Reichlich sauberes Trinkwasser ist nutztierübergreifend die Grundlage für eine gute Tiergesundheit. Ist der Mineralgehalt im Tränkewasser jedoch hoch, kommt es zu Ablagerungen in den Wasserleitungen. Ein hohes Mass an Kalzium lagert sich in Form von Kalk ab. Wenn Kalkablagerungen die Tränkeleitungen verstopfen und der Wasserfluss unterbrochen wird, kann dies vor allem in den heissen Sommermonaten Folgen haben.
Geräte mit Filtern und Siebe im Auge behalten
«Die meisten Betriebe mit hohem Kalkgehalt im Wasser setzen deshalb eine Entkalkungsanlage ein», sagt Selina Hug vom Beratungsteam Stallbau des Strickhofs. Um die Tränkeanlagen störungsfrei zu halten, sei es wichtig, Geräte mit Filtern oder Sieben genau im Auge zu behalten, so die Expertin weiter. Ablösende Kalkstückchen verstopfen diese gerne und bremsen den Wasserfluss. «Durch ein regelmässiges Entleeren der Siebe beziehungsweise eine Reinigung der Filter können solche Probleme bereits im Vorhinein reduziert werden», so Hug.
Kontrolle vor dem Einstallen
Der Grad der Verkalkung sei abhängig von der Standzeit des Wassers in der Leitung. Dies bedeute, dass Wasserleitungen und die dazugehörigen Ventile an den Tränkebecken umso eher verkalken, je weniger sie genutzt werden. Die Expertin Selina Hug rät dazu, die Tränkebecken jeweils vor dem Einstallen nochmals zu kontrollieren und gegebenenfalls zu reinigen. Je feiner die eingebauten Siebe, Filter oder Ventile sind, desto öfter müssen diese gereinigt und gewartet werden.
Kalkgehalt im Grundwasser ist regional unterschiedlich
Aber wie kommt der Kalk überhaupt ins Wasser? Selina Hug erklärt: «Der Kalkgehalt im Wasser ist regional unterschiedlich und steht in Verbindung mit den vorzufindenden Boden- und Gesteinsarten im Bereich der Grundwasservorkommen, aus welchen das Wasser gefördert wird. Trinkwasser aus Uferfiltrat hat meist einen geringeren Kalkgehalt als Wasser aus Quellfassungen».
Kalkfreier Kreislauf mit dem Ionenaustauschprinzip
Ist die Problematik bekannt, werden in den meisten Ställen der neueren Generation Enthärtungsanlagen eingebaut. «Diese befindet sich direkt bei der Wasserverteilung des Gebäudes oder des Betriebes, damit der gesamte interne Kreislauf vom Kalk befreit ist», so Hug. Viele Enthärtungsanlagen funktionieren mit Salz nach dem Ionenaustauschprinzip. Im Inneren der Geräte befinden sich Austauscherharze, die mit Kochsalzlösung (Natrium-Chlorid) aufgefüllt werden. Fliesst das Wasser aus den Leitungen an den Austauscherharzen entlang, fangen diese Kalzium- und Magnesium-Ionen ein und geben die äquivalente Menge an Natrium-Ionen ins Wasser ab.
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Lebensdauer technischer Geräte wird verlängert
Sobald das Natrium in den Austauscherharzen verbraucht ist, muss die Enthärtungsanlage erneut mit Salz befüllt werden. Gemäss der EU-Richtlinie 98 /83 darf die Natriumkonzentration des abgegebenen Trinkwassers nicht höher liegen als 200 Milligramm pro Liter. Durch die Behandlung nach dem Ionenaustauschprinzip wird der Kalk in den Leitungen zuverlässig entfernt, das Wasser wird weich und die Lebensdauer von technischen Geräten wird verlängert.
Ohne Salz geht es auch
Eine physikalische, nicht-chemische Alternative zu Salz-Enthärtungsanlagen ist beispielsweise das Entkalkungsgerät der Firma Tratson. Über vier Spulen ist das Gerät mit den Rohrleitungen verbunden. Auf diesem Wege sendet das Entkalkungsgerät Signale in unterschiedlichen Frequenzbereichen durch die Rohre. Diese sorgen sowohl bei stehendem als auch bei fliessendem Wasser dafür, dass sich die Kalzium-Moleküle von den Rohrwänden lösen, sammeln und abgeleitet werden.
Wirksamkeit wissenschaftlich bestätigt
Die Wirksamkeit des Entkalkungsgerätes von Tratson konnte durch eine Studie der ETH Zürich bestätigt werden, berichtet Michael Schneeberger, Geschäftsführer von Tratson. «Wir haben es uns auf die Fahne geschrieben, die Effektivität unserer Produkte mit wissenschaftlich unabhängigen Dokumenten zu belegen. So lassen wir auch aktuelle Weiterentwicklungen durch unsere Forschungspartner prüfen und die verbesserte Leistung durch Feldtests nochmals bestätigen», so Schneeberger. Das Gerät wird an der Hauptwasserleitung installiert und kostet je nach Typ ab Fr. 1678.–.
Kalkablagerungen physikalisch lösen
Gerade auf landwirtschaftlichen Betrieben sei die Verkalkung von Wassertränken beziehungsweise deren Ventilen oder Bewässerungsdüsen ein bekanntes Problem, erzählt der Kalk-Spezialist. Die Resultate der ETH-Studie seien also durchaus auch auf den Stall- und Nutztierbereich anwendbar. Die Möglichkeit, Kalk ohne den Einsatz von chemischen Mitteln zu lösen und Nutztieren somit das im Kalk enthaltene Kalzium im Trinkwasser durchgehend zur Verfügung stellen zu können, sei sehr vorteilhaft. «Gerade bei Milchkühen ist die erhöhte Aufnahme von Kalzium nach dem Abkalben wichtig», erklärt Michael Schneeberger.
Ungewisser Leitungszustand
Auch korrodierte Leitungen können Folgen für Kühe haben. Durch die Ablagerungen bekommt das Wasser einen metallischen Geschmack. Es kann passieren, dass die Tiere infolgedessen weniger trinken, was sich wiederum auf die Tiergesundheit und die produzierte Milchmenge auswirkt. Bauernhöfe und landwirtschaftliche Betriebe sind wesentlich weitläufiger als ein privater Haushalt und oft ist die genaue Leitungsführung und der Leitungszustand aufgrund des Alters ungewiss. Bestehende Korrosionsschäden, verursacht durch die im enthärteten Wasser frei werdende Kohlensäure, seien also teilweise von aussen nicht sichtbar.
Salz-Enthärtungsanlagen können Korrosion fördern
Vielfach bestehe über die Jahre bereits eine leichte und unbedenkliche Korrosion, welche die verzinkte Schutzschicht der Rohre schon angegriffen und aufgelöst hat. «Wenn nun eine herkömmliche Entkalkungsanlage mit Salz zum Einsatz gebracht wird, kann dies den Lochfrass in der Wasserleitung beschleunigen», erklärt Michael Schneeberger. Das durch Salz-Enthärtungsanlagen abgegebene Chlorid hat ein hohes Oxidationspotenzial und kann deshalb korrosionsfördernd wirken.