Der eben zu Ende gegangene Januar war laut Meteo Schweiz 1,3 Grad wärmer als die Norm (1991–2020), es gab grössere Regenmengen und mehr Sonnenstunden. Das Wasser der letzten Niederschläge ist versickert, auf den Äckern tut sich noch nicht viel. Sobald aber die Pflanzen sich wieder zu strecken beginnen, startet der Wettlauf gegen das Unkraut. Es gilt: So früh wie möglich striegeln.
Wann: Um den passenden Zeitpunkt zu bestimmen, kommt man nicht um einen Rundgang über das Feld herum. Das Getreide sollte im 3-Blattstadium sein, da es in dieser Phase genügend gut verankert ist, um der mechanischen Unkrautbekämpfung zu widerstehen.
Das Unkraut sollte möglichst klein sein. In einem gemeinsamen Merkblatt empfehlen Liebegg, Wallierhof und Ebenrain, an mehreren Stellen mit der Hand über die Bodenoberfläche zu streichen. «Werden dabei kleine weisse Fäden sichtbar, wäre nun der optimale Zeitpunkt für einen Striegeldurchgang.»
Erst der Griff in die Erde mache klar, ob gestriegelt werden sollte oder nicht. Denn zu viel sollte es nicht sein; «Überflüssige Striegeldurchgänge verursachen vermeidbare Kosten und können Unkrautsamen zum Keimen bringen.»
Eine Staubwolke ist erwünscht
Jetzt sollte noch das Wetter passen. Ideal sind trockene Bedingungen, an windigen Tagen vertrocknet ausgerissenes Unkraut in der Mittagssonne am besten. Ab der Tagesmitte ist die Kultur auch weniger anfällig auf Schäden durch den Striegel, da die Pflanzen durch abnehmenden Zelldruck elastischer werden. Eine Staubwolke beim Striegeln ist erwünscht, die Zinken sollten aber keine sichtbaren Striche hinterlassen (sonst ist es zu nass).
Womit: Man spricht zwar meist vom «Striegeln», für die mechanische Unkrautbekämpfung stehen aber verschiedene Geräte zur Auswahl. Klassische und Präzisionsstriegel mit einzeln gespannten Zinken funktionieren in erster Linie über das Verschütten des Unkrauts und erst sekundär durch das Ausreissen der Pflänzchen. Sie müssen mit zum Boden waagrechtem Rahmen ausgerichtet werden.
Rollhacken sind schwerer und werden schneller über das Feld gezogen, man schätzt sie für das Aufbrechen von Krusten. Doppelte Überfahrten mit der Rotorhacke gilt es zu vermeiden, sie lässt sich aber mit einem Zinkenstriegel kombinieren. Rollstriegel sind wenig anfällig auf Verstopfung durch allfällige Pflanzenreste auf der Bodenoberfläche, ausserdem können diese Geräte dank schräg gestellter Sternräder auch in grösseren Beständen eingesetzt werden.
Wie aggressiv: Das hängt von den herrschenden Bedingungen bzw. dem Unkrautdruck ab. Nach vorne zeigende Zinken und höhere Geschwindigkeiten machen Striegel aggressiver, bei der Rollhacke kann man über den Druck arbeiten oder aber die Rollsterne in umgekehrter Richtung montieren.
Liebegg, Ebenrain und Wallierhof raten, die Einstellungen auf 20 Metern im Feld zu testen und anhand des Ergebnisses allenfalls nachzujustieren. In der Regel werde eher zu wenig aggressiv gearbeitet – Praktiker raten vom Blick zurück ab. Dies aber erst, wenn das Gerät gut eingestellt ist.
Wann nicht mehr: Zu Beginn des Schossens sollte die mechanische Unkrautbekämpfung beendet sein. Empfohlen werden im Frühling zwei bis drei Striegeldurchgänge. Das Ziel ist, den Unkrautdruck während der Bestockung unter fünf Prozent zu halten. Danach gelten – auch wenn es nicht schön aussieht – bis 10 Prozent Bodenbedeckung durch Unkraut als tolerierbar, ohne dass mit Ertragseinbussen zu rechnen wäre.
Warum nicht chemisch: Die Reduktion des Einsatzes chemischer Pflanzenschutzmittel ist ein gesellschaftliches Anliegen. Die mechanische Unkrautbekämpfung hat aber noch weitere Vorteile. So regt sie die Bestockung des Getreides und die Mineralisierung an, da der Boden oberflächlich geöffnet wird und Luft nach unten gelangt (Stichwort Krusten). Bei Durchfahrten nach dem Güllen arbeiten Striegel und Co. den Dünger ein und vermeiden so Nährstoffverluste.
Herbizidverzicht wird vom Bund gefördert
Nicht zuletzt gibt es den Bundesbeitrag für Verzicht auf Herbizide (250 Franken pro Hektare für Getreide und andere Kulturen, für Raps, Kartoffeln und Freiland-Konservengemüse sind es 600 Franken pro Hektare). Die entsprechenden Vorgaben müssen allerdings für alle Flächen der angemeldeten Kultur umgesetzt werden, wobei Bandbehandlungen auf maximal 50 Prozent der Fläche und Einzelstockbehandlungen zulässig sind.
Pestizidfrei ist auch bei IP-Suisse gefragt
IP-Suisse fordert ihre bestehenden Weizen-Produzenten dazu auf, auch auf Herbizide zu verzichten und stark nachgefragten, pestizidfreien Brotweizen anzubauen. Das kann man mit dem Bundesbeitrag kombinieren. Die Labelorganisation ermöglicht den klassenweisen Herbizidverzicht, erlaubt aber im Gegensatz zum Bund keine Einzelstockbehandlungen bei Pestizidfrei.
Was ist mit Klettenlabkraut: Wenn das Getreide im Schossen ist, kann es mit dem Hackstriegel ausgekämmt werden. Das funktioniere auch mit Wicken. «Dazu den Striegel etwa 10 cm über dem Boden durch den Bestand ziehen und jeweils am Feldrand anheben und entleeren», beschreiben Liebegg, Ebenrain und Wallierhof.
Wie sieht es wirtschaftlich aus: Agroscope hat die Wirtschaftlichkeit der Reduktion von Pflanzenschutzmitteln berechnet und die Resultate im letzten Herbst publiziert. Für Winterweizen ergeben sich demnach «klare ökonomische Anreize, keine Herbizide, Wachstumsregulatoren, Insektizide und Fungizide einzusetzen», und zwar trotz gewisser Ertragseinbussen.
Der Arbeitszeitbedarf ist laut Agroscope geringer. Für den Verzicht auf Wachstumsregulatoren, Fungizide und Insektizide gibt es beim Bundesbeitrag für Getreide 400 Franken pro Hektare. Im Vergleich zum ÖLN-Anbau lasse sich durch die Umsetzung mindestens eines Direktzahlungsprogramms die Wirtschaftlichkeit steigern, so Agroscope.