Der Wald ist nicht nur Lieferant eines nachhaltigen Baustoffs und Energieträgers, sondern erhält immer mehr Bedeutung als CO2-Speicher. Mehr Biomasse im Wald heisst weniger CO2 in der Luft.

Luzern will vorwärts machen

Kürzlich wurden Vertreter der Waldwirtschaft, so vor allem von den regionalen Organisationen der Waldeigentümer RO, von Wald Luzern an einer Online-Info über ein geplantes Projekt im Kanton Luzern informiert, um deren Interesse abzuklären. Für Präsident Ruedi Gerber wäre ein solches CO2-Projekt eine Chance für die Waldeigentümer, dass ihnen Umweltleistungen abgegolten werden. Die Holznutzung bleibe gleichwohl gewährleistet.

Weniger Vorrat abbauen

Wald Luzern strebt eine Gruppenlösung an, will heissen, dass sich möglichst viele Waldeigentümer bzw. deren regionale Organisationen gemeinsam an einem Projekt beteiligen. «So können die Fixkosten im Griff gehalten werden», erklärte Geschäftsführer Werner Hüsler. Ziel wäre eine Waldfläche von mindestens 15 000 ha oder mehr im Kanton. Hubertus Schmidtke vom Verein Wald Klimaschutz Schweiz wies auf das Potenzial hin: 1 m3 stehendes Nadelholz im Wald speichert 1,2 t CO2, beim Laubholz sind es gar 1,5 t. Die Kohlenstoff-Speicherleistungen im Wald lassen sich steigern, indem der Vorrat im bewirtschafteten Wald erhöht wird oder auf Vorratsabbau verzichtet wird. Oder es könnten auch neue Waldreservate ausgeschieden werden.

Sinnvoll seien solche Projekte somit in Waldgebieten, wo der Vorrat sehr hoch ist und aus waldbaulicher Sicht abgebaut werden könnte. Oder wo der Holzzuwachs grösser ist als die Nutzung. Oder wo die Nutzung bewusst zurückgefahren werden soll, ergänzte Ruedi Gerber, Präsident von Wald Luzern.

Für den Kanton wurde ein durchschnittlicher Vorrat von 460 m3/ha errechnet. Das sei sehr hoch, denn aus waldbaulicher Sicht würden 360 m3/ha genügen. Auf rund die Hälfte oder mehr des wünschbaren Vorratsabbaus könnte zu Gunsten von CO2-Projekten verzichtet werden, erklärte Gerber. «Dies könnten wir durch Verkauf von CO2-Zertifikaten in Wert setzen.» Jährlich könnten so mindestens 1,8 t CO2 pro ha angerechnet­ ­werden. Mit dem künftigen CO2-Gesetz könnte es einen verpflichteten Markt geben, indem beispielsweise Firmen zwingend ihre Emissionen senken müssen, oder CO2-Zertifikate kaufen müssen, erklärte Schmidtke. Diskutiert wird, dass diese zu rund 100 Franken pro Tonne CO2 gehandelt werden, Tendenz steigend.

Waldprojekte sind gefragt

Schon jetzt gebe es aber eine rege Nachfrage für Zertifikate, beziehungsweise Massnahmen zum Klimaschutz in einem freiwilligen Markt. Vor allem Angebote seitens Waldwirtschaft seien sehr gesucht.

«Klimaschutz im regionalen Wald ist sehr sexy, das ist für viele Firmen eine gute PR»

Hubertus Schmidtke

Solche Zertifikate werden derzeit zu rund 35 Franken pro Tonne CO2 – Tendenz steigend – gehandelt. Hier setzen die Waldspeicherprojekte seitens Verein an (siehe Kasten). Bereits wurden schweizweit zwei grössere Projekte realisiert, viele weitere sind in Vorbereitung.

Interesse ist gross

Wie die Diskussion zeigte, ist das Interesse der Luzerner Waldeigentümer gross. «Wir müssen neben der Holzproduktion weitere Dienstleistungen in Wert setzen. Zumal das Interesse auf dem Markt vorhanden ist», liessen mehrere Präsidenten von RO verlauten.

Vorteil einer Gruppenlösung sei, dass die individuelle Holznutzung gleichwohl gewährleistet sei. Die RO könnten selber entscheiden, wie stark der Vorratsabbau reduziert werden soll.

Bereits in den nächsten Monaten sollten sich die Waldorganisationen entscheiden, ob sie mitmachen wollen. Dann würde Wald Luzern eine Projektgruppe einsetzen. Die RO hätten mit Wald Luzern eine Vereinbarung abzuschliessen, und Wald Luzern ihrerseits mit dem Verein Wald Klimaschutz Schweiz. Bereits im Verlaufe des nächsten Jahres könnte mit dem Verkauf von CO2-Zertifikaten aus dem Luzerner Wald gestartet werden. Dann gäbe es schon bald etwas mehr «Kohle» für die Waldeigentümer und ihre Organisationen, dank mehr Kohlenstoff im Wald.