Für einmal musste Thomas Zgraggen mit seinem modernen Spezialgerät keine Steine umfahren. Bei diesem speziellen Einsatz mitten in der Stadt Zürich bestand auch keine Gefahr, wegen steilen Geländes auszurutschen, denn die zu behandelnde Fläche auf dem stark frequentierten Sportplatz war topfeben. «Es war für mich schon auch ungewohnt. Sonst bin ich mit unserer Spezialmaschine meist in steilen Hängen im Berggebiet unterwegs, bei diesem Einsatz musste ich einfach darauf achten, schön geradeaus zu fahren», so der Urner Jungbauer gegenüber der BauernZeitung.
Krähen graben nach Larven des Junikäfers
Mit seinem einachsigen Gerät für die Engerlingsbekämpfung applizierte er auf dem Zürcher Rasen Pilzsporen gegen Junikäfer. «Das Problem war weniger der Schaden durch die Engerlinge selber, sondern, wie es auf Sportrasen immer wieder anzutreffen ist, dass die Krähen bei ihrem Graben nach den Engerlingslarven den Rasen beschädigten», erklärt Thomas Zgraggen weiter. Dies sei sein erster Auftrag auf einem Sportplatz gewesen. Allerdings habe er mit seinem Gerät schon mehrmals auf Golfplätzen gearbeitet.
Mit Traktor auf der Fläche gegen Engerlinge
Während auf flacheren Parzellen die Bekämpfung des Engerlings schon seit Jahren mittels der Applikation von Pilzgerste mit Traktor und Sägerät erfolgt, fehlte für die Bekämpfung in steilerem Gelände bis vor Kurzem noch die entsprechende Gerätschaft.
Flüssigkeit mit Pilzsporen in fünf Zentimeter tiefe applizieren
Der landwirtschaftliche Lohnbetrieb Zgraggen aus Erstfeld suchte aus diesem Grund eine praxisreife Lösung für die Engerlingsbekämpfung an Steilhängen und fand diese beim österreichischen Unternehmen Terratec Maschinenbau GmbH. Die Grundmaschine ist ein Motormäher des Typs Terratec Ibex G2. Nach den ersten Einsätzen wurde das Gerät gemeinsam weiterentwickelt und im letzten Frühjahr der breiten Öffentlichkeit präsentiert. Die Stacheln der beiden Walzenräder sind mit je einem kleinen Loch ausgestattet, über welches mittels Pumpen die Flüssigkeit mit den Beauveria-Pilzsporen rund fünf Zentimeter tief in den Boden appliziert wird.
Laufend Anpassungen an der Spezialmaschine
Das Gerät habe sich im ersten Einsatzjahr bewährt, so die Bilanz von Thomas Zgraggen. Allerdings seien er und sein Vater dauernd am Optimieren von Details. «Da in diesem Frühjahr das Graswachstum sehr früh eingesetzt hatte, mussten wir auch bei eher nassen Verhältnissen fahren. Dies führte dazu, dass sich die Stollenräder mit Erdmaterial füllten und die Applikation der Flüssigkeit nicht mehr optimal war», erklärt Zgraggen. Mit dem Anbringen einer Abstreifvorrichtung konnte aber auch dieses Problem behoben werden.
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Der Maikäfer-Engerling tritt heute infolge der steigenden Temperaturen in immer höheren Lagen auf. Während man vor 40 Jahren auf über 1000 m ü. M. noch keine Engerlinge fand, sind diese mittlerweile auf bis 1800 m ü. M. vorgedrungen. Die Engerlinge fressen die Wurzeln der Gräser auf den Wiesen, wodurch die Grasnarbe abstirbt. Das verursacht auf den Betrieben nicht nur bedeutende Ertragsausfälle, es macht die Bewirtschaftung mit Gerätschaften gerade in Steillagen durch den losen Untergrund auch sehr gefährlich.
Infrastrukturen durch Schäden des Maikäfer-Engerlings gefährdet
Im Extremfall können auch Hänge ins Rutschen kommen und somit wichtige Verkehrsinfrastrukturen wie Strassen oder Bahnlinien und auch Häuser und Viehställe bedrohen. Bis der in den Boden applizierte Pilz seine Wirkung entfaltet, vergehen drei bis sechs Monate. Dafür kann die Wirkung des Pilzes weit über zehn Jahre anhalten.
700 Hektaren behandelt
Gemäss Thomas Zgraggen sind von den verschiedenen Dienstleistern im vergangenen Jahr in der Schweiz gesamthaft 700 Hektaren behandelt worden. Probegrabungen hätten gezeigt, dass sich der spezifisch wirkende Beauveria-Pilz in Gebieten mit Engerlingsbefall erfreulich entwickelte. Für eine abschliessende Beurteilung der Behandlungen sei es aber noch zu früh.
