Wer ans Gute glaubt, sollte dringend die Hände vom Milchmarkt lassen. Soweit bin ich fängs. Und das ist doch schon was. Dass ich eine arglose, stets herzgewinnende Persönlichkeit bin, würde der gewohnte BauernZeitungs-Leser wohl nicht von mir behaupten, aber ich glaube, mit so einem etablierten Milchmarktakteur kann ich es in der Tat in Sachen Dreistheit nicht aufnehmen. Und wenn man dann aber das Gefühl hat, man habe es dort mit harten Jungs (oder Mädels – wir wollen ja gendergerecht werden, auch auf den schmutzigen Märkten) zu tun, der täuscht. Meine Güte, sind das schreibempfindliche Diven. Bloss keine Zeile schreiben, in der sie nicht ihrer überschwänglichen Wohltätigkeit wegen gerühmt werden.
Die feinen Herren im Milchmarkt
Was anderes, gibt es überhaupt Mädels in diesem Milchmarkt? Oder sind das überall Männer im ähnlichen oder gleichen Format, die mir da freundlich grinsend in FDP-Verkleidung vom Bild entgegenstrahlen? Frisör haben sie auch alle den gleichen. So einen, der ihnen die Haare so kämmt, dass die Frisur bereits vermittelt, dass man es da mit einer integren Gestalt zu tun habe. Vom Scheitel bis zur Sohle, alles feine Männer. Nix mit Mädels! Vom Typ her würden sich bestenfalls zwei Bundesrätinnen für diese Milchbaron-Etage eignen. In der Optik meine ich. Aber die können sich grad nicht freimachen. Die müssen dem Gesundheitsminister reinschwatzen, derweil sich der Volkswirtschaftsminister, der eigentlich meiner Meinung nach schon länger mal ein bisschen erwachen könnte, sich an seiner neuen indischen Laterne wärmt, die ihm seine Partei, die SVP, geschenkt hat. Und logo ist das nicht einfach eine gewöhnliche Laterne, nein es ist eine Milchkanne. Aber eben eine Indische. Da kommt dann vielleicht auch irgendwann die Milch her. Oder aus China, die rüsten ja auch auf. Und dann saufen nicht die Chinesen unsere Milch, wie das der amtierende Nationalratspräsident seinerzeit behauptete, sondern wir saufen die der Chinesen.
Dem Konsumenten ist das dann wurst, billig muss es sein. Kanadische würde sich auch anbieten. Da schlagen sie die männlichen Holsteinkälber gleich nach der Geburt tot. Bei uns werden sie erst zehn Tage, nachdem sie der Händler für 50 Franken auf den Höfen aufgeladen hat, geschlachtet, wenn man dem überhaupt so sagen kann. Das nennt sich edel Wurstkalb. Und jetzt sage ich euch eines: Auf unserem Betrieb könnt ihr keine RH-Stierkälber mehr kaufen für solche Machenschaften! Und wenn ihr es nicht schafft, dieses Dreckgeschäft in die richtigen Bahnen zu lenken, dann macht es irgendwann der Bund oder der Veganer!
Kalbsbrust zum Silvester-Dinner
So fertig mit Moralen! Ich mache mich jetzt bereit für die Festtage. Bei uns gibt es an Weihnachten Kalbsbrust vom Red-Holstein-Kalb. Wird sich zum Kassenschlager entwickeln. Nur abwarten und dazu statt Tee, Walliser Weisswein trinken. An Silvester werden die Viruszahlen die Blödheit des Landes widerspiegeln, und je nachdem wie unsäglich die ist, mache ich dann «Dinner for One». Das ist jetzt halt für die Ü35, kann ja nicht immer auf alle im Leben Rücksicht nehmen. Wir haben die Rollen schon verteilt. Ich bin natürlich die englische Lady, die da oben am Tisch sitzend ihren virtuellen Gästen bei jedem Gang zuprostet, Mein Mann spielt den Trunkenbolden, also den Butler und der Hund übernimmt die Rolle des Tigerfells (oder war es ein Eisbär?) am Boden, also solange er das mag. Und wie verabschieden Sie dieses Jahr, das niemand vermissen wird?