Die Landtechnikbranche atmet auf, trotz dem Corona-Jahr 2020 sind die Verkaufs-zahlen gut, der Handel läuft wie geschmiert. «Das vergangene Geschäftsjahr war trotz der Pandemie erfreulich und auch die Nachfrage war in den ersten vier Monaten 2021 in allen Marktsegmenten stabil bis steigend im Vergleich zum Vorjahr», sagt Jürg Minger, Präsident des Schweizerischen Landmaschinen-Verbands (SLV).
Drohender Rohstoffmangel
Einige SLV-Vorstandsmitglieder beobachteten zwar im Mai eine leicht sinkende Nachfrage gegenüber dem Jahresstart. «Eine Erklärung für diese Stagnation könnten die bevorstehenden Abstimmungen über die Landwirtschaftsinitiativen sein», befürchtet Jürg Minger. Wegen der Pandemie und des weltweiten «Produktions-Lockdowns» der vergangenen Monate werde es kurzfristig aber zur Herausforderung, die Kunden wegen des Rohstoffmangels und der Preisanstiege zeitgerecht beliefern zu können. Schaut man die Verkaufszahlen speziell bei den Traktoren an, wurden 2020 gesamthaft 2039 Traktoren neu zugelassen. Das sind 13 Stück mehr als 2019. Bei den Zweiachsmähern waren es 265 (+24) und bei den Transportern 185 (+45).
Es gibt Vor- und Nachteile
«Der Traktorenmarkt war konstant und je nach Neuheiten der Hersteller haben einige Marken profitieren können und andere entsprechend verloren oder sind stabil geblieben», hält Jürg Minger fest. Wie bei anderenMaschinen auch, werde auch der Traktorenmarkt immer mehr von Lieferverzögerungen beeinflusst. Der Trend auf dem Traktorenmarkt gehe sicher Richtung nachhaltige und effiziente Motorentechnologie, komfortable und an den Einsatz bezogene Getriebevarianten, ergonomische und bedienerfreundliche Kabinenausstattung sowie der aktuell starken Nachfrage nach Spurführungs- und Smart-Farming-Systemen. Nicht nur die Motorentechnologie werde bei den Traktoren effizienter, auch das Kaufverhalten hat sich in den letzten Jahren massiv verändert. Denn: Es werden immer mehr geleast statt gekauft. «Das Verhältnis zwischen der Barzahlung und dem Leasing liegt zwischenzeitlich bei 40 % bis 50 %», weiss der SLV-Präsident. Der Vorteil eines Leasing sei in erster Linie die höhere Liquidität: Der Kunde habe die Möglichkeit, kurzfristig in Unvorhergesehenes zu investieren.
Nicht Eigentum des Kunden
Auch die Flexibilität sei bei einem Leasing ein wichtiger Punkt: «Der Kunde kann zum Beispiel während der Laufzeit einen Wechsel des Fahrzeugs vornehmen. Dies wird zum Beispiel gerne von Lohnunternehmern genutzt», so Jürg Minger. Beim Leasen gebe es aber auch Nachteile: So sei der Traktor während der Laufzeit nicht im Eigentum des Kunden. Der Besitzer des Traktors sei die Leasinggesellschaft während der ganzen Leasingdauer. «Ein Leasing bedeutet für den Kunden immer höhere Kosten. Das heisst, dass Produkt wird um die Zinskosten teurer», so Minger.
Verschiedene Faktoren
Überlegt sich ein Lohnunternehmer oder Landwirt, doch einen Traktor zu leasen, sollte er Folgendes dabei beachten: «Der Kunde sollte auf jeden Fall verschiedene Angebote einholen, da die Zinskosten, Laufzeiten, Anzahlungen oder Restwerte doch erhebliche Unterschiede haben können», rät Jürg Minger. Aus diesem Grund suchen viele Kunden vielfach auch eine Unterstützung bei ihrer eigenen Hausbank. Je kürzer die Laufzeit und je höher die Anzahlung, desto geringer seien auch die Leasingkosten. Von einigen Händlern hört man, dass sie das Leasing noch zusätzlich durch Rabatte fördern würden. «Eine Unterstützung im Bereich Leasing wird in den meisten Fällen direkt vom Importeur getätigt. Zum Beispiel mit einer Leasingrate von 0,9 % für den Kunden. Hier übernimmt der Importeur oder Hersteller die Differenz zum kalkulierten Zinssatz. Dies ist ein indirekter Rabatt, welcher aber nicht direkt am Preis des Produktes abgezogen wird. Ansonsten wird ein Leasing unabhängig vom Rabatt abgeschlossen», hält Minger fest. Wenn ein Kunde einen Traktor im Wert von 130 000 Franken least statt kauft, kostet ihn dies am Schluss wie erwähnt mehr, aber um wie viel? Der Preis hänge von verschiedenen Faktoren ab. Wie zum Beispiel:
- Laufzeit
- Zinssatz
- Anzahlung
- Restwert
- Bearbeitungsgebühren
«Je nach Laufzeit, Umfang der Anzahlung, Wahl des Finanzinstitutes und allfälligen Finanzierungshilfen kann so der Traktor zwischen 1500 bis 4000 Franken mehr kosten», rechnet der SLV-Präsident vor.
Was passiert am 13. Juni?
Ob die Landtechnikbranche weiterhin so gut läuft, wenn am 13. Juni die beiden Agrar-Initiativen angenommen werden sollten, verneint Jürg Minger. So vertritt auch der SLV die Nein-Parole zu den Initiativen. «Die Auswirkungen bei einem Jader beiden Initiativen würde die Schweizer Landwirtschaft grundlegend verändern», ist Minger überzeugt. Deshalb müssten der Bundesrat und das Parlament die zukünftige Agrarpolitik neu ausrichten und entsprechend würden die Landwirte in neue Betriebszweige und Landtechnik-Technologien investieren. «Sicher wird in der Landtechnikbranche der Trend zur Digitalisierung, Robotik und mechanischen Unkrautbekämpfung noch stärker zunehmen», ist er überzeugt.