«Die Erdbeerenfläche hat im Aargau in den letzten Jahren leicht abgenommen und liegt aktuell bei rund 44 ha», erklärt Suzanne Schnieper, Fachfrau Gemüse und Beeren am LZ Liebegg. Dies spiegelt den gesamtschweizerischen Trend. Die Anbaufläche hat sich auf gutem Niveau eingependelt, will heissen, der Anbau entspricht den Absatzmöglichkeiten.

Identisch ist die Situation gemäss BBZN-Beraterin Isabel Mühlenz im Kanton Luzern. «Bei den Erdbeeren ist ein leichter Rückgang zu verzeichnen, die restlichen Kulturen zeigen keine nennenswerten Schwankungen», weiss sie.

Beeren liegen im Trend

Eine unterschiedliche Entwicklung verzeichnet der Aargau bei den Strauchbeeren. Während die Himbeeren konstant bis leicht abnehmend sind, haben Heidelbeeren stark zugenommen. Sehr stark zugenommen haben Aronia und Cassis für die Verarbeitung. Diese Unterschiede seien nicht allgemeine Trends, sondern meist einzelne Betriebe, die ihre Flächen expandieren und in eine Nische einsteigen würden, erklärt Schnieper weiter. Rund 25 ha Aronia und etwa 21 ha andere Strauchbeeren stehen aktuell im Aargau.

Ganz klar gehe beim Anbau der Trend in Richtung Witterungsschutz. Immer mehr Beeren werden im Tunnel angebaut. Auch für den biologischen Anbau sei der Tunnel quasi ein «Muss».

Marktpotenziale sehen die beiden Beraterinnen bei Himbeeren und Heidelbeeren. «Hier haben auch die Importmengen in den letzten Jahren sehr stark zugenommen», so Suzanne Schnieper. In der Schweiz wurden 2018 insgesamt 5866 t im Handel verkauft, davon nur 6% (366 t) aus Schweizer Produktion, ergänzt Mühlenz. Die Nachfrage nach Heidelbeeren sei sehr gross, Stichwort Superfood.

«Auch im Biosektor liegt sicher noch einiges drin», so Mühlenz. Nur sei in diesem Segment die Preisdifferenz im Vergleich zur Importware sehr hoch.

Es braucht Wissen und Geld

Herausforderungen im Beerenanbau bleiben die hohen In­vestitionskosten in moderne, ­bodenunabhängige Produktionsverfahren (z. B. Long Canes, Substrate, Regenschutz, Bewässerung und Fertigation usw.). Diese Intensivierung und Spezialisierung erfordere professionelles Kulturmanagement der Betriebsleiter und ausgeprägtes betriebswirtschaftliches und produktionstechnisches Flair, so Isabel Mühlenz vom BBZN Hohenrain.

Auch die hohen Qualitätsansprüche, die kurze Haltbarkeit der Beeren, Hygieneanforderungen, Arbeitsintensivität und je nach Standort das Errichten von Folientunnels und Regendächern (Raumplanung) würden die Produzenten fordern, ergänzt die Aargauerin Schnieper.

Spätere Ernte

2019 war bislang ein anspruchsvolles Jahr für die Beerenproduzenten in der Region. «Gefühlsmässig nehmen Wetterextreme zu», so der Eindruck von Suzanne Schnieper. Dieses Jahr waren es sehr kühle Nächte Ende April bis Mitte Mai. Die Kulturen mussten mit Vlies vor Frost geschützt werden, ein grosser Arbeitsaufwand für die Betriebe. Anhaltend starke Niederschläge waren nicht optimal, es fehle noch der eine oder andere Sonnenstrahl, um das Aroma zu steigern.

Der Erntebeginn wird entsprechend rund sieben bis zehn Tage später als im Vorjahr erwartet.