«Der Gutsbetrieb des LBBZ Schluechthof wird in diesem Jahr in die mechanische Unkrautbekämpfung investieren, um dem gesellschaftlichen Anspruch auf Reduktion von Pflanzenschutzmitteln nachzukommen», erklärte Berater Raphael Vogel. Er und sein Team, mit Unterstützung des Zuger Verbands für Landtechnik, organisierten einen Feldtag mit Theorie und Praxis der mechanischen Unkrautregulierung. Die Vorführung von sieben Hack- und vor allem Striegelgeräten diente somit nicht nur dem Schluechthof für den Investitionsentscheid, sondern bot den rund 100 Teilnehmenden einen Überblick über die derzeit am Markt angebotenen modernen Präzisionsgeräte.

Potenzial noch gross 

«Der Entscheid ist nach der Vorführung fast schwieriger als vorher», meinte Vogel aufgrund der gezeigten Vielfalt und technischen Möglichkeiten. Jedenfalls wolle man sich ein Striegelgerät mit gefederten Einzelzinken und wenn möglich Tasträdern hinten und vorne zulegen, optional auch mit aufgebautem Sägerät und Gerätebedienung von der Kabine aus. Nicht nur für den präzisen Einsatz im Getreide, sondern auch im Mais und in weiteren Kulturen, wo geackert oder gegrubbert werde. Anspruchsvoll werde es aber für Raps oder Gemüse. «Aber auch da ist mit der Einzelzinkentechnik viel möglich.»

Vogel beurteilt das Potenzial zum Striegeln und Hacken generell im Ackerbau als sehr gross. Bisher sei diese Technik vom Markt eben zu wenig nachgefragt worden, und so auch wenig bekannt. Es gelte aber ein Mittelmass zu finden, in nicht geeigneten Jahren halt gleichwohl auf ein Herbizid zu setzen, bei guten Bedingungen wie jetzt aber zu striegeln statt zu spritzen.

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Mehr Erlös ohne Herbizide

Der Druck für den Einsatz vonweniger Pflanzenschutzmitteln nimmt gesellschaftlich und politisch jedenfalls laufend zu. Vogel wies auf die Forderung der Migros hin, ab 2023 nur noch pestizidfreies Getreide zu übernehmen. Dank den Ressourceneffizienzbeiträgen und IP-Suisse-Prämien sei herbizidloser Winterweizen eine bessere Wirtschaftlichkeit, trotz mehr Arbeits- und Maschinenaufwand. Je nach Kultur und Beikraut machen Striegeln und Hacken Sinn. Präsentiert, nicht aber vorgeführt, wurden über den Mittag verschiedene Hackgeräte für den Einsatz in Mais, Rüben oder auch für den Gemüsebau.

Die 6 m breite Sternrollhacke von Carré hat einen Leistungsbedarf von 90 PS und eigne sich vor allem für verschlämmte Böden. 68 einzeln aufgehängte und gefederte Sternhackräder sorgen für optimale Bodenanpassung. Für den Einsatz im Mais beispiels-weise werden einzelne Räder angehoben und arretiert. In einem zweiten Arbeitsgang mit Zinkenstriegeln ausgerüstet lässt sich Beikraut ausreissen.

[IMG 2]Beeindruckend war auch die individualisierbare Hackmaschine EC Weeder von Steketee mit Kamerasteuerung, beispielsweise für Mais oder Rüben. Die Kamera erkennt die Farbe der Nutzpflanzen und kann sie deshalb von den Beikräutern unterscheiden, die Hacken werden so bis 2 cm an die Nutzpflanzen herangeführt, und das bei hoher Geschwindigkeit.

Am Nachmittag standen zahlreiche Geräte, vor allem Striegel, aber auch Hacken, in einer grossen Parzelle mit Winterweizen im Einsatz, bei sehr trockenen Bodenverhältnissen. Mit der Rollhacke – möglich seien bis 30 km/h zur bessern Verschüttung – könne die Bodenkruste aufgebrochen, der Boden belüftet und Unkraut bekämpft werden. Sinnvoll sei ein sehr früher Einsatz in der Keimphase, im 4-Blatt-Stadium sei nur mehr Schadensbegrenzung möglich.

Blindstriegeln werde immer mehr zum Thema, denn das richtige Keimstadium zu treffen, sei heikel. Empfohlen wurde deshalb, diese Rollhacke mit Striegel kombiniert in mehreren Durchgängen einzusetzen.

Vorgeführte Geräte

- Rollhacke, Rotocare V 6600, Pöttinger, Trachsel Technik.
- Hackgerät Phenix Onyx Dynamic 3125 D mit Verschieberahmen X-green,Ott Landmaschinen AG.
- Hackstriegel APV, Vario-striegel VS 600 M1,B. Kaufmann AG.
- Hackstriegel Treffler, Präzi-sions-Zinkenstriegel 7,7 m, Hausheer und Sidler AG.
- Hackstriegel Hatzenbichler, Air-Flow-Original-Striegel6 m, Robert Aebi.
- Hackstriegel Einboeck, Aerostar Classic 6 m,Aebi Suisse.
- Hackstriegel Carré,Sarclerse 6 m, Serco.

Technik hat ihren Preis

Moderne Hackstriegel zeichnen sich aus durch individuell gefederte Zinken, unterschiedlich dick und lang je nach Kultur, Bodenzustand und Beikrautdruck. Einsätze sind neben Getreide auch in Wiesen und Weiden möglich. Je nach Situation wird mit mehr oder weniger Tempo gefahren und aggressiv gestriegelt. Die moderne Technik hat entsprechend ihren Preis, je nach Ausrüstung kosten solche Geräte 20 000 Franken und mehr, sie sollten somit nach Möglichkeit überbetrieblich eingesetzt werden.

Von den Firmenvertretern der Geräte gab es auch praktische Tipps für den Einsatz. So sollte am Folgetag ein zweites Mal gegengestriegelt werden. Und überhaupt sei es beim Striegeln wie bei der Liebe, «du sollst nicht zurückschauen.»

Das sagen Praktiker

Peter Werder aus Cham ZG, seit 25 Jahren Bio, und Ernst Galliker, Kappel am Albis ZH, seit 13 Jahren Bio, haben langjährige Erfahrung mit Striegeln. Zu achten sei auf genügend Saattiefe, damit aggressives Striegeln überhaupt möglich ist. Werder liebt Blindstriegeln. «Die Walze ist aber ebenso wichtig zur vorherigen Rückverfestigung». Und Galliker hat bisher wegen der Kälte noch gar nicht gestriegelt. «Lieber jetzt walzen und güllen.» Gute Erfahrungen hat er mit späten Saaten von Getreide gemacht, diese eignen sich für das Striegeln besser.