Klimaschutz ist derzeit ein Riesenthema. Mitten im Auge des Sturms steht die Rindviehhaltung. Sie ist zwar in der Schweiz sehr standortgerecht, gilt aber in der aktuellen Situation in weiten Kreisen als Klimasünderin, Stichworte Methan- und Nährstoffemissionen.

Ruder in die Hand nehmen

In dieser Situation will die Branche das Ruder selber in die Hand nehmen und rechtzeitig über die effizientesten Massnahmen Bescheid wissen, damit die bereits bestehenden Mehrwertstrategien wie Grüner Teppich oder diverse Fleischlabels am sinnvollsten ergänzt werden können.

Bevor man über Massnahmen spricht, wollen die Branchenvertreter eine Bestandesaufnahme darüber machen, was bereits läuft. Mit dem Projekt «Klimaschutz in der Rindviehbranche – Integration des Klimaschutzes in den Mehrwertstrategien Milch und Fleisch» hofft man, Übersicht zu gewinnen und Doppelspurigkeiten zu verhindern.

BOM und Proviande im Lead

Den Lead im Projekt haben die Branchenorganisation Milch (BOM), die Proviande, die Agridea und das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW), welches gut die Hälfte der Projektkosten übernimmt. Begleitet wird es von einer Steuerungsgruppe mit Einbezug der wichtigsten Branchen-Institutionen.

Das Projekt hat drei Phasen: Zusammentragung des vorhandenen Wissens, Kontext erarbeiten und Empfehlungen von möglichen Lösungsansätzen. Es soll bis kommenden September abgeschlossen sein.

Es wird schon viel gemacht

Zunächst haben die Projektverantwortlichen aufgelistet, was alles bereits im Tun ist oder war. Dabei sind sie auf eine ansehnliche Liste von Bestrebungen gekommen. Das sind kurz zusammengefasst die folgenden:

  • Die BOM arbeitet seit 2015 an einer Qualitäts- und Mehrwertstrategie, die bereits im Grünen Teppich Niederschlag gefunden hat.
  • Proviande und Mutterkuh Schweiz suchen nach Lösungen, um das Thema Klimaschutz aufzugreifen.
  • Nestlé, Emmi, ZMP, Aaremilch und Agrocleantech haben ein Finanzierungsgesuch für die Erarbeitung eines Ressourcenprogramms beim BLW eingereicht.
  • Emmi und Nestlé haben sich zum Ziel gesetzt, bis 2050 auf Konzernebene Klimaneutralität zu erreichen. Bis 2027 will Emmi zudem alle externen THG-Emissionen (inkl. Milchbetriebe) um 25 % reduzieren.
  • Forschungsprojekt «Erhöhung der Nutzungsdauer schweizerischer Milchkühe», lanciert 2020 durch das BLW. Im Rahmen von AP 22+ war dafür ein Produktionssystembeitrag definiert. Der Vorschlag wurde nun auch in der Vernehmlassung zum Absenkpfad Pflanzenschutz/Nährstoffe aufgenommen.
  • Ressourcenprojekte «Punktesystem Klimaschutz IP-Suisse» und «AgroCO2ncept Flaachtal» (Abschluss 2021).
  • Projekt «Klimaneutrale Landwirtschaft Graubünden» (Start 2021).
  • Aufarbeitung der Erfahrungen mit dem in Frankreich entwickelten Klima-Programm «cap’2ER».

Umsetzbares anstreben

Klar festgelegt ist auch, was erarbeitet werden muss, wie Proviande-Direktor Heiri Bucher und BOM-Geschäftsführer Stefan Kohler erläutern:

  • Eine Massnahmentabelle, wobei die Massnahmen folgende Kriterien erfüllen müssen: Sie müssen sinnvoll sein, eine tatsächliche Verbesserung bringen und in der Praxis umsetzbar sein.
  • Eine Quantifizierung des Treibhausgas (THG)-Fussabdrucks aller relevanten Produktionssektoren und -systeme, die derzeit in Anwendung sind.
  • Eine Überprüfung der Massnahmen auf ihre Vereinbarkeit mit den Anforderungen der Ernährungspyramide und der Food-Waste-Reduktion.
  • Das Festhalten von Forschungslücken.
  • Die Überprüfung der wahrscheinlichen Akzeptanz der Resultate.