In den Baslerkantonen weiss man dank einer Zählung durch freiwillige Helfer wieviele Waldameisen es hat. Knapp 1800 Nester sind es und man schätzt, dass man einen Drittel gefunden hat. So weiss man genau genommen immer noch nicht, wieviele Ameisen es hat, aber man schätzt es. Und man ist schon weiter als der WWF, der in den 80-er Jahren in der ganzen Schweiz nur 2700 Nester fand. Hätte man mich gefragt, ich habe alleine in meinem Garten 2700 Ameisennester und hätte denen sagen können, dass es ausserhalb auch noch ein paar gibt. Jedenfalls die Basler Ameisen bekommen jetzt einen Schwieren, damit da niemand hineinsteht, oder beim Holzen darüber fährt.  Ich orakle mal, dort wo die Ameisenzähler auf ihren planierten Wanderwegen nicht vorbeigekommen sind, wird es überproportional viele Ameisennester haben. Jedenfalls befinden sich «meine» Waldameisennester nicht dort, wo freiwillige Helfer in Birkenstocksandalen vorbei kommen, sondern dort, wo fleissige Holzerarbeiter den Waldrand ausgelichtet haben. Scheint fast, als würden Hundepisse und Redbulldosen die Ameisen mehr stören als ein Tritt mit dem Holzerschuh.

Das soll ein Frühstück sein?!

A propos Tritt in den Allerwertesten und Hundepisse: Die Migros-Tochter Migrolino empfiehlt jetzt zum Frühstück ein Schoggigipfeli und Redbull. Bei Milch wäre die Marge zu klein und die Kühe furzen Methan. Da bin ich froh, starte ich meinen Tag ohne Frühstück. Wer Redbull trinkt, frisst auch Kinder, oder kartiert Ameisennester. Die Klimastiftung "My­climate" hat derweil herausgefunden, Rohrzucker aus Paraguay verursacht weniger CO2 als die heimischen Rüben. "Myclimat" ist die neuzeitliche Form der katholischen Kirche. Da sexuelle Ausschweifungen weitgehend gesellschaftlich toleriert sind und Hexen nicht mehr verbrannt werden dürfen, musste ein neues Feindbild her. Und wie immer traf es eine harmlose, wenig kaufkräftige Randgruppe, die Landwirte. Die Sünden der Neuzeit heissen CO2, Dieselmotor, Nutztierhaltung und Pestizide. Und wer sein Gewissen reinwaschen möchte, der darf bei "Myclimate" eine angemessene Spende deponieren. Die setzen dann in Paraguay ein paar Haselstauden ums Zuckerrohr oder schlagen Schwieren zu einem Ameisennest. Und nun müssen da auch die Schweizer Zuckerrübenbauern einbezahlen – pro Hektare CO2-verschleudernder Rüben. Wie genau gerechnet wird, das bleibt im Dunkeln.So weiss der geneigte Zuckerrohrbauer beispielsweise nicht, ob ihm das vorgängige Abbrennen des Urwaldes an seinen sauberen Rohrzucker angerechnet wird oder, ob das eine separate Sündenliste gibt.

Der unnötige Partikelfilter

Gut, wenn die beim Zucker so rechnen wie bei den Ameisen, habe ich noch Hoffnung. Aber zumindest werden die Schiffe, die das Zeug herkarren, nicht mit Diesel, sondern mit Altöl angetrieben. Das zählt vermutlich als Recyclingprojekt. Wir hingegen brauchen unseren Dreckszucker nichtmal selber, wir verstecken einen Viertel davon in Redbull-Dosen und fliegen die ins Ausland. Und dabei ist bestimmt nicht der Flug das schlimmste, sondern die Pestizide, das CO2 und der Dieselstaub unserer Traktoren. Da hilft auch kein Partikelfilter auf dem alten Fiat. Früher versenkte man heimlich Fässer mit radioaktivem Sondermüll im Meer – oder macht man das nöimen immer noch? Bald werden wir am Murtensee mit unseren Zuckerrüben das Gleiche machen und müssen froh sein, sind wir das Zeug los, bevor man uns deswegen auf glühender Tropenholzkohle aus der Landi röstet.