Am Bankschalter gibts kein Geld mehr zu beziehen. Aber im Nachbarort steht ein Automat, an dem man Gras beziehen kann. Nein, nein, kein Gras für Kühe. Sondern solches, das von Teilen der Menschheit konsumiert wird. Es ist ein CBD-Automat der Cannabisprodukte ausspuckt, die keinen Rausch auslösen. Verrückte Zeiten, in denen wir da leben. 

Alles wird digitaler, auch die Bankgeschäfte

Da geht eine Rentnerin mit ihrer Bankkarte, wohlverstanden keine Maestro- oder Kreditkarte, zum Schalter einer bekannten Grossbank, um Bargeld zu beziehen. «Tut mir leid, wir können Ihnen kein Geld mehr geben», heisst es. Doch, sie hätte noch genug Geld auf dem Konto, protestiert die Seniorin. Stimmt zwar. Aber besagte Bank führt am Schalter kein Geld mehr. Finanzangelegenheiten können nur noch am Bankomat oder in einer anderen Filiale getätigt werden. Ernsthaft? Himmel, wo leben wir fängs? Das ist ja so, wie wenn es in der Käserei keinen Käse mehr zu kaufen gäbe. Ich weiss schon, alles ändert sich und wird digitaler. Online geht das ja ganz einfach und ohne, dass man das Haus verlassen muss. Das merken wohl auch die Banken und ziehen ihre Schlüsse daraus.

Die Bank, die einem Fünf-Stern-Hotel Konkurrenz macht

Tage später blättere ich in der Zeitung, als mir ein grosses Bild ins Auge sticht. Zu sehen ist ein schöner Bereich mit Sichtmauerwerk, Sichtbalken und noblen Stehtischen. Ein weiteres Bild zeigt eine edle, stilvolle Sofaecke, neudeutsch Lounge. Wow. Zu welchem Hotel gehört wohl dieser Wellnesstempel oder Eingangsbereich? Meine Neugierde ist geweckt und ich beginne zu lesen. So erfahre ich, dass das nichts mit Wellness zu tun hat. Es ist die neue Schalterhalle einer Bank im Nachbarstädtchen. Pardon. Das heisst ja nicht mehr Schalterhalle sondern Beratungszone. Immer weniger Zahlungsgeschäfte werden am Schalter getätigt. Beratungen hingegen würden stark nachgefragt. Dem solle Rechnung getragen werden. Himmel noch mal. Wenn ich zur Bank gehe, weil ich einen Kredit brauche, will ich nicht auf dem Sofa chillen. Das kann ich abends zuhause tun. Ich will mir am edlen Stehtisch auch nicht die Beine in den Bauch stehen.

Beim Geschenksparkonto wirds kompliziert

Die Banken ziehen Kunden offensiv in die Filialen. Zur Konfirmation wollen wir dem Patenkind das errichtete Geschenksparkonto symbolisch mit der Bankkarte in einem Portmonee übergeben. Die Rechnung haben wir ohne Bank gemacht. Nur das Patenkind könne die Karte beantragen, wir jedoch nicht. Es solle doch bitte in der Filiale vorbeikommen, «Wir wollen sehen, mit wem wir es zu tun haben», heisst es am Telefon. Spinnen die? Wir reden hier von ein paar hundert Franken. Fehlt nur noch, dass sie vor einem Kundentermin hurti kurz die Kontostände checken, um das entsprechende Getränk bereitzustellen. Bei mehreren Nullen mit einem Minus vornedran gibts dann wohl mit Chlorothalonil verseuchtes Hahnenwasser. Bei zahlreichen Nullen nach dem Plus eventuell doch Chlepfmoscht.

Hanf beziehen geht einfacher als Finanzgeschäfte am Bankomat erledigen

Verändertes Kundenbedürfnis nennt man das wohl. Ich bin ja schon froh, wächst die heutige Generation mit digitaler Technik auf. Ich sehe mich schon vor dem Kasten stehen, wenn ich mal was anderes als Bargeld beziehen will. Es fängt ja schon damit an, dass ich in der Vergangenheit beim Leeren der Kinderkässeli am Automat, um den Betrag direkt aufs Konto zu bezahlen, gescheitert bin. Ich habe den Eindruck, dass es einfacher ist, CBD-Hanf aus einem Kasten zu ziehen, als Kinderkässeligeld aufs Konto einzuzahlen. Bin ich froh, sind unsere Kinder aus dem Kässelialter raus.