«Als ich 2011 bei Dietmar Näser an einem Kurs für Regenerative Landwirtschaft teilgenommen habe, hat es mir den Schuh reingenommen», sagte Sven Studer letzte Woche eingangs des Bodenfruchtbarkeitsabends auf dem Spargelhof in Rafz. Der Standortleiter des Betriebs erzählte, dass er seither viele Fungizid- und Herbizidversuche durchgeführt habe. Einiges sei gut gelungen, anderes weniger. Da die Regenerative Landwirtschaft keine fertigen Pläne bietet, sei es wichtig, dass man selber ausprobiere.

​Untersaat für Gänse

«Unsere Böden müssen uns und kommende Generationen ernähren können», hielt Viktor Dubsky von der Fachstelle Biolandbau am Strickhof fest. «Damit sie diese Funktion auch in Zukunft erfüllen können, muss die Bodenfruchtbarkeit zwingend konstant bleiben, respektive sich erhöhen.» Mit mehreren Veranstaltungen wolle nun der Strickhof dieses Jahr einen Fokus auf das Thema legen. Ziel sei dabei, Betriebe vorzustellen, die zum Schutz des Bodens und dem Aufbau der Bodenfruchtbarkeit Massnahmen ergreifen. Auch gehe es darum, dass sich Landwirte vernetzen und untereinander zum Thema austauschen können.

Robert Courth, Produktionsleiter auf dem Spargelhof, lud die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Abends zu einem Feldrundgang ein. Erste Station war ein Acker mit Sommerweizen in Kombination mit einer Sativa-Untersaat, die im Frühling gesät worden war. «Diese hat einerseits zum Zweck, die Bodentragfähigkeit zu fördern. Zudem ist die Untersaat nach der Weizenernte für die 500 Gänse des Hofs als Weide vorgesehen», so Courth. Der Aufwuchs wurde zweimal mit je 180 l/ha Komposttee behandelt.

Komposttee-Maschine

Die zweite Station war ein Feld mit Zuckerrüben, welche nicht regenerativ, sondern nach dem Conviso-Verfahren angebaut werden. Darin befinden sich zwei Blühstreifen. In der Nähe sind zudem auf insgesamt sechs Hektaren Erdbeeren angepflanzt. Dieses Jahr habe es fünf Hackdurchgänge gegeben, dafür wurde ganz auf Herbizide verzichtet. Den frühen Sorten, die bereits reif sind, hat nun jedoch der Regen der vergangenen Tage arg zugesetzt. Bereits ist ein grosser Anteil von Graufäule (Botrytis) befallen. «Einen Teil konnten wir ernten, doch auf den Rest müssen wir wohl verzichten», sagte Courth. «Dieses Jahr stellt uns wettermässig vor besondere Herausforderungen.»

Anschliessend stellte Sven Studer einige Geräte vor, die in der Regenerativen Landwirtschaft von Nutzen sind. So etwa eine Maschine für die Herstellung von Komposttee, der zur Pflanzenvitalisierung dient. Auf dem Rafzer Betrieb werden dafür unter anderem Kompost, Melasse, Effektive Mikroorganismen (EM), Malzkeimdünger mit Mikorrhiza-Pilzen verwendet.

Austausch ist wichtig

Die Aufbereitung des Tees ist zeitintensiv, es dauert zwei bis drei Tage, bis das Gemisch parat ist. Ausgebracht wird er mit der Feldspritze. «Besonders gute Erfahrungen mit Komposttee machen wir bei den Zuckerrüben», so Studer. «Er ermöglicht es, ohne Fungizide und Insektizide auszukommen. Nicht verzichten kann man jedoch auf Herbizide.» Seiner Erfahrung nach seien grössere Mengen wirkungsvoller, so der Betriebsleiter, er setzte jeweils 250–300 l/ha ein.

Bodenanalyse lohnt sich

Weiter zeigte Studer eine Schälfräse, um die Gründüngung einzuarbeiten. Üblicherweise wird damit zweimal gefräst und direkt gesät. Zudem hat die multifunktionelle Maschine einen Tank, um Ferment auszubringen. Auch kann man eine Sämaschine anhängen sowie vorne eine Walze anbringen. Gleich daneben war ein Tiefenlockerer parkiert, mit dem man den Boden bis auf eine Tiefe von 20–30 cm lockern und Fermente einspritzen kann.

Zum Schluss der Veranstaltung gab Studer dem Publikum einige Tipps mit: «Die Grundlage für die Regenerative Landwirtschaft ist die Bodenchemie, diese muss stimmen. Daher empfiehlt es sich, zunächst eine Bodenprobe nach Albrecht oder Kinsey erstellen zu lassen.» Auch rate er Neulingen, eine Ausbildung zu machen, um Ideen zu holen und ein gutes Netzwerk aufzubauen.

Hinweis: Diesen Sommer sind am Strickhof zwei weitere Bodenfruchtbarkeitsabende geplant. Als nächstes findet ein Anlass zum Einsatz von Pflanzenkohle statt. Weitere Informationen folgen unter www.strickhof.ch

 

Die fünf Prinzipien

Bei der Regenerativen Landwirtschaft werden die Regeneration des Mutterbodens, die Biodiversität und der Wasserkreislauf in den Fokus gestellt. Sie geht nach fünf Prinzipien vor:

Entlastung des Bodens: Reduktion der mechanischen, chemischen und physikalischen Störung des Bodens.

Schutz der Erdoberfläche: Stete Bedeckung des Bodens und Schutz vor Wind und Erosion.

Einbindung von Tieren: Nutztiere, aber auch Nützlinge aktiv in den Betrieb einbringen.

Durchwurzelung des Bodens: Aktive Wurzeln ernähren die Mikroorganismen, die den Boden stabilisieren.

Vielfalt fördern: Anbau mehrerer Arten, die das Ökosystem stabilisieren.