Eine Landwirtin, die anonym bleiben möchte, hat sich bei der BauernZeitung gemeldet und auf die Problematik mit gewissen Hofhunden aufmerksam gemacht. Sie selbst besitzt einen Hund, der über einen guten Grundgehorsam verfügt und mit Hundesport zusätzlich ausgelastet wird. Sie möchte die landwirtschaftliche Bevölkerung eindringlich sensibilisieren, ihren Hunden wenigstens die Grundkommandos wie «Sitz», «Platz», «Bleib» oder das Zurückpfeifen zu lehren.
Streitpunkt Hundekot
Weiter meint sie, dass sich die Bauern oft aufregen, dass sie Hundekot im Land finden. Den eigenen Hund habe man aber nicht unter stetiger Aufsicht. Gerade dazu gibt es in den Allgemeinen Bestimmungen zur Hundehaltung des Kantons Luzern folgende Regel: «Hunde sind so zu halten, dass der Schutz der Öffentlichkeit gewährleistet ist (§ 12 Abs. 1 Hundegesetz LU). Hundehalter(innen) haben sicherzustellen, dass ihre Hunde keine Strassen, Gehwege, Trottoirs, Parkanlagen, fremde Gärten oder landwirtschaftliche Kulturen verunreinigen.» Und damit sind alle Hundehalter gemeint, ob bäuerlich oder nicht.
Der schlechte Ruf muss weg
Immer noch denken viele beim Hund auf dem Bauernhof an den klassischen Hofhund. Oft erscheint das Bild des aggressiven, angeketteten, kläffenden Köters oder des herumstreunenden, ungepflegten und stinkenden Barry. Die Wächter über Stall und Vieh, die ihr Hab und Gut auch gerne mal mit einem Biss verteidigen. Doch von genau diesem Bild soll man wegkommen. Auch von der Idee, dass der Hund nur zum Verteidigen da ist. Denn das ist definitiv veraltet.
Die Hauptproblematik, gerade bei Hofhunden, ist, dass die Hunde zu wenig ausgelastet sind. Sie müssen sich oft selber beschäftigen. Früher war der Verkehr rund um den Hof, seien es Spaziergänger oder Fahrradfahrer, deutlich weniger. Heute kreuzen sich die Wege von Hofhund und Menschen eher. Ist ein Hund zu wenig ausgelastet, führt es dazu, dass er Tiere treibt, Löcher gräbt oder Wanderern und Bikern nachjagt.
Keine Statistik zu Hofhunden
Auf Anfrage beim Veterinärdienst Luzern erhielten wir eine Einsicht in das allgemeine Geschehen rund um den Hund. Das vergangene Jahr, geprägt von Corona und Lockdown, hat die Statistik überraschenderweise nicht in die Höhe schnellen lassen. Überhaupt verfügt der Veterinärdienst des Kantons Luzern über keine spezifischen Zahlen zu Bissen, die Hofhunde verursachten. Man erhebt lediglich die Gesamtanzahl an Meldungen von Hundebissverletzungen und Meldungen von übermässigem Aggressionsverhalten.
Anzahl Meldungen stagniert
Im Jahr 2020 gingen beim Veterinärdienst insgesamt 394 Meldungen ein. 101 Bisse an Tieren, 205 Bisse an Menschen, 36 Meldungen wegen übermässigem Aggressionsverhalten und 52 sonstige Meldungen, wie zum Beispiel unbeaufsichtigte Hunde. Die Anzahl der gesamthaft eingegangenen Meldungen entspricht ungefähr den Vorjahren.
Nachdem sich der Nationalrat im Jahr 2010 gegen einen Entwurf für ein eidgenössisches Hundegesetz ausgesprochen hat, müssen Hundehaltende die Rechtslage in allen Kantonen kennen und berücksichtigen. Die kantonalen Lösungen sind sehr unterschiedlich ausgestaltet. Dies führt angesichts der hohen Mobilität der Hundehaltenden zu einer sehr unübersichtlichen Gesetzeslage. Hinzu kommt, dass sich der Vollzug der Bestimmungen sogar bei inhaltlich ähnlichen Gesetzen von Kanton zu Kanton stark unterscheidet. Gerade bei der Haltung von «gefährlichen» Rassen sind die Bestimmungen unterschiedlich. Der Kanton Luzern hat bislang keine Liste mit bewilligungspflichtigen oder verbotenen Hunden.
Charakter muss passen
Um mehr über die Ausbildung von Hunden zu erfahren, haben wir Inge Büeler, Hundetrainerin und Landwirtin aus Buttisholz, kontaktiert. Auch sie hält es für wichtig, dem Hund, speziell auf dem Bauernhof, wenigstens die Grundkommandos beizubringen. Ein grosses Anliegen von Inge Büeler: «Die Anschaffung eines Hundes muss wohlüberlegt sein. Sei es auf dem Hof oder im Privathaushalt.» Es sei wichtig, nach Rasse und nicht nach Aussehen zu entscheiden. Denn der Charakter des Hundes muss zu den Absichten, wie man ihn einsetzen will, passen.
Grundgehorsam erlernen
Zum fehlenden Grundgehorsam einiger Hofhunde meint Fachfrau Büeler: «Die Basics sind relativ schnell gelernt.» Sie empfiehlt jedoch, einen Junghundekurs zu besuchen. Zudem gibt es unzählige Bücher über die Hundeerziehung. Gewisse Trainer kommen auch direkt vor Ort, um mit dem Hund zu arbeiten. Die Kosten, einem Hund die Grundlagen beizubringen, halten sich im Rahmen. Der Zeitaufwand ist ebenfalls absehbar. Wenn der Hund die Kommandos einmal drin hat, dann bleibt das auch so. Genau dieser kurze, aber etwas intensive Erstaufwand sei ratsam, um danach einen treuen und gehorsamen Hund an seiner Seite zu wissen. Inge Büeler bietet verzweifelten Hundehaltern an, sich den Hund vor Ort anzuschauen und gibt zudem gerne Auskunft bei Fragen zur Erziehung.
Der Hund als Visitenkarte
«Der Hund ist so was wie die Visitenkarte vom Bauernhof. Ist er gehorsam und freundlich, kommt man gerne wieder oder interessiert sich für das Geschehen auf dem Hof und rund um die Landwirtschaft. Ist er böse, flüchtet man und schimpft über den Bauern. Mit einem gut erzogenen Hund gewinnt man in jedem Bereich», weiss Inge Büeler.