Suthakaran T. schmeisst mit Vorliebe Müll aus dem Autofenster. Ob das ein Er oder eine Sie ist, weiss ich halt nicht. Wäre das ein Peter oder im schlimmsten Fall ein Kevin, dann wüsste man, es ist ein Kerl, der da vor mir an der Ampel stehend seinen Mist zur Karre rauswirft. Aber bei Suthakaran weiss ich es eben nicht.
Mein Mann kennt das langsam. Er muss immer mal wieder Detektiv spielen für mich. «Was ist passiert?», fragt er dann per Handy auf meine Bitte, er möge die Autonummer überprüfen. «Der schmeisst hier gopfridli mitten in der Bundeshauptstadt am heiterhellen Tag seinen Müll aus dem Autofenster», erkläre ich wütend. Vielleicht ist es ja eben auch eine Sie. Wer weiss? Und dann kommt bei mir, trotz all des Unverständnisses gegenüber rechtsgelagerter Politik, der SVP-ler aus mir raus. «Der soll doch seinen Mist in einem Land aus der Karre schmeissen, wo man denen, die das auflesen müssen, einen Stundenlohn von 50 Rappen zahlt. Nämlich da, wo er wohl auch herkommt», motze ich ins Telefon. Ich glaube, so mag mich mein Mann. Und alle anderen Wäutus, Fridus und Housis eben auch. Sogar Alberts hätten ihre Freude an mir.
Wenn Frau zum Pitbull mutiert
In diesem Land herrscht eine Dekadenz, die mir regelmässig die Halsadern hervortreten lässt. Dann werde ich zum Pitbull. Das sind diese Listenhunde, für die man eigentlich so was wie einen Waffentragschein bräuchte. Aber die Schweiz mag Hunde, sie importiert monatlich hunderte Gossenhunde aus dem Nirwana. Natürlich auch sogenannte Listenhunde. Und die Schweiz jammert, sie habe Corona-bedingt Einbussen hinzunehmen. Am 1. August lässt die gleiche Schweiz dann Feuerwerk hoch, als ob es kein Morgen mehr gäbe. Logo, das kurbelt die Wirtschaft an. Und die Feuerwehr. Zu Hause heult derweil der Listenhund rum (und alle anderen übrigens auch) und kotzt und scheisst ach herrje den Teppich voll. Wurst, in der Ikea gibt es einen Neuen. Mit 4 Franken 90 bist du dabei! Eben, aus Ländern, wo das Volk für 50 Rappen pro Stunde arbeitet. Kinder sind übrigens noch günstiger.
Die Schweizer mögen ihre Sauberkeit
Und Suthakaran schmeisst seinen Müll aus dem Fenster. Unser Praktikant Livio findet es heikel, dass ich den Namen des Delinquenten so öffentlich schreibe. «Hey, wenn der Toni Brunner das macht, dann schreiben wir das auch einfach so hin», sage ich ihm. Ja, aber der mache das nicht, meint Livio. Stimmt wohl. Aber den Jogi Löw haben wir auch durch den Schlamm gezogen, als der sich ein einziges Mal am Sack kratzte. Und das machen alle Männer! Und Müll aus dem Auto schmeissen, womöglich plötzlich auch. Nun, in der Schweiz kann man sich das halt einfach leisten. Hier hat man Leute, die das wegmachen. Der Schweizer hat es nämlich gerne sauber. In China fressen sie Hunde am lebendigen Leib auf und wir drehen hier durch, wenn eine alte Kuh ins Schlachthaus muss. So was mögen wir nicht. Wir wollen auch keinen Müll rumliegen haben. Aber statt dem oder der Suthakaran mit aller Deutlichkeit zu sagen, dass der Müll nicht auf die Strasse gehöre, wählen wir lieber grünliberal. Weil wir gerne beides haben. Grün, aber nicht so richtig grün, nur ein bisschen grün, aber liberal genug, dass jeder machen kann, was er will.
Die Liberalität hat irgendwann ein Ende
Ich bin nur selten SVP-ler, aber was ich nie bin, ist grünliberal. Ich bin nicht liberal, wenn einer Müll zum Auto rausschmeisst. Und agronomisch bin ich auch zu weit entwickelt. Raps im Berggebiet geht einfach nicht, ihr lieben grünliberalen Grossen!