Es war ein aussergewöhnlicher Herbst. Sehr mild und sehr wüchsig. Bis in den Spätherbst hinein, mancherorts gar bis Ende November, konnte siliert und eingegrast werden. Gleichwohl sind einige Wiesen etwas «zu hoch» in den Winter gestartet. Das bestätigt auch Willi Gut, Futterbaulehrer am LBBZ Schluechthof. Je nach Betrieb und Zustand der Raygraswiesen könnte Schneeschimmel deshalb ein Thema werden und bei mildem Winter auch die Mäusepopulation ansteigen. Es lohnt sich also, sich in den Wintermonaten Gedanken für die kommende Grünlandpflege zu machen.

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Nachhaltiger Futterbau

Dass eine Optimierung der Futterwiesen in den nächsten Jahren mehr an Bedeutung gewinnen wird, davon ist Heiner Geisseler vom Betrieb Huob auf dem Littauerberg überzeugt. Er empfing kürzlich die Mutterkuhhalter aus der Zentralschweiz zur Regionaltagung. Dabei stellte er die nachhaltige Grünlandpflege als wichtiges Standbein seines Betriebes vor. Schliesslich sollte nicht nur die hofeigene Grundfutterproduktion optimiert werden, sondern auch der Einsatz der Hofdünger und der zugeführten Nährstoffe. Zudem trage auch der Klimawandel dazu bei, dass Wiesenbestände angepasst werden müssten.

Neuer Maschinenpark

Auf der Huob wurde deshalb Anfang 2021 in verschiedene Maschinen zur Grünlandpflege investiert, mit denen auch Lohnarbeiten für Dritte ausgeführt werden. Der Fokus liege beim Einsatz von mechanischen Methoden, zur Verbesserung der Bodenstruktur und Optimierung der Bestände. Zum Einsatz kommen eine Güttler-GreenMaster-Grünlandpflegekombination für Zinkensaat und mit Walze. Damit lasse sich der Zeitraum für ein sinnvolles Nachsäen bedeutend verlängern.

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Belüftung der Grasnarbe

Mit dem Grasnarbenbelüfter Evers wird für eine bessere Belüftung und Durchlässigkeit der Grasnarbe gesorgt, was sich positiv auf den Wasserrückhalt der Grasnarbe auswirke. Auch Verdichtungen oder Verschmierungen, so wegen intensiver Beweidung, vieler Niederschläge oder Mäuseschäden, könnten so beseitigt werden.

«Ich erkläre den Leuten die Wirkung des Belüfters jeweils mit dem Vertikulierer für den Rasen, es geht darum, Platz und Licht für wertvollere Pflanzen zu schaffen», sagt Geisseler. Für die Weidepflege an Rändern oder in Baumgruppen dient der Mulchy, ein schwenkbarer Scheibenmulcher. So könne auch rund um Holzpfähle das Grüngut optimal geschnitten werden.

Die Erfahrungen auf dem Betrieb Huob mit dem Einsatz der neuen Maschinen und der optimierten Grünlandpflege seien sehr gut. Die Futterbauerträge konnten um 15 Prozent gesteigert werden. «Das ist eine wertvolle Grundlage für die graslandbasierte Fleischproduktion.» Auch Kunden aus der Nachbarschaft, wo die Maschinen dieses Jahr zum Einsatz kamen, seien sehr positiv überrascht.

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Viel Gemeine Rispe

Huob-Betriebsleiter Christoph Schweinitzer weist darauf hin, dass die Bestände hier früher nicht so optimal waren, die Gemeine Rispe dominierte, der Anteil wertvoller Gräser und von Klee war gering, es gab viele Lücken und so auch Mäuseschäden. Deshalb wurde saniert und die Düngung angepasst. Bis acht Mal sei letztes Jahr gestriegelt worden, in alle Richtungen. «Die Wiesen sahen danach fast aus wie geackert.» Dann wurde massiv mit 40 kg pro ha eingesät, später je nach Bedarf mit wenigen Kilo nachgesät. «Nun machen unsere Wiesenbestände richtig Freude, bringen Menge und Qualität.»

Gülle analysieren

Einsaaten empfiehlt Schweinitzer grundsätzlich im Frühjahr, nach dem ersten Schnitt, allenfalls auch wieder ab September. Und dank Belüftung und aggressivem Striegeln beim ersten Wachsen der Wiesen im Frühjahr könne Sauerstoff in die Böden gebracht und die Bestockung angeregt werden. Weiter empfiehlt er bezüglich Düngung, von der Gülle unbedingt eine Analyse zu machen, auf die Normwerte in den einschlägigen Tabellen für Düngeempfehlungen sei kein Verlass, die individuellen Werte seien je nach Betrieb zu unterschiedlich. «Ich will doch wissen, welche Nährstoffe in meiner Gülle vorhanden sind, damit diese optimal eingesetzt werden können.»

Gute Wiesen sind eine Daueraufgabe

Schweinitzer ist überzeugt, dass es auf vielen Betrieben in der Region noch Potenzial für bessere Futterwiesen gäbe. Er rät dazu, die Bestände zu analysieren und so sinnvolle Massnahmen abzuleiten. Optimale Grünlandpflege sei ein Gebot der Stunde, um Menge und Qualität zu steigern. «Jeder Betrieb will doch die Leistung aus dem Grundfutter steigern und so Kraftfutter sparen.»

Futterbauer Willi Gut beurteilt die Wiesenbestände in der Region grundsätzlich als gut. Gleichwohl gebe es je nach Betrieb und Region Handlungsbedarf. Probleme bereiten würden verfilzte Weiden oder schlechte Italienisch-Raygras-Wiesen wegen des Überhandnehmens von Gemeiner Rispe, aber auch von Blacken. «Wiesenverbesserung bleibt eine Daueraufgabe.»

Natura-Beef-Produktion und Seminare auf dem Bauernhof Huob
Bereits in fünfter Generation, seit 1854, ist die Liegenschaft Huob im Besitz der Familie Geisseler. Auf dem grossen Betrieb auf dem Littauerberg standen schon immer viele Gebäude, früher gar eine eigene Käserei, wo die eigene Milch zu Sbrinz-Käse verarbeitet wurde, erzählt Eigentümer Heiner Geisseler.

Natura-Beef von Limousin
2015 haben er und Frau Yvonne die Leitung übernommen. Schon vorgängig habe er sich Gedanken gemacht, wie es weitergehen soll, und ein mögliches Konzept auch den Behörden vorgestellt. In die Milchwirtschaft hätte viel investiert werden müssen, und Geisseler hatte andere Pläne. So wurde 2017 die Milchwirtschaft aufgegeben und auf Mutterkuhhaltung umgestellt.

Der ehemalige Milchvieh­bestand wurde ersetzt durch F1-Tiere, teils auch reinrassige Masttiere. Die besten Erfahrungen mache er mit Limousin, Charolais und Blonde d’Aquitaine. Den Sommer über sind die Tiere auf der Weide, über den Winter wird eine Mischration von Gras- und Maissilage und Dürrfutter gefüttert.

Mit den 54 Mutterkühen werden Natura-Beef produziert. Rund 15 Prozent des Fleisches werden als Premium Beef meist in Mischpaketen direkt vermarktet, die meisten Schlachttiere gehen in den Handel. Die Nutzfläche der Huob umfasst 40 ha LN, davon 10 ha Ackerbau mit Brotgetreide und Mais. Dazu kommen 7 ha Wald.

Bauer und Banker
Auf der Huob wird zudem auf Agrotourismus und Seminare gesetzt. Damit wollen Geisselers den Standortvorteil zur nahen Stadt Luzern nutzen, mehr Kunden auf den Betrieb holen. So auch für die Direktvermarktung von Hofprodukten, welche Ende 2021 ­gestartet wurde und nun systematisch ausgebaut wird. Ein Hofladen befindet sich im prächtig umgebauten ehemaligen Spycher.

Heiner Geisseler hat Landwirt gelernt und dann Biotechnologie studiert. Durch einen Zufall kam er zu einem Job in der Finanzbranche und arbeitet noch immer dort. Das Netzwerk und das Gespür, was Firmen suchen, kommen ihm beim neuen Konzept auf der Huob zugute. Dafür wurde beträchtlich in die Gebäude investiert und diese teils umgenutzt. Vor vier Jahren konnte auch das nahe ehemalige Schulhaus Littauerberg als Eventlocation mit weiteren Seminarräumen eröffnet werden. Für den Bauernhof wurde Christoph Schweinitzer als Betriebsleiter angestellt, zumal Geisseler weiterhin auswärts arbeitet, aber in der Landwirtschaft mithilft, während Frau Yvonne für die Seminarangebote zuständig ist. Hier finden inzwischen viele Firmenanlässe statt, auch mit externem Catering.

Viele Besucher
Wöchentlich seien es 50 bis 100 Besucher auf der Huob. Das sei auch eine wertvolle Möglichkeit zur Imagepflege, was vor allem letztes Jahr bei der Diskussion um die Agrar-Initiativen spürbar war. 

Weitere Informationen: www.huob.ch