Die Automatisierung des Alltagslebens schreitet voran und findet längst auch im Stall statt. Gerade Arbeitsbereiche, die regelmässig anfallen, profitieren davon. Dies gilt ganz besonders für die Fütterung, auf welche 20 bis 25 Prozent der Arbeitszeit eines Milchviehbetriebs entfällt.
Rund um die Uhr
So investieren immer mehr Landwirte in automatische Fütterungssysteme, welche eine Reihe von Aufgaben übernehmen, die mehrmals täglich ausgeführt werden: Ein Roboter holt aus der sogenannten Futterküche oder direkt aus dem Silo verschiedene Futterarten wie Heu, Silage, Kraftfutter und Mineralstoffe und mischt diese frisch. Anschliessend belädt er den Mischwagen, welcher – schienengeführt oder autonom – die Ration auf die Futterachse bringt. Der Mischwagen kann mittels Höhensensor feststellen, wo noch Restfutter vorhanden ist und platziert Frischfutter entsprechend der programmierten Höhe.
Je nach Modell steuert der Fütterungsroboter Tätigkeiten wie Auflösen von Rundballen, Einwiegen, Schneiden, Mischen, Anschieben am Fressgitter und Entfernen von Restfutter.
Futter bleibt kaum liegen
Mit der automatischen Fütterung kommt mehr Ruhe in die Herde: «Besonders schwächere Tiere profitieren. Sie haben damit eine grössere Chance, regelmässig frisches Futter zu erhalten», sagt Christian Manser vom Landwirtschaftlichen Zentrum St. Gallen (LZSG). Gerade nachts zwischen 24 und 6 Uhr, wenn die Futterstände gewöhnlich weniger besetzt sind, bekämen rangtiefere Tiere bei zusätzlichen Fresszeiten leichteren Zugang zu Frischfutter.
Gerade in Ställen mit tiefem Fressplatzangebot (weniger Plätze als Kühe) wirkt sich das positiv aus. Weniger Fresskonkurrenz sei auch für jüngere Kühe ein Vorteil, weil diese tendenziell weniger schnell fressen als ältere. «Mit mehr Futterzeiten lässt sich zudem das Risiko von Klauenverletzungen vermindern, weil es weniger Gerangel am Futtertisch gibt», so Manser. Ausserdem ist selten mit Nacherwärmung zu rechnen, da das Futter kaum liegen bleibt, was ebenfalls der Gesundheit zugutekommt. Ein weiterer Vorteil: Durch die Arbeitserleichterung mittels automatischer Fütterung lässt sich Arbeitszeit nicht nur einsparen, sondern auch flexibler gestalten.
Um einen Fütterungsroboter in einem bestehenden Milchviehstall zu integrieren, sollten Einrichtungen für die Futterbereitstellung wie Hoflader, Kran oder Silofräse bereits vorhanden sein, auch werden Mischer und Futterküche benötigt. Zusätzliche Fläche braucht es nicht, im Gegenteil, meint Manser: «Generell kann mit der Einführung der automatisierten Fütterungstechnik viel Platz eingespart werden.» Der Futtertisch muss nicht eine Breite von rund vier Metern aufweisen, die es für die Futterab lage mit dem Traktor braucht.
Mehr Platz schaffen
Ein Futterband beispielsweise benötigt lediglich eine Breite von einem Meter. Bei einer Stalllänge von 40 Metern kann somit eine Fläche von etwa 120 m2 eingespart werden. Ist ein Neubau geplant, könne dies bereits bei der Planung der Gebäudehülle berücksichtigt werden. «Aber auch bei einem Umbau eines bestehenden Stalls lässt sich so Fläche für die Tiere gewinnen», stellt der Agronom fest: «Ein Teil des neu gewonnenen Raumes wird zwar für die zusätzliche Technik und die Futterküche benötigt, aber auch die Kühe erhalten oftmals mehr Platz.» Wird darauf geachtet, wo was platziert wird, dient dies der Arbeitserleichterung. Kommt etwa der stationäre Mischer in den oberen Stock, bleibt im Erdgeschoss Raum für anderes.
Ab welcher Viehanzahl sich die Anschaffung eines automatisierten Fütterungssystems lohnt, hängt von den individuellen Gegebenheiten auf einem Betrieb ab. «Jeder Stall ist anders», sagt Manser, «auch schon bei einem Dutzend Kühen kann sich Fütterungsautomatik lohnen, weil allenfalls durch den Raumgewinn keine weiteren Bauten nötig sind.»