Für «normale» Arbeitnehmende sind die vielen Feiertage – zusätzlich zu den Wochenenden – ein Genuss. In der Zentralschweiz und auch im Aargau sind es rund 14 Tage «obendrauf». In den nächsten Wochen ist Auffahrt, Pfingsten und Fronleichnam. Eine gute Gelegenheit also, um «Brücken» zum nächsten Wochenende zu bauen und einige Tage die Beine hochzulegen.
Polizei hat kaum Meldungen
In der Landwirtschaft können und wollen Feiertage nicht partout eingehalten werden. Grössere Betriebe oder Nebenerwerbsbetriebe – aber nicht nur diese – nützen jedes mögliche Zeitfenster für Feldarbeiten. Aber auch die nichtlandwirtschaftliche Bevölkerung, so der Eindruck, nützt vermehrt offizielle Feiertage lieber für Gartenarbeiten als etwa für den Kirchenbesuch. So erstaunt es auch wenig, dass bei der Polizei kaum Meldungen eingehen, was Lärmbelastung aus der Landwirtschaft an Ruhetagen anbelangt. Die Luzerner Polizei führt zwar eine deliktbezogene Statistik, es wird also nur der jeweilige Straftatbestand erfasst. «Als Einschätzung kann aber gesagt werden, dass derartige Meldungen wirklich sehr selten sind», schreibt Urs Wigger, Mediensprecher der Luzerner Polizei, auf Anfrage. «Ganz vereinzelt gehen bei uns entsprechende Meldungen ein», sagt auch Frank Kleiner von der Zuger Polizei. Aber auch im dicht besiedelten Kanton Zug sind dies offenbar nur Einzelfälle.
«Als Landwirt ist man nie fertig mit der Arbeit, damit muss man leben können.»
Joe Schnider, Vorstand Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverband
Es gibt immer was zu tun
Feldarbeit an Ruhetagen war auch schon Thema im Vorstand des Luzerner Bäuerinnen- und Bauernverbands, wie Vizepräsident Joe Schnider sagt. Schnider ruft zur Zurückhaltung auf. Er überlege sich ab und zu, warum ein Berufskollege an Sonn- und Feiertagen Feldarbeiten erledige. Es gebe sicher gute Gründe, findet Schnider. Als Landwirt sei man aber nie «fertig» mit der Arbeit. Das gelte es zu akzeptieren, und damit müsse man leben können. Ruhetage seien, der Name sagt es, wichtig für Erholung, Regeneration, Familie und Gesellschaftliches. «Sonntagsruhe ist Entschleunigung», so Schnider weiter. Die Gesellschaft habe zwar Verständnis, wenn dringende Feldarbeiten erledigt werden müssten, weiss er aus Rückmeldungen. Nicht aber, wenn nach langen Schönwetterperioden trotzdem noch zu allen Tages- und Nachtzeiten gearbeitet wird. Gerade in der Nähe von Siedlungsgebieten. «Grundsätzlich sollen Feiertage auch in der Landwirtschaft Freitage sein», findet auch Matthias Käslin. Der Luzerner antwortet stellvertretend für die Junglandwirte Zentralschweiz.
«Feiertage sollen auch in der Landwirtschaft Freitage sein.»
Matthias Käslin, Junglandwirte Zentralschweiz
Spezialfall Gülle
Es nervt Käslin, wenn Berufskollegen am Freitag nach einem Regen mähen, um dann das Heu am Sonntag einzuführen, wenn doch das Wetter bis Mittwoch gut wäre. Auf seinem Betrieb sei die meiste Fläche an Siedlungen angrenzend. «Wir erleben viel Akzeptanz, aber es gibt auch Ausnahmen», sagt Matthias Käslin. Vor allem in regenreichen Jahren mit kurzen Schönwetterphasen könne es durchaus Reaktionen geben. Während die Leute ihren Garten geniessen möchten, sei er dann am Heuen oder Güllen. Womit wir beim grössten Konfliktpunkt wären. «Wenn immer möglich, versuche ich diese Arbeit von Montag bis Mittwoch zu erledigen», sagt Junglandwirt Käslin. Und selbstverständlich werde mit Schleppschlauch gegüllt.