Der Arbeitskreis (AK) Futterbau OW/NW besteht seit 2008. Aktuell zählt er sieben Mitglieder, die sich jährlich zwei bis drei Mal treffen. Betreut wird die Gruppe von Peter Wyrsch, Amt für Landwirtschaft Nidwalden.

Peter Wyrsch, was sind das für Betriebsleiter, die teilnehmen?

Peter Wyrsch: Die Mitglieder bewirtschaften Tierhaltungsbetriebe, der Natur-Futterbau bildet die Futtergrundlage. Diese befinden sich in der Tal-, Hügel- und Bergzone. Folglich werden Flächen auf 450 m ü. M. bis über 1000 m ü. M. bewirtschaftet.

In Nidwalden ist die Borstenhirse ein Problem. Wurde deshalb der AK gegründet?

Die Borstenhirse alleine ist nicht der Grund. Im Arbeitskreis ist sie sicher auch ein Thema. Die Mitglieder interessiert vermehrt die Ursache, bzw. warum kann sich eine Problempflanze derart ausbreiten? Sie suchen durch den Einbezug verschiedener Faktoren wie Standort, Boden, Düngung, botanische Zusammensetzung, Pflanzeneigenschaften, Nutzung, Bewirtschaftung oder Witterung nach Ansätzen oder Lösungen, um einen nachhaltig guten wie ertragreichen Futterbau – je nach Standort – zu betreiben. Dabei wird auch experimentiert.

Was beobachten Sie für Entwicklungen in Ihrer Region?

Der Grundsatz viele Nutzungen und junges Futter gleich gutes Futter, wird zunehmend hinterfragt. Zum einen durch die veränderten Umweltfaktoren sowie durch die Zunahme von Lückenfüllern in den Beständen. Vermehrt wird auch etwas später und vor allem höher geschnittenes Futter geerntet. Der Fokus ist stärker auf der botanischen Zusammensetzung. Es werden zunehmend Übersaaten gemacht und Flächen mit guten Futtergräsern gezielt zum Absamen gebracht.

Neuansaaten, Übersaaten und viel Raygras auch in höheren Lagen. Lohnt sich das?

Jein. Zum einen kann die aktuelle Witterung diese Aufwände honorieren. Auf der anderen Seite wird der «Futterbau-Grat», vor allem mit dem Italienischen Raygras schmaler, da es auch verschiedene negative Eigenschaften mit sich bringt. Im Gegensatz ist der Standort und insbesondere der Boden immer noch derselbe. Bei der Bewirtschaftung muss man sich dessen bewusst sein, ansonsten können sich allfällige Lückenfüller schneller und massiver ausbreiten. Sonst folgt die Einsicht, dass die Fläche übernutzt wurde, bzw. das Italienische Raygras an diesem Standort nicht das Leitgras sein sollte.

Weiterbildungen im Futterbau sind weniger beliebt als Tierhaltung und Technik?

Das kann ich bestätigen. Der Futterbau gewinnt durch sich abzeichnende Umweltveränderungen eher wieder an Beachtung. Dasselbe lässt sich auch in Bezug auf die Fütterung feststellen. Dabei ist man vermehrt bestrebt, ein Gleichgewicht zwischen Gehalt, Verdaulichkeit und Struktur zu finden. Damit können teure Strukturfutterzukäufe reduziert und die guten Futtergräser nachhaltig gefördert werden.   

 

«Man befasst sich unweigerlich mit dem Futterbau»

Seit 2008, also von Anfang an, ist der 44-jährige Pirmin Koster im Arbeitskreis dabei. Er bewirtschaftet hoch über Emmetten auf 1100 m ü. M einen 25-ha-Betrieb. Der Hof ist nur mit einer Seilbahn erreichbar. Aus logistischen Gründen vermarktet er keine Milch mehr, sondern mästet Kälber.

Ausgewogen statt Vollgas

Koster ist ein «angefressener» Futterbauer, wie er sagt. Nach der Ausbildung setzte er anfänglich noch auf die «Vollgasstrategie». Viel Raygras mit viel Dünger war das Credo. Davon ist er abgekommen. Mineralischen Dünger setzt er kaum mehr ein. Die Wiesenbestände sind heute ausgewogen. Nebst Raygras auch Knaulgras, Wiesenrispe oder verschiedene Schwingel. «Wiesenfuchsschwanz hingegen ist weniger geeignet auf meinem Betrieb», so seine Erfahrung. Von der Gesamtfläche sind fast ein Viertel BFF, ansonsten wird konsequent Mähweide betrieben, davon ausgenommen sind lediglich die steilsten 40 Aren. Täglich bekommen die Tiere eine neue Weide. Eine Übernutzung der Futterpflanzen, bzw. der zweite Biss, soll damit verhindert werden. Nach dem Zäunen wird die abgeweidete Fläche mit dem Handsägerät übersät.

Die guten Gräser fördern

Gedüngt wird vor allem nach dem Mähen. Problemunkräuter wie Blacken bekämpft er nicht direkt, sondern konzentriert sich auf die «guten Gräser». Blackenbekämpfung oder Verhinderung einer Vermehrung durch Bestandeslenkung heisst bei Koster die Devise. Am Arbeitskreis schätzt er die konstruktive Kritik der Berufskollegen. Nebst dem Austausch auf den Betrieben wurden auch schon Futterbauanlässe besucht. «Man befasst sich unweigerlich mit dem Futterbau», fasst Koster zusammen.

[IMG 2]

Futterbauer in der BZ III: Pirmin Koster. (Bild pk)

 

 

«Es animiert, um Neues auszuprobieren»

Wie Berufskollege Koster (siehe Kasten links), ist auch der gleichaltrige Marcel Odermatt ein Mann der ersten Stunde im Arbeitskreis Futterbau. Die Herausforderungen auf seinem Betrieb in Buochs auf 450 m ü. M. sind naturgemäss etwas anders gelagert. «Mehrere heisse und trockene Sommer haben die Borstenhirse-Problematik verschärft bei uns», berichtet Odermatt. Bei ihm hält sich der Schaden glücklicherweise in Grenzen.

Borstenhirse-Problematik

Das im Nidwaldner Talgebiet verbreitete Italienische Raygras ist nicht besonders hitzebeständig. In die Lücke springt dann gerne die Borstenhirse. Ein hoher Schnitt, nicht zu intensiver Nutzungsintervall und mit stark verdünnter Gülle düngen, natürlich mit dem Schleppschlauch verteilt, sind Massnahmen, die er umsetzt. Mit seinen 35 Braunvieh-Kühen setzt Odermatt auf Vollweide mit entsprechend moderater Milchleistung von um die
6500 Kilo. Die 21 ha LN sind ausschliesslich Naturwiesen. Übersaaten macht er regelmässig im Frühling und Herbst, einen Tag bevor er die Kühe von der Koppel nimmt. Damit bekommt das Saatgut natürlich Bodenkontakt. Nach Schnittnutzungen kommt eine drei Meter breite Glattwalze mit aufgebautem Sägerät zum Einsatz.

Auf dem Weg zum Ziel

Der Austausch mit den Berufskollegen im Arbeitskreis sei wertvoll. «Es animiert, um Neues auf dem Betrieb auszuprobieren», auch wenn nicht immer alles gelinge, wie er zugibt. Anfänglich hat er für seinen Betrieb die Ist-Situation erfasst und das Ziel definiert. Nun ist er quasi auf dem Weg dahin. Die Betriebe der Berufskollegen zu besichtigen verschaffe Inputs, genauso wie die offenen Rückmeldungen, die er zu seinem Betrieb bekommt.

[IMG 3]

Regelmässige Übersaaten: Marcel Odermatt. (Bild mo)