Der Regionale Naturpark Chasseral ist seit 2012 vom Bund anerkannt. Gestartet ist der Park mit 21 Gemeinden, davon 18 im Kanton Bern und drei im Kanton Neuenburg. Doch das hat sich geändert, schreibt der Park in einer Mitteilung. Denn im vergangenen Dezember haben die Stimmberechtigten der Gemeinden Leubringen-Magglingen sowie Twann-Tüscherz dem Beitritt für den Zeitraum 2022–2031 zugestimmt. Ganz besonders freut der Beitritt die Winzer der Gemeinde Twann-Tüscherz. Dies erklärt der Präsident der Rebbaugesellschaft Bielersee, Michael Teutsch, selbst Winzer in Ligerz. Die Rebbaugesellschaft vertritt Winzer aus mehreren Gemeinden, so auch die aus Twann-Tüscherz.

Die Winzer sehen Chancen

Die Gemeinde fragte die Rebbaugesellschaft an, wie sie zu einem Beitritt zum Naturpark Chasseral stehe. Und die sendete ein positives Signal zurück. Die Verwaltung des bestehenden Vernetzungsprojekts, bei dem auch Twann-Tüscherz involviert ist, laufe ja bereits über das Büro des Regionalparks. «Wir hatten also quasi bereits einen Fuss drin.» Und als Mitglied könne Twann-Tüscherz nun auch mitreden, so Michael Teutsch. Als Vorteil des Beitritts zum Naturpark Chasseral sieht der Winzer eine Riesenchance mittels Regionalmarke. Da es jedoch schon einige gebe, müsste man sich vielleicht einen Zusammenschluss überlegen, damit die Konsumenten nicht mit noch mehr Marken überfordert würden. Teutsch denkt da etwa an die Regionalmarke Seeland. Weiter betont er: «Vermarktungsmässig wäre es spannend, wenn das ganze linke Bielerseeufer beim Park Chasseral dabei wäre.» La Neuveville ist bereits seit Jahren dabei, einzig Ligerz fehlt.

Gemeinderat hat einen Beitritt eingehend geprüft

Auf Anfrage erklärt die Ligerzer Gemeindeschreiberin Dora Nyfeler, dass die Gemeinderatsmitglieder die Vor- und Nachteile eines Beitritts eingehend geprüft hätten und zum Schluss gekommen seien, dass eine Mitgliedschaft in der Bevölkerung wohl keine Mehrheit finden würde. Ausserdem lasse es die finanzielle Situation der Gemeinde nicht zu, neue freiwillige Aufgaben zu übernehmen. «Im letzten Sommer, als klar war, dass Ligerz die einzige Gemeinde im Perimeter ist, die nicht mitmacht, wurde der Gemeinderat noch einmal angefragt. Die Ratsmitglieder (in anderer Zusammensetzung als 2018) sind zum gleichen Schluss gekommen», führt Nyfeler weiter aus.

Bier und Wein erweitern die Produktpalette

Im Gebiet des Naturparks Chasseral sind die Produzenten erfinderisch. So erfinderisch, dass die Produktepalette vom Label «Produkt aus Schweizer Pärken» aus dem Naturpark Chasseral um zwei neue Zweige erweitert werden konnte: Bier und Brot. «Zertifizierte Biere und Brote sind das Ergebnis innovativer Arbeit und Engagements der Produzenten», schreibt der Park in einer Mitteilung. Mit neuen Kooperationen und 39 zusätz­lichen Produkten, die im Jahr 2020 zertifiziert wurden, würden nun über 166 Spezialitäten aus dem Naturpark Chasseral das Label «Schweizer Pärke» tragen.

Chasseralbier ist ab Frühling erhältlich

In Mont-Tramelan hat etwa Nadine Gerber das Mehl des auf ihrem Hof geernteten Weizens zertifizieren lassen und stellt daraus sechs verschiedene Brotsorten her. In Orvin arbeitet die Brauerei BLZ Company mit den Landwirten Maud und Thomas Léchot zusammen. Ihre Gerste wird in der Mälzerei «La Malticulture» in Delémont gemälzt. Dieser Rohstoff werde von der Brauerei für die Herstellung von zwei Biersorten verwendet: Das «Jurassic Barley», ein bereits existierendes Lagerbier, ist nun zertifiziert und ab Mitte Januar erhältlich. Das neue, ein Weissbier mit dem Namen «Chasseral», wird ab dem Frühling erhältlich sein.

Kinder sammeln hunderte Kilo Äpfel 

Ebenfalls in Orvin destilliert die «Distillerie de l’Echelette» elf Branntweine mit Rohstoffen, die zu 100 Prozent aus dem Naturpark Chasseral stammen. Ausserdem besteht eine Zusammenarbeit mit der örtlichen «Société d’arboriculture», um Apfelsaft aus mehreren hundert Kilo Äpfel, die von Schulklassen aus Biel und Umgebung im Rahmen der vom Park organisierten Natureinsätze geerntet wurden, herzustellen.