Der Ort war gut gewählt für die Medienkonferenz, zu der die Astag Sektion Ostschweiz und die Kommission Landtechnik des Verbands Thurgauer Landwirtschaft (VTL) einlud. An der Hauptstrasse Hauptwil-Gottshaus, vis-à-vis der Primarschule, führt ein Fussgängerstreifen mit einer Insel über die Strasse. Die Insel ist mit scharfkantigen Randsteinen versehen.
Nur für ausgezeichnete Fahrer
[IMG 1-3] Reto Schiess, Landwirt aus Hauptwil, fährt mit einem Mähdrescher heran. Er ist ein guter Fahrer, dennoch reicht die Strassenbreite nicht, um ungehindert zu passieren. Auf der einen Seite der Fahrbahn muss er über den Randabschluss fahren und darauf achten, dass er den Randstein nicht touchiert – und nur so kann er den scharfen Kanten der Fussgängerinsel ausweichen.
Diese scharfkantigen Randsteine sind denn auch ein Stein des Anstosses und verärgern in Vielem die Fahrer von Nutzfahrzeugen. In den vergangenen Jahren hat der VTL zigfach das Gespräch mit dem Tiefbauamt gesucht, damit die Inseln mit abgeflachten Randsteinen gebaut würden.
«Wir wollen im Dialog mitwirken»
«Uns wurde schlichtweg kein Gehör geschenkt», sagt Rolf Kuhn, Präsident VTL-Kommission Landtechnik. Man möchte konstruktiv bei der Strassenverkehrsplanung mitwirken können und so die Interessen der Landwirtschaft vertreten – immerhin ist die Landwirtschaft mit ihren vor- und nachgelagerten Bereichen im Kanton Thurgau ein bedeutender Wirtschaftsfaktor.[IMG 4-5]
Auf den Punkt brachte Markus Koller, Geschäftsführer VTL-Kommission Landtechnik, die Anliegen des Verbands: «Wir wollen, dass Randabschlüsse nicht mehr scharfkantig sind und dass Schleppkurven auch mit heckgelenkten Fahrzeugen geprüft werden, beispielsweise mit einem Mähdrescher mit Balkenwagen. Auch müssen Strassenbereiche mit Inseln und erhöhten Bushaltestellen mindestens eine Fahrbahnbreite von 4 m haben.»
Keine Einsprachemöglichkeit
Die Mittel des Verbands sind beschränkt, denn Rekursmöglichkeiten haben sie nicht. «Das haben nur Anstösser innerhalb von 100 m», klärt Markus Koller auf. Selbst habe man diese Möglichkeit auch geprüft, bei der Strasse zwischen Hütwilen und Weinigen, als es um scharfkantige Randsteine einer Insel ging: «Wir hatten keine Chance – von vornherein nicht.»
Bleibt nur die Chance, den Amtspersonen des Tiefbauamts die Anliegen der Landwirtschaft begreiflich zu machen. «Wir sind für Sicherheit im Verkehr, für Schutz der Fussgänger. Abgeflachte Randsteine stehen diesen Interessen nicht im Wege», so Kuhn abschliessend.
Landtechnikverband unterstützt die Bauern und Lohnunternehmer
[IMG 6] Das Anliegen der Thurgauer findet auch nationaler Ebene Unterstützung. Der Strassenverkehr mit solchen Hindernissen sei beileibe nicht nur ein Problem der Thurgauer beziehungsweise Ostschweizer, sondern schweizweit ein Thema vom Genfer- bis zum Bodensee, nahm Roman Engeler, Direktor des Schweizerischen Verbandes für Landtechnik (SVLT), den Faden auf. Der SVLT vertritt rund 18’000 Mitglieder.
«Es darf nicht sein, dass man rechtmässige Verkehrsteilnehmer mit solchen und anderen Hindernissen von der Strassenbenützung ausschliesst», insistiert Engeler. Landwirtschaftliche Fahrzeuge dürfen 2,55 m breit, 4 m hoch und als Gespann bis 18,75 m lang sein. Ist der Traktor doppelbereift oder mit Breitreifen ausgestattet, so darf dieser bis 3 m breit sein. Als Ausnahmefahrzeug mit braunem Kennzeichen eingelöst, darf er 3,50 m breit sein.
«All diese Fahrzeuge sollten unserer Ansicht nach auf den Strassen fahren dürfen. Aber die Strassen müssen so dimensioniert sein und genügend Marge in horizontaler sowie vertikaler Linie aufweisen, dass diese Nutzfahrzeuge passieren können», unterstreicht Roman Engeler.
Zumal auch massiver Pneuabrieb, beschädigte Pneus oder Erntemaschinen zu Umwegen zwingen und zu zusätzlichen Emissionen und Mehrkosten führen würden.
Einfluss auf politischer Ebene
Die Behörden würden bei einschlägigen Anfragen stets auf die Normen des Schweizerischen Verbandes der Strassen- und Verkehrsfachleute (VSS) verweisen. «Und auf diese wollen wir als Vorstandsmitglied der Organisation Strasseschweiz Einfluss nehmen», so Engeler und weiter: «Auch auf politischer Ebene werden wir bei der Koordinationskonferenz der Bau- und Liegenschaftsorgane der öffentlichen Bauherren in dieser Sache vorstellig.»[IMG 7]
1