Der dreizehnjährige Florian Käser aus den bernischen Tiefenbrünnen bei Rüeggisberg baut und bastelt gerne selber allerlei Gerätschaften. Er ist ein richtiger Tüftler, ein «leidenschaftlicher Holzwurm», wie seine Mutter Monika Käser lachend meint. Florian hat schon allerlei gebaut; manchmal hat er selber Ideen für neue Projekte, manchmal findet er aber auch spannende Pläne im Internet. Wenn er dabei Optimierungspotenzial erkennt, modifiziert er kurzerhand, was geändert werden soll. So ist das auch bei seinem neuesten Projekt geschehen, einer Ballenpresse im Kleinformat.
Die Ballenpresse ist eine Corona-Entwicklung
«Die Ballenpressen, für die ich Pläne im Internet gefunden habe, machten alle entweder zu grosse oder dann viel zu kleine Ballen», erinnert sich Florian Käser. Er habe aber eben etwas Handliches haben wollen und deshalb beschlossen, dass er bereits bestehende Pläne entsprechend abändern müsse. Da sei es ihm gerade recht gekommen, dass im vergangenen Frühling auch in den Schulen der Corona-bedingte Lockdown ausgerufen wurde und etwas Zeit zum Tüfteln übrig geblieben sei, fährt er grinsend fort. «Meine Ballenpresse ist schon eine Corona-Entwicklung. Ich wollte während dieser Zeit einfach etwas Neues bauen», erzählt der Dreizehnjährige. Gesagt, getan: Gemeinsam mit seinem Vater Thomas Käser machte sich Florian an die Arbeit und passte die Pläne für die Presse nach seinen eigenen Vorstellungen an. Eineinhalb bis zwei Monate habe er für die Konstruktion und den Bau seiner Mini-Presse gebraucht, meint Florian rückblickend.
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Florian Käser und seine Ballenpresse Marke Eigenbau. Mit einfachen Mitteln hat der Dreizehnjährige die Pläne aus dem Internet nicht nur umgesetzt und sogar verbessert. (Bild lja)
Das Kleinformat ist optimal für Hobby-Kleintierhalter
Den ganzen Sommer über hat Florian Käser mit der Sense Gras geschnitten, es an der Sonne gedörrt, «Wälmli» daraus gemahdet und seine Ernte schliesslich zu Ballen gepresst. Dafür befüllt er zuerst das längliche, kastenförmige Gehäuse seiner Presse mit dem Emd oder mit Stroh. Dann beginnt Florian mit dem Pressen und gibt immer wieder neues Material dazu. Die Ballenpresse Marke Eigenbau erfordert Muskeln, denn pressen muss Florian von Hand. Dank eines langen Hebels hält sich der Kraftaufwand aber in Grenzen. Immer wieder prüft er das Resultat mit fachmännischem Blick. Als er zufrieden ist, holt er einen langen Spiess hervor und führt mit sicherer Hand zwei lange Schnüre durch Löcher im Kasten, um die entstehende Balle schön satt zusammenzubinden. Fertig gepresst messen die «Bälleli» rund 52 auf 18 auf 16 cm und bringen rund 1,5 kg (Stroh) bzw. 2,5 kg (Emd) auf die Waage. Für Familien, die bloss ein paar wenige Kaninchen oder Meerschweinchen halten, genau die richtige Menge, ist Florian überzeugt.
Der Berufswunsch ist gefasst
Während sich manche Jugendliche mit der Berufswahl schwertun, weiss Florian Käser schon ziemlich genau, was er werden will. «Ganz klar etwas in der Landwirtschaft», sagt er, während er ein paar frisch gepresste Emd- und Strohbällchen in einem selbst gebauten Schrank auf dem Heuboden verstaut. Weil er Traktoren mag, hat Florian letztes Jahr den «Zukunftstag» seiner Schule bei einem Landmaschinenmechaniker in Rüeggisberg verbracht. Das habe ihm gefallen, sagt er, aber irgendwie sei der Zündfunke in der Werkstatt nicht so richtig über gesprungen. Deshalb hat Florian sich ein wenig umorientiert: «Ich glaube, ich würde am liebsten Gartenbauer werden, das interessiert mich neben Landmaschinen am meisten», sagt er überzeugt.
Mit dem Landwirtschaftssimulator kommt garantiert keine Langeweile auf
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Florian Käser ist ein grosser Fan des Landwirtschafts-Simulators. Auf seinem virtuellen Bauernhof hat er alles im Griff. (Bild lja)
Florian Käsers Freizeit steht ganz im Zeichen grosser Traktoren und anderer Landmaschinen. Eines seiner liebsten Hobbys ist das Zeichnen und es versteht sich von selbst, dass sein liebstes Sujet Traktoren sind. «Je grösser desto besser», lacht er. «Traktoren haben mir schon immer gefallen. Meine Lieblingsmarke ist Massey-Ferguson», bekräftigt der Oberstufen-Schüler. «Im Landwirtschafts-Simulator fahre ich fast nur mit diesen Traktoren herum», fügt er schnell an und holt einen ganzen Stapel Computerspiele hervor. Wie tausenden anderen Jungen in seinem Alter hat es das Bauernhof-Game auch Florian angetan. So verbringt er einen regnerischen Nachmittag gerne auch einmal am PC, wo er eine ganze Flotte von Massey-Ferguson-Traktoren über einen virtuellen Bauernhof dirigieren kann.
Ein Betrieb mit Aussicht
Familie Käser bewirtschaftet einen Mischbetrieb in Tiefenbrünnen, auf einem Höhenzug knappe zwanzig Autominuten von Bern entfernt. Von ihrer Haustüre aus reicht der Blick über das ganze Aaretal bis zum Thunersee. Vater Thomas Käser ist auf dem Betrieb aufgewachsen, seine Frau Monika kommt aus dem nahen Vorderfultigen. Nun leben sie hier mit ihren beiden Kindern Florian und Leonie.
Käsers halten rund 15 Swiss-Fleckvieh-Kühe und ein paar Rinder, dazu kommen etwa zwanzig Zuchtschweine und ein Eber sowie ein paar Hühner und ein Hahn. Neben Verkehrsmilch und Fleisch produziert die Familie auch noch Apfelmost, den sie an Private und an das nahegelegene Restaurant Bütschelegg verkauft. Ihr Most besteht aus verschiedenen Apfelsorten und «einem Schuss Birnensaft», wie Mutter Monika der Korrektheit halber lachend deklariert. Letztes Jahr hat Familie Käser stolze 845 Liter gepresst – ein gutes Ergebnis für einen eher kleinen Betrieb.
Ideen für ein nächstes Projekt sind vorhanden
Das Corona-Jahr sei auch für ihre Familie ein seltsames Jahr gewesen, berichtet Monika Käser. Es sei aber nicht unbedingt schlecht gelaufen auf dem Betrieb, fährt sie nach kurzem Schweigen fort. So hätten Käsers etwa ein neues Lagergebäude für Heu- und Strohballen bauen können. «Eines für grosse Ballen, nicht etwa für die von Florian», ergänzt sie rasch und mit einem herzlichen Lachen. An Florian und seinem Elan haben die Eltern grosse Freude. «Es ist schön, zu sehen, wie er seine Pläne umsetzt und mit welchem Eifer er die Dinge anpackt», sagt Monika Käser mit Stolz. Florians Ballenpresse ist jedenfalls ein voller Erfolg. Und was wird als nächstes gebaut? «Das weiss ich noch nicht so genau. Aber ich habe schon ein paar Ideen», verrät Florian Käser lachend.