Oft war in den vergangenen Wochen von den Ackerkulturen zu hören und zu lesen. Ausgeschwemmt oder verhagelt wurden die wertvollen Pflanzen vielerorts. Einiges ist versichert. Das Erntejahr wird trotzdem nicht als Gutes in die Geschichte eingehen. Zu kämpfen haben auch die Futterbauern und zwar seit Anfang Jahr. Erst zu trocken und dann meist zu nass, so lassen sich der Frühling und die erste Sommerhälfte zusammenfassen.
Silieren von Vorteil
Vor allem in höheren Lagen führte dies zu Verzögerungen. Der Heuet im Berggebiet war spät. In ganz hohen Lagen konnte teils erst diese Woche der erste Schnitt eingebracht werden. Auf der sicheren Seite – wie immer in solchen Jahren – ist, wer Silo produzieren kann. So kam etwa der Luzerner Pirmin Schöpfer mit Talbetrieb in Schüpfheim BZ I und Alp in Sörenberg, BZ III, bislang recht gut durch den Sommer, wie er berichtet. Der zweite Schnitt auf dem Talbetrieb war zwar etwas spät, um Mutterkühe damit zu füttern, aber kein Problem. Und auf der Alp konnte er die Mähwiesen Ende Juni silieren. Diese Woche konnten auch die BFF-Flächen mit Schnittzeitpunkt ab 15. Juli ordentlich eingebracht werden. Alles in allem ein zwar nasser Sommer, aber kein Vergleich mit 2016 beispielsweise, bilanziert der Älpler.
Die Quantität stimmt
Dominik Amrein vom BBZ Natur und Ernährung Luzern geht vor allem in tieferen Lagen von mehr Menge aus, einfach weil der Schnittintervall vielerorts höher war. Lange konnte nicht gemäht werden. Dadurch leide folglich die Qualität von Beständen mit geringer Nutzungselastizität. Diese wurden älter und haben die Rispe stärker geschoben. Amrein erwähnt vor allem das Italienische Raygras. Bei anderen Wiesentypen sei die Qualitätsabnahme geringer, da sie nutzungselastischer sind. «Durch längeres Schnittintervall muss die Qualität nicht zwingend abnehmen, da das Gras auch langsamer gewachsen ist», so Armein.
Wenn Italienisch Raygras-Wiesen im zweiten Schnitt älter wurden als gewünscht, kann ein Teil davon zur Versamung stehen gelassen werden. Die Samenreife könne überprüft werden, indem die Hosenbeine umgekrempelt werden und durch den Bestand gelaufen wird, dies der Tipp von Dominik Amrein. So werde erkannt, ob viele Samen in die Hosenbeine fallen. «Die abgefallenen Samen sind meistens keimfähig», weiss der Fachmann.
Schimmel am Boden
Der zweite Schnitt stand mancherorts lange in der Nässe. Diese Bestände sollten zügig geschnitten werden, da sonst der Boden schlechter abtrocknet und das Verschimmeln begünstigt wird. Solche Flächen wurden diese Woche denn auch meist geemdet. Die nassen Bedingungen, gepaart mit Mäusehaufen, sorgten allerdings auch für mehr «Dreck». Bei Silage vermindert dies die Gärqualität. Ebenfalls könne durch den erhöhten Pilzbefall die Nacherwärmung gefördert werden, ergänzt Dominik Amrein. Längst vergessen ist der trockene Vegetationsbeginn. Im Frühling konnte in den milden Lagen früh mit Weiden begonnen werden, was gemäss den Futterbaulehrern gut für die Bestockung der Weidepflanzen war.
Teils Trittschäden
Der anschliessende Kälteeinbruch stoppte das Wachstum. Das Weiden während der Nässephasen der vergangenen Wochen war dann schwieriger zu managen, vor allem für Vollweidebetriebe. «Falls Trittschäden entstanden sind, sollten diese mit Heublumen oder Saatgut übersät werden», rät Dominik Amrein vom BBZN.
Im Sömmerungsgebiet, bei eher flachgründigen Böden, war das Weiden weniger ein Problem. Viele Alpen profitierten nach spätem Start von feuchtwarmer Witterung mit anschliessend gutem Graswachstum, schliesst Amrein.