Seit Jahren ist die hohe Ammoniakbelastung ein grosses Thema, sie gefährdet die Biodiversität, Moore und Wälder. In vielen Kantonen gab es schon vor vielen Jahren Massnahmenpläne zur Verminderung von Ammoniak. Diese zeigten mässigen Erfolg. Auch weil es Zielkonflikte gibt. Mehr Tierwohl fördern, mit Laufhöfen und Laufställen, und anderseits Ammoniak reduzieren, ist ein Spagat. Was viele Leute, bis weit hinein in links-grüne Polit- und Umweltkreise nicht wahrhaben wollen: Es sind nicht die vielen Schweine, welche das viele Ammoniak verursachen, sondern die vielen Kühe. Es sei hier zum x-ten Mal wiederholt, auch auf dass es die Bauern, die das längst wissen, ihren Mitbürgern erklären: Selbst im Kanton Luzern, wo ein Viertel aller Schweizer Schweine gehalten werden, stammen die Ammoniakemissionen fast zu zwei Dritteln von der Rindviehhaltung. Bei der Rindviehfütterung gilt es anzusetzen, und bei der Güllelagerung und -ausbringung. Da läuft schon viel: Bauliche Auflagen, Schleppschlauchförderung, Güllelagerabdeckung und vieles mehr. Und an noch mehr wird erforscht oder auf Pionierbetrieben geprobt: Gülleansäuerung, Güllefermentierung, Einsatz von Pflanzenkohle und so weiter.
Gleichwohl wird immer und immer wieder gefordert, nicht nur von Umweltkreisen, sondern auch in amtlichen Berichten: Die Tierbestände sind zu hoch und müssen abgebaut werden.
Zusammenhänge erklären, auch wenn es schwierig ist
Das wird indirekt auch mit den Pflanzenschutz-Initiativen bezweckt, zumindest bei der Trinkwasser-Initiative: «Die viel zu hohen, von Importfutter abhängigen Tierbestände verursachen enorme Überschüsse an Gülle und dem stickstoffhaltigen Gas Ammoniak, das unsere Böden nicht aufnehmen können», schreibt Initiantin Franziska Herren in einem ihrer Pamphlete. Einer der Initiativ-Inhalte sorgt zumindest bei den meisten Bauern für Kopfschütteln: Kein zugekauftes Futter mehr für Betriebe, welche noch Direktzahlungen wollen. Wichtig ist in den nächsten Wochen, dass diese Forderung nicht nur bei Bauern Kopfschütteln auslöst, sondern auch bei der stimmwilligen Bevölkerung. Da braucht es noch viel Wissensvermittlung, denn gegen vereinfachende Schlagworte anzutreten und komplexe Zusammenhänge zu erklären, braucht viel Engagement und auch Mut. Auch weil es nun mal Fakt ist, dass es in der Tat noch einige durch die Landwirtschaft verursachte Umweltprobleme gibt, in Böden, in der Luft und in Gewässern. Den Sachunkundigen zu erklären, dass dies auch wegen Altlasten ist, dass man an der Behebung mit vielen Massnahmen dran sei, die aber eben Zeit brauchen, und neue technische Innovationen noch viel Potenzial bieten, genügt in der aktuell angespannten Stimmung und medialen Verleumdungskampagne gegen die Landwirtschaft wohl nicht. Gleichwohl, aktiv forcierter Abbau von Tierbeständen macht nicht Sinn, Probleme können auch technisch gelöst werden.
Man wüsste sich der Marktlage anzupassen
Konsequente Einhaltung und Kontrolle von ausgeglichenen Nährstoffbilanzen gehört dazu. Solange Schweizer Fleisch gefragt ist, allenfalls auch mit etwas zugekauftem Futter produziert wird und dafür die überschüssigen Nährstoffe wegspediert werden, gibt es keinen Grund, Produktionsverlagerungen oder gar Importe hinzunehmen. Wenn weniger Fleisch konsumiert wird, auch durch Sensibilisierung oder «klimafreundliche Ernährung», so werden auch weniger Tiere gehalten. Da werden die Bauern sehr wohl wissen, sich der Marktlage anzupassen.
Noch viel zu tun – bei allen Beteiligten
Damit zum Druck Nummer drei: klimafreundliche Landwirtschaft. Ja, da müssen die Bauern noch einiges tun, damit die Rindviecher beim Rülpsen weniger Methan ausstossen, und im Ackerbau weniger Lachgas freigesetzt wird. Diese Treibhausgase sind viel problematischer als CO2. Auch hier gibt es aber viele Zielkonflikte: Grünland bindet viel CO2, kann aber nur mit den Rindviechern genutzt werden. Mehr pflanzliche Ernährung heisst aber mehr Ackerbau und so mehr CO2-Ausstoss. Es gibt noch einiges zu tun bis «Netto Null CO2». Aber nochmals: Die Konsumenten beeinflussen mit ihrem Kaufverhalten wesentlich, was Produzenten anbieten. Wobei auch die Rolle des Detailhandels zu erwähnen ist: Aktionen für Erdbeeren zu Unzeiten oder für Rindsfilet aus Uruguay passen nicht zum grünen Anstrich, den sich Grossverteiler gerne geben. Heile grüne Welt in der Schweiz, und beim Import: aus den Augen, aus dem Sinn. Was für eine Scheinheiligkeit.
Setzen wir besser auf Eigenverantwortung und Innovationen statt auf Verbote, beim Thema Ammoniak, beim Pflanzenschutz und beim Klimaschutz.