt, wo ein Traktor oder ein Landwirtschaftsroboter per GPS zum Unkraut navigiert wird und es bekämpft», erklärt Dejan Seatovic das Prinzip, Institutspartner  am ILT Institut für Lanorautomation und Mechatronik und Professor im Studiengang Maschinentechnik und Innovation an der Fachhochschule OST in Rapperswil ZH. 

Das System kann noch für weitere Arten bis zu einer kompletten Bestandsaufnahme erweitert werden, auch invasive Arten können gezielt erfasst und Massnahmen ergriffen werden.

Wann liegen die Resultate vor?

«Mit der Kombination von Digitalisierung und alternativen Pflanzenschutz schaffen wir nachhaltige Lösungen für die aktuellen Herausforderungen in der Landwirtschaft», sagt Michael Feitknecht, Fenaco Umsetzungspartner im Projekt. In einem weiteren Entwicklungsschritt soll das Pflanzenschutzmittel durch Heisswasser ersetzt werden. 

Die Entwicklungen in der Bilderkennung und im autonomen Fahren sind nur mit einer ausgebauten 5G-Infrastruktur machbar – mit 5G werden auch die entlegensten Gebiete der Schweiz vernetzt und an eine zukunftsfähige Grundinfrastruktur angebunden. Noch steht das Projekt am Anfang autonomer, kollaborativer Robotiksysteme für mehr Ökologie und Effizienz. Das Projekt startete Ende 2020. Konkrete Resultate aus einem Praxistest werden 2023 erwartet. Neben dem reduzierten Pflanzenschutzmitteleinsatz, sollen mit dem Projekt zudem die Beratung beim Pflanzenschutz verbessert und Probleme frühzeitig erkannt werden.