Die Schweiz ist stark betroffen vom Klimawandel, hier steigen die Temperaturen doppelt so stark wie im weltweiten Schnitt. Bereits sind die Temperaturen seit Messbeginn im Schnitt zwei Grad höher, ohne Massnahmen wird mit einer weiteren Erhöhung um vier bis sechs Grad in den nächsten Jahrzehnten gerechnet. Mehr Hitzetage, trockenere Sommer und mehr Starkniederschläge, aber auch höherer Schädlingsdruck sind die Folgen, welche auch die Landwirtschaft stark spürt.
Finanzielle Vorteile
Der Bund hat sich zum Klimaschutzziel «Netto Null» bis 2050 verpflichtet, auch die kantonale Energiepolitik ist darauf ausgerichtet. Und ein Schritt ist auch das CO2-Gesetz, über welches am 13. Juni abgestimmt wird. Die Gesetzesänderung führe zwar zu neuen Vorschriften und Kosten, pro Betrieb würden sich diese aber in Grenzen halten, betont der Schweizer Bauernverband (SBV) in einer Studie.
Von den Lenkungsabgaben auf fossile Brennstoffe ist die Landwirtschaft weniger stark betroffen, kann aber von der Rückvergütung und vom damit gespiesenen Klimafonds profitieren, so auch durch Förderung von energetischen Massnahmen. Und es böten sich auch neue Möglichkeiten für mehr Wertschöpfung für Betriebe, so mit neuen Produktionszweigen im Pflanzenbau oder mit erneuerbarer Energie. Die Landwirtschaft habe ein grosses Interesse daran, dass Treibhausgase reduziert werden, deshalb habe sich der SBV für ein griffiges CO2-Gesetz eingesetzt. «Die Landwirtschaft wird finanziell mehr von Projekten profitieren können als sie wegen CO2-Abgaben bezahlen muss», heisst es in der Studie des SBV.
Luzerner Bauern sagen klar Ja
Davon ist auch der Vorstand des Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverbands (LBV) überzeugt. Er beschloss an der März-Sitzung deutlich die Ja-Parole zum CO2-Gesetz. Aufgrund der starken Betroffenheit auch der Luzerner Landwirtschaft vom Klimawandel wäre es unglaubwürdig, gegen dieses Gesetz zu sein. Zwar gab es auch einzelne Vorbehalte wegen mehr Bürokratie oder allenfalls höheren Mobilitätskosten in Randregionen. Diese seien aber verhältnismässig gering. Klar wurde aber die Meinung vertreten, dass es dieses Gesetz braucht auf dem Weg zur Energiewende. Auch weil die Chancen für die Landwirtschaft viel grösser seien als die Risiken.
Landwirtschaft und Klimaschutz
Die Landwirtschaft ist Verursacherin und Betroffene des Klimawandels, wobei die negativen Folgen überwiegen. Das wird auch im Luzerner Klimabericht, der derzeit in der Vernehmlassung ist, ausführlich beschrieben. Der Kanton strebt eine Doppelstrategie Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel an.
Mögliche Verlagerung der Probleme
Zu betrachten sei die ganze Ernährungskette bei Massnahmen für mehr Klimaschutz. So auch durch die Verringerung von Lebensmittelabfällen. Und falls die Fleischproduktion hier sinken würde, so durch klimaschonendere Ernährung, dürfe dies nicht durch Produktionsverlagerungen oder mehr Importe kompensiert werden, wird in den bäuerlichen Stellungnahmen zum Luzerner Klimabericht betont.
Halbierung im Kanton Luzern als Ziel
Im Fokus sind im Bereich Landwirtschaft weniger das CO2, sondern vielmehr die problematischen Treibhausgase Methan und Lachgas. Diese sind deutlich schwieriger zu reduzieren als beispielsweise CO2 bei Gebäuden oder dem Verkehr abgebaut werden kann. Begrüsst wird deshalb, dass der Kanton anerkennt, dass Netto Null in der Landwirtschaft, gerade auch im tierintensiven Kanton Luzern, weder realistisch noch sinnvoll ist. Angestrebt wird vom Kanton eine Halbierung der Treibhausgasemissionen.
Beim Methanausstoss kann beispielsweise eine Erhöhung der Lebensleistung von Milchkühen schon einiges bewirken. Und zu forcieren sind auch Futterzusätze, welche den Ausstoss reduzieren.
Holz ist ein wertvoller Speicher
Im Pflanzenbau bieten das Grünland und die Verbesserung der Humusbilanz grosses Potenzial für die Einlagerung von Kohlenstoff. Heikel wäre eine Erhöhung des Anteils Ackerbau, weil so mehr CO2 ausgestossen wird. Wichtig sei das Speicherpotenzial im Wald. Von den CO2-Projekten (gespiesen auch mit Geldern aus dem CO2-Gesetz) könnten auch die bäuerlichen Waldeigentümer profitieren. Ebenso wenn Holz mehr verbaut und energetisch genutzt wird.