Die Unwetter im Juni und Juli mit Gewittern und Starkniederschlägen sind noch präsent. Auch für die Thur gab es Hochwasserwarnungen, von grossen Überschwemmungen blieb die Ostschweiz aber verschont. «Unabhängig von diesen Unwettern ist die Hochwassergefahr an der Thur real», sagt Rolf Maag vom Amt für Umwelt des Kantons Thurgau. Er ist Gesamtprojektleiter Thur und damit zuständig für das Hochwasserschutz- und Revitalisierungskonzept Thur+ und das «Bauprojekt 2014», das einen verbesserten Hochwasserschutz und eine ökologische Aufwertung der Thur auf dem Abschnitt Weinfelden-Bürglen verfolgt.

Spezialfall für Exerzierplatz

Vergangenen Monat hatten die Standortgemeinden Weinfelden, Bürglen und Busnang ihre Gewässerraumausscheidungen der Öffentlichkeit präsentiert. Dieser Schritt war nötig geworden, weil das Verwaltungsgericht Ende 2018 die Beschwerde einer Gruppe von betroffenen Landwirten gutgeheissen hatte. Sie forderten eine Redimensionierung des Projekts «Bürglerau» .

Hochwasser zählt im Kanton Thurgau zu den grössten Naturgefahren. Besonders gefährdet ist das Thurtal. (Bild Nadine Baumgartner) Hochwasser Thurrenaturierung: IG fordert Redimensionierung Monday, 18. February 2019  Hauptstreitpunkt waren damals 20 ha bestes Ackerland beim ehemaligen Exerzierplatz bei Weinfelden, die in Ökoflächen umgewandelt werden sollten. Die Gemeinden mussten die eigentümerverbindlichen Gewässerraumlinien definieren. Innerhalb dieser Linie müssen Landwirtschaftsflächen extensiv bewirtschaftet werden. In der nun vorgelegten Variante soll das Ackerland beim Exerzierplatz ausnahmsweise, dank einer Speziallösung in Rücksprache mit Bund und Kanton, für die Landwirtschaft erhalten bleiben.

«Zu viel Landverlust»

Hans Stalder aus Rothenhausen ist Mitglied der IG Thur. Dass die Ackerflächen auf dem Exerzierplatz als Produktionsflächen erhalten bleiben, begrüsst er. Zufrieden ist er dennoch nicht. Er sagt: «Auf der anderen Seite der Thur, zwischen Istighofen und Rothenhausen, gibt es ebenfalls sehr fruchtbare Flächen. Hier wurden keine Konzessionen gemacht.» Es sei nicht so, dass die Bauern nur Forderungen stellen, fährt Stalder fort. «Wir haben viele Flächen für die sogenannte Aufwertung der Biodiversität hergegeben.» Auch er selber musste 2 ha bestes Ackerland entlang der Thur in Ökoflächen umwandeln.

Stalder betont, er sei nicht grundsätzlich gegen die Thur-Korrektur. Die IG Thur habe sich von Anfang an am Prozess beteiligt und versucht, Lösungen aufzuzeigen, wie man die fruchtbarsten Flächen erhalten könnte. «Aber es zeigt sich je länger je mehr, dass es beim Projekt nicht nur um den Hochwasserschutz geht. Man will die Thur renaturieren, auf Kosten der wertvollsten Produktionsflächen.»

Mit Einsprachen ist zu rechnen

Die Gewässerraumlinien-Pläne werden nun öffentlich bei den Standortgemeinden aufgelegt mit einer Einsprachefrist von 20 Tagen. Ob die IG Thur Einsprache erheben wird, kann Hans Stalder nicht sagen, «ich bin nicht Vorstandsmitglied». Vom Vorstand der IG Thur war niemand für eine Stellungnahme erreichbar.

Gesamtprojektleiter Rolf Maag hebt hervor, dass der Hochwasserschutz hohe Priorität habe. Er sagt: «Der Kanton möchte das Projekt so bald als möglich realisieren.»