Zunehmend mehr Nester von dürren Fichten und gemäss Fachleuten "überraschend" auch Weisstannen zeugen vom Wirken des Borken-käfers in den Wäldern. Abgestorbene oder abdorrende Eschen sind die Folgen des durch eine Pilzkrankheit verursachten Eschentriebsterbens. Die Trockenheit der letzten Jahre hat auch bei Laubbäumen Spuren hinterlassen. Mächtige alte Eichen und Buchen welken wegen Wassermangel oder haben bei den jüngsten Stürmen mit ihrem geschwächten Wurzelwerk den Halt im Boden verloren. Und die Sturmwinde von letztem und diesem Jahr haben viele weitere Bäume umgeworfen. Allein der Sommersturm von Anfang Juli hat nochmals über 4000 m3 Schadholz verursacht, jedoch nur regional in der Region Pilatus und Luzern.
Käferbefall nimmt zu
Noch immer ist nicht alles Schadholz vom Vorjahr geräumt, viel Neues, vor allem wegen den Borkenkäfern, ist dazugekommen. Und die Schadholzmenge nimmt nun wegen den sich in den heissen Tagen stark vermehrenden Käfern weiter zu.
Das bestätigt auch Miguel Zahner von der Luzerner Dienststelle Landwirtschaft und Wald (Lawa). Die Winter- und Sommerstürme des aktuellen Jahres hätten den Wald weiter geschwächt. Aktuell sei der Käferbefall im Mittelland gross, aber auch in höheren Gebieten in sonnigen Lagen und auf Kuppen.
Massnahmen im Schutzwald
Die vom Kanton Luzern 2018 beschlossenen Präventions- und Bekämpfungsmassnahmen würden die Schäden im Schutzwald im Rahmen halten, sagt Zahner. Aber selbst im Schutzwaldperimeter werde empfohlen, aufgrund des überlasteten Holzmarktes das Käferholz möglichst liegen zu lassen, wo nötig aber zu entrinden, ergänzt Michiel Fehr vom Lawa. Für die Waldschutzmassnahmen im Kanton Luzern stehen dieses Jahr rund 1,2 Mio Franken für die waldschutzrelevante Fläche von rund 10 000 ha zur Verfügung. Diese sollen dazu dienen, dass die Waldfunktionen nicht gefährdet würden, die beschränkten Mittel seien auf das Wesentliche zu konzentrieren.
Für den Wirtschaftswald, das sind im Kanton rund drei Viertel der Waldfläche, stehen aber weiterhin keine finanziellen Mittel zur Verfügung. Die Massnahmen im Wald müssten so ausgestaltet werden, dass der Holzmarkt möglichst nicht zusätzlich noch belastet wird, heisst es seitens Lawa.
"Es ist wirklich keine Lösung in Sicht, die Situation ist zermürbend."
Ruedi Gerber, Präsident Wald Luzern
Holzmarkt überlastet
In der Tat ist der Holzmarkt derzeit kaum mehr aufnahmefähig. Viele Lager bei den Sägereien sind voll vom aufgerüsteten Sturmholz oder Käferholz, bei einigen Werken herrscht dafür gar ein Lieferstopp. Anderseits erwarten Werke auch einen Anteil an Frischholz. Sollen die Waldeigentümer das aktuelle Schadholz überhaupt noch räumen? Der Luzerner Wald ist zu 70 Prozent in Privatbesitz, darunter sind viele Bauern.
Mehr Energieholz verwenden
Die Situation sei wirklich sehr schwierig und frustrierend, sagt Ruedi Gerber, Präsident von Wald Luzern. Von vielen Kantonen höre er das Gleiche: Der Markt wolle kein Käferholz mehr. Trotz Versprechen werde aufgerüstetes Holz teils nicht mehr zeitgerecht abgeholt. Käferholz entfernt vom Wald zu lagern, sei zu teuer. Nicht nur schweizweit sei der Holzmarkt überbelastet, sondern europaweit. "Es bräuchte in den Regionen mehr Holzenergieanlagen mittlerer Grösse, um Waldholz von minderer Qualität – auch Käferholz – zu verwerten. Nur setzen die öffentliche Hand wie Private nach wie vor mehrheitlich auf fossile oder alternative Energieträger. Dies, obwohl das Potenzial des CO2-neutralen Energieträgers Holz längst nicht ausgeschöpft ist", bedauert Gerber.
Wer nur kleine Mengen Schadholz habe, solle dieses zumindest entrinden oder hacken oder selber verwerten. Bei grösseren Holzposten fehle aber schlicht der Absatz. "Den Waldeigentümern zu empfehlen, nichts zu machen, ist wohl heikel. Aber es ist wirklich keine Lösung in Sicht." Bleibt somit in der Konsequenz wohl nur das Liegen-lassen von Schadholz im Wald.