Mit einem drei Wochen oder noch späteren Alpsommer als im Vorjahr wird auf vielen Innerschweizer Alpen gerechnet, wie eine Umfrage der BauernZeitung in einigen Kantonen ergab. Der noch bis vor wenigen Wochen gefallene und in höheren Lagen sehr reichlich vorhandene Schnee dürfte aber in Lagen über 1700 Metern über Meer noch für grössere Verzögerungen beim Alpauftrieb sorgen. Trotz nun warmem und wüchsigem Wetter auch in den Bergregionen.
Frühe Vorjahre
Im langjährigen Schnitt sei der Alpstart wohl nur rund zehn Tage später, sagt Othmar Schelbert, Präsident des Alpwirtschaftlichen Vereins des Kantons Schwyz. «2020 war extrem früh.» Er erinnere sich, dass in den 1970 / 80er-Jahren jeweils erst Mitte Juni aufgetrieben wurde, seit den 1990er-Jahren aber immer früher, bereits Ende Mai bis Anfang Juni.
Futterknappheit sei kein Thema, zumal es ja 2020 ein Super-Futterbaujahr gab. «Nun werden halt die Vorräte aufgebraucht.» Futter werde von Schwyzer Bergbetrieben selten verkauft, man rechne mit Schwankungen und sei froh um Vorräte. Das sei wohl im Tal eher anders, wo viel mehr Raufutter gehandelt werde und kaum Vorräte vorhanden seien.
In Schwyz gibt es 412 Alpbetriebe mit 13 400 Stössen. Die Alpen seien gut ausgelastet, es werde noch genügend Vieh aufgetrieben, betont Schelbert. Dies dank den vielen kleinstrukturierten Familienbetrieben, welche neben dem Heimbetrieb oft noch eine Alp bewirtschaften.
Im Kanton Luzern wurden im Entlebuch die eher tiefer gelegenen Alpen auf Höhen von 1200 bis 1300 Metern bereits bestossen, erklärt Pius Schmid, Präsident des Alpwirtschaftlichen Vereins des Kantons Luzern. Auf seinem Betrieb auf 1300 Metern über Meer begann er vergangene Woche mit Weiden. Mit dem Auftrieb auf die angrenzende und sich bis 1500 Meter über Meer erstreckende Alp in Sörenberg müsse er wohl noch etwas zuwarten. Im Kanton Luzern gibt es 242 Alpen mit rund 7000 Stössen.
Wenig Reserven bleiben
Damian Gisler, Vorsteher des Landwirtschaftsamts Uri, weist darauf hin, dass die Urner Tierhalter froh seien um das Futterjahr 2020, nach den schlechten Jahren 2018 und 2019 wegen Trockenheit und starken Engerlingsschäden. Noch bis vor wenigen Monaten meinten viele Urner Bauern, dass sie nun im Jahr 2020 wieder länger anhaltende Raufutterreserven hätten schaffen können. Wegen des sehr langen Winters wurden diese nun aber wieder stark aufgebraucht.
Lange Winterfütterung
In tiefen Lagen im Urnerland sei der Futterbaustart dieses Jahr nicht so schlecht gewesen, die grossen Verzögerungen gab und gibt es aber in höheren Lagen auf 900 Metern über Meer bis zirka 1500 Meter über Meer. Dort musste schon früh im Herbst 2020 eingestallt werden, und die Winterfütterung habe sich nun sehr lange hingezogen, teils bis über sieben Monate, was aussergewöhnlich sei. In Uri gibt es rund 280 Alpbetriebe, auf welchen rund 8900 Stösse sömmern (inkl. Schafe usw.). Häufig wird von den Urner Bauern der ganze Tierbestand gealpt, die Heimbetriebe sind über den Sommer oft tierlos.