Unter dem Titel «Urnäscher Striichmusig» eröffnet das Appenzeller Brauchtumsmuseum Urnäsch am 27. März seine neue Jahresausstellung. Sie ist Musikanten aus dem Appenzeller Hinterland gewidmet. Bis zur dritten Generation können diese kaum Noten lesen, bringen aber die Appenzeller Musik in die ganze Welt. Sie spielen vor Berühmtheiten und werden zu weltweiten Werbeträgern für die Ostschweiz und für die Schweiz überhaupt.
Ihre Reisen und Auftritte sind mit Geschichten und Anekdoten verbunden. So hält beispielsweise 1935 einer dieser Musikanten in London die zukünftige Queen Elisabeth an der Hand. Rund sechzig Jahre später schwebt eine Musikkassette der «Streichmusik Alder» schwerelos im All.
Dynastie Alderer bereiste die ganze Welt
Die Appenzeller Streichmusikbesetzung, wie wir sie heute kennen, entwickelt sich im 19. Jahrhundert. Die Bezeichnung «Original Appenzeller Streichmusik» wird seit dem Ende des 19. Jahrhunderts verwendet. Zu dieser festen Fünfer-Formation gehören ein Bass, ein Cello, zwei Geigen und ein Hackbrett. Die «Urnäscher Streichmusik» beginnt 1884 mit der Gründung der Musikantendynastie Alder, welche die Appenzeller Musik in der Welt bekannt macht.
Dieser Dynastie – den «Aldere» – ist der Schwerpunkt der Ausstellung gewidmet. Besonders hervorgehoben wird dabei die dritte Generation. Sie startet nach 1950 durch. Die Biografien der Musiker, ihr musikalisches Können und ihre professionellen Auftritte sind beeindruckend. Ihre Ausland-Tourneen führen die Musiker in den 1960er- und 1970er-Jahren nach Japan und Amerika und danach in die ganze Welt. Zu diesem Zeitpunkt hat die «Streichmusik Alder» bereits 111 Destinationen bereist.
Musizieren, zäuerle und Talerschwingen
Neben ihrer Musik bietet die Streichmusik dem Publikum eine Performance mit Appenzellerwitzen, «Zäuerli», «Schellenschötten», Talerschwingen, Jodeln, Alphorn mit Fahnenschwingen und Tänzen. Ihr Erfolg steigt ihnen nicht zu Kopf. Zurück von ihren Auslandreisen wenden sie sich, ohne viel zu erzählen, ganz selbstverständlich wieder ihren alltäglichen Beschäftigungen zu. Am Alten Silvester, an der Landsgemeinde und am Sennenball spielen sie am liebsten daheim in Urnäsch.
Heute musiziert bereits die sechste Generation der «Aldere». Ihr Erfolgsrezept ist nach wie vor die Freude am Musizieren. Gespielt werden neben alter, überlieferter Streichmusik auch Neu- und Eigenkompositionen sowie fremdländische Volksmusik. Mit Objekten, Musikstücken, Fotos, Filmen, Tonaufnahmen und Anekdoten zeigt die Ausstellung den Besucherinnen und Besuchern das Phänomen «Streichmusik Alder» musikalisch und geschichtlich auf.
Informationen zur Sonderschau
Die Ausstellung «Urnäscher Striichmusig» dauert vom 27. März 2021 bis 16. Januar 2022. Sie ist im Appenzeller Brauchtumsmuseum, Dorfplatz 6,
9107 Urnäsch zu sehen.
Öffnungszeiten:
Mo bis Fr: 9 - 11.30 Uhr
Sa: 9 - 11.30 Uhr; 13.30 - 17 Uhr
So: 13.30 - 17 Uhr
Eintrittspreise:
- Erwachsene: 8 Franken
- Kinder/Schüler bis 16 Jahre: 4 Franken
- Gruppen ab 10 Pers.: 6 Franken pro Person
Weitere Informationen: www.museum-urnaesch.ch
In der Ausstellung dürfen verschiedene Musikinstrumente wie Bassgeige, Hackbrett, Handorgel, Schwyzerörgeli, Zither, Klavier oder Talerbecki ausprobiert werden. Während der Ausstellung sind zudem verschiedene Veranstaltungen geplant.
Zur Person
Ursula Karbacher ist Kuratorin des Appenzeller Brauchtumsmuseums Urnäsch. Sie schreibt regelmässig für die Rubrik «Arena» im Regionalteil Ostschweiz/Zürich der BauernZeitung.