Man konnte es heuer an allen landwirtschaftlichen Messen immer wieder sehen: Wo Traktoren ausgestellt werden, ziehen diese die Blicke von Gross und Klein wie magisch an. Seien es die kleinen und mittelgrossen Maschinen an den Schweizer Messen oder die Grosstraktoren im Ausland – Traktoren faszinieren überall. Und sie sind Stoff vieler Gespräche, schliesslich ist ein Traktor bei fast allen das eigentliche Herzstück des Betriebs.
Doch kein Trend hin zu Megatraktoren?
Obwohl die Traktorenverkäufe in der Schweiz seit Jahren rückläufig sind – 2022 gilt in der Branche gar als veritables Krisenjahr –, werden im laufenden Jahr laut dem Fachmagazin «die grüne» immerhin über 1900 neue Maschinen zugelassen. Dabei müssen die Käufer vor der Anschaffung einiges bedenken: Für welchen Aufgabenbereich soll die Maschine taugen? Wo soll sie zum Einsatz kommen? Wie viel muss sie leisten können? Und so weiter. Der Traktorenkauf will wohlüberlegt sein.
Nicht zuletzt stellt sich beim Abwägen und Entscheiden die Frage, wie schwer ein Traktor sein darf bzw. wie viel Gewicht ein Boden «ertragen» kann, ehe sich seine Qualität durch das Befahren vermindert. Man sei in der Tendenz mit zu grossen Maschinen unterwegs, heisst es, sobald man sich mit Boden-Fachleuten unterhält. Diese These stellte 2020 auch die SRF-Sendung «Schweiz aktuell» in den Raum, indem sie einen Bericht mit dem Titel «Grösser, schwerer, stärker – Schweizer Bauern rüsten auf» publizierte.
Obwohl der Bericht sauber recherchiert war und durchaus problematische Aspekte aufzeigte, war er dem Schweizer Bauernverband (SBV) allzu polemisch. Mit Verweis auf die Auswertung der Traktoren-Statistik durch den Schweizer Verband für Landtechnik (SVLT) hielt man fest: Die Verteilung der neu zugelassenen Maschinen über die Grössensegmente hinweg bleibe mehr oder weniger stabil. Eine Entwicklung hin zu Megatraktoren gebe es in der Schweiz nicht, doppelte der SVLT nach. Und: Viele grosse Modelle kämen hauptsächlich für Transportarbeiten oder im Bausektor zum Einsatz.
Moderne Technik kann Abhilfe schaffen
Und wie sieht es im Ausland aus, wo die Betriebsgrössen und das Ziel der Ertragssteigerung genau wie hierzulande immer höhere Ansprüche stellen und leistungsfähigere Maschinen erfordern? «Landmaschinen so schwer wie Saurier» titelte unlängst der deutsche «Spiegel» und zog ein bedenkliches Fazit: Forschende sähen wegen der akuten Bodenverdichtung einen Fünftel der weltweiten Anbauflächen in Gefahr. Da es aber nicht in Frage kommt, die Böden gar nicht mehr zu befahren, müssen Lösungen her.
Technische Entwicklungen etwa können auf dem Feld ein Stück weit Abhilfe schaffen. Von Breitreifen über Doppelreifen bis hin zu Raupen gibt es verschiedene Möglichkeiten, den Boden bei der Überfahrt schon mit relativ einfachen Massnahmen weniger zu belasten. Jede dieser Bereifungsmöglichkeiten hat ihre Vor- und Nachteile und für jede gibt es einen idealen Einsatzbereich. Auch moderne Systeme kommen dabei zum Einsatz, etwa automatische Reifendruck-Regelanlagen, die den Druck senken, wenn auf dem Feld gefahren wird. Flankierend gibt es Unmengen an Studien, Fachliteratur und praktischen Ratgebern. Und es existiert mit dem in der Schweiz entwickelten Berechnungsmodell Terranimo eine einfache Online-Lösung, um abzuschätzen, ob ein Boden befahren werden kann oder nicht.
Schwer zu lösende Zeilkonflikte
All das ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass sich in Sachen Traktor Zielkonflikte ergeben. Die Betriebe werden grösser, die zu fahrenden Strecken länger, Arbeitskräfte fehlen, Hub- und Zugkräfte müssen möglichst gross sein. Da das Wetter sich immer wieder unberechenbar zeigt, schrumpfen auch die Zeitfenster für bestimmte Arbeiten. Dann muss einfach gefahren werden und wer über eine leistungsstarke Maschine verfügt, ist im Vorteil.
Gleichzeitig wollen und müssen die Böden geschont bleiben, was im Grunde leichte, gut austarierte Maschinen und Anbaugeräte erfordert. Es ist eine sehr verzwickte Problemstellung, die es hier aufzulösen gilt. Gänzlich verfehlt ist es denn auch, den Landwirten hier den schwarzen Peter zuschieben zu wollen. Dass der Gesetzgeber einschreitet und bei den Dimensionen unserer Traktoren Grenzwerte erlässt, ist angesichts der Vielfalt von Böden, Aufgaben und Fahrzeugen kaum denkbar – und nicht unbedingt erwünscht, wenn man an den damit verbundenen bürokratischen Aufwand denkt. Wie soll eine Behörde all diese Eigenschaften vereinheitlichen, Grenzwerte festlegen und Kontrollen durchführen? An eine praktische Umsetzung eines solchen Plans wagt man kaum zu denken.
Sind Roboter die Traktoren der Zukunft?
Eine vielversprechende Lösung sind autonome Maschinen und Feldroboter, die eine Vielzahl verschiedener Aufgaben übernehmen können. Im Gegensatz zu Traktoren, die oft beträchtliche Lasten auf den Boden bringen, sind Roboter leicht gebaut und minimieren so das Risiko zur Bodenverdichtung. Das ist ein ganz grosser Pluspunkt neben all den anderen Vorzügen, die Roboter haben. Bereits jetzt gibt es verschiedene Modelle, die dank Dreipunkthydraulik und Zapfwelle vielseitig einsetzbar und in ihrer Leistung nicht weit von einem Traktor entfernt sind. Roboter als Konkurrenz zum Traktor – das klingt noch immer ein wenig nach Zukunftsmusik. Doch allzu lange dauert es nicht mehr, bis wir uns an diesen Anblick gewöhnen werden.
Dass die intelligenten kleinen Maschinen die Traktoren komplett verdrängen, ist allerdings schwer vorstellbar. Vorstellbar ist es aber, dass Kinderaugen an einer Messe auch wegen eines Roboters zu glänzen beginnen.