Fehlendes Geld sowie immer komplexere Aufgaben hatten den Berner Pächterverband (BEPV) im November vergangenen Jahres dazu gebracht, sich aufzulösen und seine Geschäfte an den Berner Bauernverband zu übertragen. Für den Schweizerischen Pächterverband (SPV) bedeutete das wenig Gutes. Denn die Berner stellten im Schweizerischen Verband die grösste Anzahl Mitglieder unter den Regionen. «Durch die Auflösung des BEPV ging bis jetzt die gesamte Mitgliederzahl desSPV um rund 100 Mitglieder zurück. Das bedeutet natürlich bei einem knappen Budget wesentliche Einbussen», erklärt Stefan Schöpfer, Vize-Präsident SPV ad Interim und gleichzeitig Präsident beim Luzerner Pächterverband. Für dieses Jahr habe der BEPV noch die Hälfte des letztjährigen Mitgliederbeitrags überwiesen. «Nächstes Jahr müssen wir ohne diesen Beitrag auskommen», sagt Schöpfer.
60 Berner sind nun Einzelmitglieder
Bis jetzt hätten knapp 60 Bernern Pächter(innen) die Einzelmitgliedschaft beim SPV beantragt. Bemerkenswert sei, dass ein paar Pächter für die Einzelmitgliedschaft einen höheren Beitrag zahlten, als vom SPV für eine Mitgliedschaft geforderten wird. «Das zeigt uns, dass unsere Arbeit von gewissen Pächtern nach wie vor geschätzt und als wichtig empfunden wird, dies motiviert uns, für das Fortbestehen des Verbands weiterzuarbeiten», folgert man beim SPV.
Kosten nicht gedeckt
Darüber, wie es um die Zukunft des SPV steht, könne aber derzeit keine verbindliche Aussage gemacht werden. «Wie bereits früher kommuniziert, können mit der aktuellen Struktur und den aktuellen Mitgliederzahlen die Verbandskosten nicht mehr gedeckt werden», sagt der Vizepräsident a. I. Daraus folgernd müssten die aktuelle Situation des SPV überdacht, Alternativen gesucht und Lösungsansätze ausgearbeitet werden. Ob dann die Entscheide des SPV von den Pächtern mitgetragen würden, werde sich weisen.
Ausarbeiten möglicher Zukunftsszenarien
Für das Ausarbeiten möglicher Zukunftsszenarien wurde eine Arbeitsgruppe eingesetzt. In einem ersten Schritt habe diese die Situation bei den einzelnen Regionalverbänden erfasst und analysiert. Aktuell, in einem zweiten Schritt, arbeite die Arbeitsgruppe Vorschläge über die mögliche Weiterführung des SPV zuhanden des Vorstands aus. Nachdem der SPV einem Vorschlag zugestimmt hat, wird dieser den regionalen Pächterverbänden zur Diskussion gestellt. «Da die Ausarbeitung des Vorschlags durch die AG noch im Gange ist, können wir noch keine Einzelheiten bekannt geben. Sobald jedoch konkrete Beschlüsse gefasst wurden, informieren wir gerne die Öffentlichkeit darüber», so Schöpfer.
Zusammenhalt stärken
Ziel ist, den Verband wieder zu stärken. Denn ein gestärkter Verband habe auch mehr Einfluss auf die politischen Geschäfte auf nationaler Ebene. «In einem ersten Schritt geht es sicher darum, den Zusammenhalt unter den Regionalverbänden zu stärken, den SPV zukunftsorientiert auszurichten und dann, nach der Festlegung der internen Ausrichtung, die Mitgliederzahlen wieder zu erhöhen. Es zeichnet sich ab, dass ein schlanker, aber effizienter Verband für die Zukunft erhalten bleiben soll», sagt Stefan Schöpfer und: «Ich denke, es darf bereits festgehalten werden, dass sich bei den internen Abklärungen klar herauskristallisierte, dass die Interessensvertretung auf nationaler Ebene die wichtigste Arbeit des SPV ist. Niemand kann so gut die Forderungen und Probleme der Pächter formulieren, wie die Pächter selbst.»
Jede Stimme zählt
Das aktive Einbringen des SPV bei der nächsten Revision der Ertragswertschätzungsanleitung und der Pachtzinsverordnung erachtet Schöpfer als sehr wichtig. «In der vom Bundesamt für Landwirtschaft einberufenen Arbeitsgruppe für die Revision der Ertragswertschätzungsanleitung 2018 zählte jede landwirtschaftliche Stimme. Diese Arbeiten und deren Aufwand sind nicht zu unterschätzen, auch wenn diese für die Öffentlichkeit nicht ersichtlich sind», weiss er.