Endlich! Ich habe es geschafft. Wir haben das letzte Elterngespräch hinter uns. Es war kein langes Leiden, wir haben nur zwei Söhne, aber mir hat es gereicht. Mir reicht dieses Gedönse, wenn es um die weiblich geprägte Wertehaltung unserer Schweizer Schulen geht. Und mir reicht dieser Französischunterricht, mit dem wir einer ganzen Generation richtiggehend den Verleider an den romanischen Sprachen anhängen. Wer in zehn Jahren in der Deutschschweiz eine Fachkraft mit Französischkenntnissen sucht, wird keine jungen Leute mehr anstellen können. Ihr habt das vergeigt, sorry! Dafür kriegt ihr vielleicht so bleiche Molche mit einer reduzierten Lungenfunktion. Schliesslich haben wir sie jetzt ein halbes Jahr in Masken turnen lassen. So nach dem Motto: Die Sauerstoffversorgung des jungen, im Wachstum befindlichen Körpers wird generell überschätzt. Lassen wir die jungen Männer im Hormonrausch halt einfach unter Masken pumpen. Geht schon! Nein. Liebe Schule, für mich geht das eben nicht.

Kein Sprachentalent

Die Lehrerin hat mich am Elterngespräch, nachdem sie uns zum letzten Mal gesagt hat, dass der junge Mann wohl einfach kein Sprachentalent habe, gefragt, ob es für mich denn nicht ein Problem sei, dass unser Sohn durch das Fehlen im Sportunterricht derart viele Absenzen im Zeugnis habe. Jetzt mal ehrlich, was machen wir mit dem Zeugnis eines Neuntklässlers? Rahmen wir es ein? Legen wir es auf den Nachttisch, um uns nach Jahren noch daran zu laben? Nehmen wir es an die Familienfeier mit (irgendwie 2031 – nach Covid), um damit zu prahlen? Ich bestimmt nicht. Ich zünde es an! Das habe ich der Lehrerin gesagt. Ich sagte ihr, dass ich dieses Ding anzünden werde, weil es nie jemand sehen will.

Die Klasse ist begeistert

Nun bin ich die Heldin dieser Klasse. Nicht, weil ich der Lehrerin sagte, dass ich dieses Zeugnis anzünde, sondern, weil ich unserem Zweitgeborenen, der seit er 14 ist in der Feuerwehr ist, gesagt habe, dass ich das Ding unter dem Brandmelder der Schule anzünden werde. «Hey voll geil Mann, eh, dini Mueter, eh», hätten seine Freunde gesagt. Und das sagen sie ja dann so, als hätten sie eine dieser überschüssigen Kartoffeln im Mund, nennen wir es Balkan-Slang.

Wir sind also nach diesem Elterngespräch nach Hause gegangen und haben uns ein Glas Prosecco gegönnt. Wir haben das letzte Elterngespräch gefeiert. Man muss die Feste schliesslich feiern, wie sie fallen.

Es ist noch nicht ganz ausgestanden

Nun befinden wir uns auf der Zielgeraden. Mit dabei Konfirmanden, deren Namen unser Sohn knapp kennt. Corona lässt grüssen. Anfang Mai ist es dann soweit. Wir konfirmieren. Am ersten Sonntag wird diese Kirchenfeier der jungen Erwachsenen ohne Beisein der Gesellschaft aufgezeichnet. Am zweiten Sonntag kann man dann mittels Link diese Feier mitverfolgen. Je nach Epidemielage bestellen wir dann beim Pizzakurier eine angemessene Verpflegung und schicken diese den Paten samt dem Link nach Hause. Unser Sohn sieht das entspannt. Liegt wohl an der ausreichenden Sauerstoffversorgung. Andere, die im Gegensatz zu ihm nicht an Gott glauben, sind eher gestresst und verlangen, man möge die Konf doch bitte in den August verlegen, weil die Jungen die Zuschauer nötig hätten und die Verwandten aus dem Balkan dann auch dabeisein könnten. Ich erwarte innert Kürze eine Abstimmung, eine Umfrage der Kirchgemeinde oder einen Doodle-Link, wann man denn konfirmiert werden will. Eines ist klar: Danach öffne ich einmal mehr eine Flasche Prosecco!